Borussia Mönchengladbach Neuer Trainer: Das Profil ist klar umrissen

Mönchengladbach · Mönchengladbach sucht einen deutschsprachigen Trainer mit vielen Talenten als Nachfolger für Lucien Favre. Der Neue soll offensiven Fußball spielen lassen.

Borussia Mönchengladbach: Profil des neuen Wunschtrainers ist klar umrissen
Foto: dpa, imago, RP

Am Tag danach war bei Max Eberl der Unglaube über das Unbegreifliche in tiefe Traurigkeit umgeschlagen. Aber dass der Rücktritt von Trainer Lucien Favre am Sonntag nur ein böser Traum gewesen sein könnte, dieser Hoffnung hatte sich Borussias Sportdirektor gar nicht erst hingegeben. Und so stand Eberls 42. Geburtstag eben im Zeichen des Neustarts. Man werde die Mannschaft wegen der sportlichen Krise nicht aus der Champions League abmelden, hatte Eberl jüngst scherzhaft gesagt. Und genauso wird Borussia auch jetzt nicht den Spielbetrieb einstellen, nur weil der Trainer nicht mehr Favre heißt. "Der Verein steht über jeder seiner handelnden Personen", stellte Eberl klar.

Man habe Favres Rücktritt nicht angenommen, man habe um Favre gekämpft, "denn er war ja nun kein Trainer, der nur mal als Passant da war. Er war der perfekte Trainer für uns. Aber es hat nichts genutzt. Er hat gesagt, er habe Angst, keine Lösungen mehr zu haben", erklärte Eberl. Viel Zeit, sich den Kopf über Favres tiefergehende Beweggründe zu zermartern, haben sie bei Borussia aber nicht, schließlich steht am Mittwoch für den nach fünf Spieltagen immer noch punktlosen Tabellenletzten das Spiel gegen Augsburg an.

Da wird dann André Schubert auf der Borussen-Bank sitzen. Der U23-Trainer, der zuvor auf St. Pauli und in Paderborn gearbeitet hatte, ist als Übergangslösung auserkoren. Die Hoffnung ist, dass der 44-Jährige mit neuer Ansprache, neuen Ideen und Reizen die Talfahrt stoppen kann und Borussia in ruhigerem Fahrwasser an die langfristige Lösung auf der Bank übergibt.

Um den perfekten Nachfolger für "einen der besten Trainer, die ich je getroffen habe" (Pep Guardiola am Montag über Favre), zu finden, will Eberl nichts überstürzen. "Ich habe mir kein Zeitfenster gesetzt", sagte er. "Wir werden in keinerlei Hektik verfallen, aber wir haben natürlich Dinge im Kopf." Das Profil des künftigen Gladbacher Trainers ist dabei klar umrissen, die Ansprüche sind durch die Favre-Jahre gewachsen. Der Neue muss ein Typ mit eigener Persönlichkeit sein, der junge Spieler weiterentwickelt und taktisch flexiblen, offensiven Fußball spielen lässt. Deutschsprachig, kommunikativ, erfahren in der Bundesliga - diese Aspekte sind dabei genauso gefragt wie eine schnelle Verfügbarkeit, wobei Eberl selbst realistisch einräumte, dass die besten Trainer im September eben irgendwo unter Vertrag stünden.

Einer, der seit Sommer vereinslos ist, ist Jürgen Klopp. Der Dortmunder Meistermacher wäre die größtmögliche, aber eben auch eine eher unrealistische Lösung. Eberl ließ gestern wissen, er habe Klopp noch kein Angebot gemacht. Vom Profil her fast schon logischer Wunschkandidat dürfte Augsburgs Markus Weinzierl sein. Das Problem beim Macher hinter dem FCA-Aufschwung: Er steht nicht nur unter Vertrag, er verlängerte diesen trotz ernsthaften Interesses aus Schalke bis 2019. Thomas Schaaf wäre verfügbar und bringt aus seinen Bremer Jahren Erfahrung aus der Champions League wie aus dem Abstiegskampf mit. Gleiches gilt für Jens Keller, den sie auf Schalke zwar als zu grau in der Außendarstellung empfanden, der aber sportlich mit Königsblau Erfolg hatte.

Weil Eberl aber auch bekannt dafür ist, in Sachen Personal schon mal um die Ecke zu denken, rücken Überraschungskandidaten wie der Ex-Bundesligaprofi und frühere kroatische Nationaltrainer Niko Kovac oder Frank Schmidt in den Fokus, der seit Jahren in Heidenheim bemerkenswerte Arbeit abliefert. Der Name Jupp Heynckes fällt in Gladbach fast zwangsweise. Und selbst wenn der mittlerweile 70-Jährige nicht als Trainer infrage kommen sollte, "wenn er einen Ratschlag für mich hat, werde ich mir den immer anhören", sagte Eberl.

(klü)
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