Vierter Treffer im zehnten Spiel Stindl betreibt Eigenwerbung im DFB-Dress

Köln · Borussias Stürmer hat sich zu einem Nationalspieler mit Profil entwickelt, wichtige Tore sind sein Markenzeichen. Einen solchen Spieler kann Jogi Löw bei der WM in Russland wohl gut gebrauchen.

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Foto: dpa, rwe gfh

Wohl dem Trainer, der in wichtigen Momenten auf Spieler mit Erfahrung zurückgreifen kann. Wie nun Bundestrainer Joachim Löw. Als sich die Niederlage abzeichnete gegen Frankreich, schickte er Borussias Kapitän Lars Stindl auf den Rasen der Kölner Arena. Eben da hatte eben der am 8. April ein heldisches Tor erzielt, den 3:2-Derby-Siegtreffer für Gladbach. Stindl kam, sah und erfüllte Löws Hoffnung: In der dritten Minute der Nachspielzeit schoss er nach Mario Götzes Vorlage das 2:2. Stindl kann's in Köln.

"Mario lässt ihn super reinklatschen, dann stehe ich frei vor dem Tor und glücklicherweise ist der Ball reingegangen", sagte Stindl. "Wir haben nicht aufgesteckt und sind noch belohnt worden", schob er nach und sprach von einem "rundum gelungenen Jahr für den DFB". Für ihn und seine DFB-Geschichte gilt das insbesondere: Aus dem scheinbar Vergessenen ist 2017 ein Nationalspieler mit Macher-Profil geworden, dessen Markenzeichen entscheidende Tore sind. Wie der Siegtreffer im Confed-Cup-Finale oder nun das 2:2 gegen die Franzosen, das den deutschen Unbesiegbarkeits-Nimbus wahrte, ein wichtiges Tor für das Gefühl also. Denn das Vor-WM-Jahr mit einer Niederlage zu beenden, wäre nicht so fein gewesen.

Somit hat Stindl seine kurze Einsatzzeit bei diesem Länderspiel-Doppelpack extrem gut genutzt für die Eigenwerbung. Knapp zehn Minuten spielte er nur, doch er zeigte Löw: Wenn es darauf ankommt, bin ich da. Solche Männer braucht der Bundestrainer bei der WM.

Während sich Jannik Vestergaard sitzend, weil durchweg Bankdrücker, durch Dänemarks 5:1 in Irland für die WM qualifizierte und Thorgan Hazard als einziger Borusse gestern Abend durchspielte, war Stindl der deutsche Joker - und ganz Köln jubelte dem Gladbacher zu. Das war natürlich anders im April, da war sein Tor eher ein Stimmungskiller für Köln.

Nun, 60 Kilometer entfernt in Gladbach, wird Stindls Klub-Trainer Dieter Hecking die Tat seines Vorarbeiters mit einiger Zufriedenheit zur Kenntnis genommen haben. Denn Stindl hat sich nicht überanstrengt bei der Länderspiel-Tour und bringt trotzdem einen Berg Selbstvertrauen mit wegen des vierten Treffes im zehnten Länderspiel. Das passt zum Gesamtbild, denn alle Gladbacher Länderspielreisenden mit Stammplatz-Faktor hatten positive Erlebnisse: Yann Sommer, Denis Zakaria, Nico Elvedi und Vestergaard haben das WM-Ticket gelöst (die letzten beiden indes teilnahmslos), Hazard hatte viel Spielzeit und Stindl das Torerlebnis.

Ein solches war ihm zuvor vier Pflichtspiele lang verwehrt geblieben. So richtig rund lief es zudem nicht bei ihm. Ein Tor jedoch gibt immer neue Energie und Elan, zumal, wenn es ein Gladbacher in Köln fabriziert und es trotz des Freundschaftsspiels eine gewisse Relevanz hat. Dass Stindl bei seinem Tor die viel zitierte Tiefe fand, ist nebenbei gut zu wissen, denn dieses Kunststück ist auch am Samstag gefragt, wenn Borussia in Berlin spielt bei der kompakten Hertha. Und dass Stindl Joker-Qualitäten hat, ist, je nach Ansatz, auch gut zu wissen für Hecking. Wie auch immer, für ihn gilt wie für Löw: Wohl dem Trainer, der in wichtigen Momenten auf Spieler mit Erfahrung zurückgreifen kann.

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