Bayer Leverkusen Bellarabi — unscheinbar inmitten der Millionentransfers

Leverkusen · 30 Millionen Euro hat Bayer Leverkusen im Sommer in neue Spieler investiert. Er aber kam zum Nulltarif – und stand bislang in jedem Pflichtspiel in der Startelf. Rückkehrer Karim Bellarabi ist bislang die Überraschung bei Bayer 04. In der letzten Saison gereift bei Absteiger Eintracht Braunschweig, scheint er unter dem neuen Trainer Roger Schmidt derzeit gesetzt – vor Millionen-Einkauf Josip Drmic und Toptalent Julian Brandt.

 Karim Bellarabi startet bei Bayer Leverkusen durch.

Karim Bellarabi startet bei Bayer Leverkusen durch.

Foto: ap

30 Millionen Euro hat Bayer Leverkusen im Sommer in neue Spieler investiert. Er aber kam zum Nulltarif — und stand bislang in jedem Pflichtspiel in der Startelf. Rückkehrer Karim Bellarabi ist bislang die Überraschung bei Bayer 04. In der letzten Saison gereift bei Absteiger Eintracht Braunschweig, scheint er unter dem neuen Trainer Roger Schmidt derzeit gesetzt — vor Millionen-Einkauf Josip Drmic und Toptalent Julian Brandt.

Sportdirektor Rudi Völler meldete sich bereits früh in der vergangenen Saison zu Wort. Bellarabi hatte gerade seine ersten beiden Liga-Assists im Dress der Braunschweiger geliefert. Und auch sonst war er als hellster Stern in einer Braunschweiger Mannschaft auf der Bundesliga-Bühne in Erscheinung getreten, die nach sechs Spielen gerade mal einen Punkt auf dem Konto hatte. Kein Wunder also, dass Völler in der "Sport Bild" schon früh die Rückkehr des Leihspielers verkündete: "Braunschweig ist perfekt für ihn, und er macht das bisher sensationell. Aber für uns war immer klar, dass wir ihn nicht verkaufen."

Zweimal Startelf und Lieblingsschüler von Schmidt

Mittlerweile ist Bellarabi bei Bayer der Gewinner der Vorbereitung. Beim 6:0-Pokalerfolg gegen Waldalgesheim war es der Deutsch-Marokkaner, der Stefan Kießling mit zwei Vorlagen belieferte. Und auch im für Bayer so wichtigen Champions-League-Play-off-Spiel in Kopenhagen (3:2) spielte der 24-jährige 83 Minuten und erzielte einen Treffer.

In der mit Hakan Calhanoglu (14,5 Millionen Euro Ablöse), Josip Drmic (6,8 Millionen) und Heung-Min Son (10 Millionen) seit letztem Sommer aufgemotzten Offensive ist es der kostenlose Rückkehrer, der sich fast unscheinbar einen Stammplatz gesichert hat. Ausgerechnet Bellarabi, dem man in der Vergangenheit hier und da eine gewisse Schludrigkeit nachsagte, scheint jetzt Lieblingsschüler des neuen Trainer zu sein. "Karim hat vom ersten Tag an einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Er ist sehr motiviert und stand nicht umsonst in vielen Testspielen in der Anfangsformation. Unsere Spielidee kommt ihm sehr entgegen."

Keine Spur von alten Allüren

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Als Rechtsaußen hat er derzeit die Nase vorn vor dem 18-jährigen Brandt, der allerdings auch noch die U19-EM in den Knochen sitzen hat und dadurch Teile der Saisonvorbereitung verpasste. Bellarabi ist als schneller, ideenreicher Spielertyp wie gemalt für das umschaltorientierte Spiel, das Schmidt vorgibt. Ansprüche stellt er trotzdem nicht: "In Leverkusen ist der Konkurrenzkampf groß, aber wir brauchen auch viele Spieler."

Am Dienstag hatte er ein Foto auf Facebook hochgeladen: Bellarabi, mit einem Sack Bälle über die Schulter geworfen, gibt sich nicht zu schade auch mit anzufassen. Bei Braunschweig wetterte sein Trainer Torsten Lieberknecht in der letzten Saison einmal nach dreiminütiger Verspätung zum Frühstück: "Das hat etwas mit Werten zu tun, bei uns ist kein Platz für Allüren." — und suspendierte ihn. Bellarabi hatte verschlafen.

Bei Bayer scheint so etwas nicht mehr vorzukommen. Sonst hätte Völler nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Kopenhagen am Dienstag wohl nicht gleich wieder betont: "Wir haben uns vor der Saison gefragt: Was machen wir mit Karim? Dann haben wir ihn in der Vorbereitung dazugenommen und mittlerweile sind seine Startelf-Einsätze absolut gerechtfertigt."

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