Köln - Schalke 2:0 Köln feiert Klassenerhalt — Schalke muss zittern

Köln · Hennes der Achte, seines Zeichens Aufstiegsgeißbock, ist vor dem Spiel kaum zu halten. Das Wappentier des 1. FC Köln will auf seine Weide im Stadtteil Müngersdorf. Die traumatischen Erlebnisse der vergangenen Monate, hat er offensichtlich ganz gut verdaut. Anthony Ujah hatte ihn nach einem Torerfolg an den Hörnern gepackt und kräftig durchschüttelt. Der Angreifer sah sich kurz danach in der Pflicht, das Tier um Entschuldigung zu bitten. "Hennes ist mein bester Freund", verkündete der Nigerianer nach der Aussprache.

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Hennes muss allerdings ganz tapfer sein, denn Ujah interpretiert das mit der engen Freundschaft wohl etwas lockerer und feiert demnächst mit den Bremer Stadtmusikanten — vor ein paar Tagen wurde sein Wechsel zu Werder bekannt. Ein Foto, auf dem er unter dem Slogan "100% Werder" posierte, sorgte nicht nur bei Hennes für Verstimmungen.

Das Publikum empfing Ujah dementsprechend kritisch beim Heimspiel gegen den FC Schalke 04. Am Ende des Arbeitstages gibt es für Ujah, Hennes und die Anhängerschaft die beruhigende Erkenntnis, dass es in der nächsten Saison mindestens zwei Wiedersehen geben wird. Denn mit dem 2:0 gegen die Knappen hat der Effzeh vorzeitig den Klassenerhalt gesichert. Marcel Risse (34.) und Yannick Gerhardt (89.) haben die Tore erzielt.

Spätestens jetzt haben sich alle wieder total lieb. "Ujah hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Es wäre falsch, wenn man böse oder beleidigt ist und ihn nicht spielen lässt", befindet Jörg Schmadtke. Nach einer Stunde und wenig Torgefahr ist der Einsatz der Offensivkraft beendet. Die Aufarbeitung der Ereignisse wollen nicht alle so schnell abhaken. "100 Prozent Werder, 0 Prozent FC: Mach, dass Du wegkommst", steht auf einem Plakat, bei der Verlesung der Mannschaftsaufstellung. Bei seiner Auswechslung gibt es nicht zu überhörende Pfiffe. Der Kölner Manager ist indes um maximale Harmonie bemüht, in einem für den Klub gewiss bedeutenden Moment. "Das Besondere finde ich", sagt er, "ist, dass wir mit dem Zweitliga-Kader und wenigen Veränderungen relativ konsequent durch die Liga gegangen sind."

Das hat der Erste Fußballklub Köln auch an diesem Nachmittag unter Beweis gestellt. Es ist zu keinem Zeitpunkt erkennbar, dass auf der einen Seite ein Aufsteiger steht, und auf der anderen ein hoch dekoriertes Ensemble mit dem selbst gesteckten Ziel Champions League. Schon eine ganze Weile ist klar, dass Schalkes internationale Ambitionen sich künftig maximal auf die Europa League erstrecken werden. Doch auch dieses Ziel ist in ernster Gefahr. Die Königsblauen haben nur zwei der letzten zwölf Spiele gewonnen, sind 2015 noch ohne Auswärtssieg in der Bundesliga und blieben dabei in acht Spielen fünfmal ohne Tor.

Es taugt nicht wirklich als Mutmacher, dass die Mannschaft von Trainer Di Matteo im Saisonfinale auf die Abstiegskandidaten SC Paderborn und Hamburger SV trifft. Schalke hat auf Rang sechs nur noch jeweils zwei Punkte Vorsprung auf Revierrivale Dortmund und Bremen.

Die mitgereisten Fans aus Gelsenkirchen haben wieder einmal Minimaltugenden bei ihrem Team angeprangert. "Wir wollen Euch kämpfen sehen" — sie hätten aber fordern können: "Wir wollen Euch spielen sehen" oder "Wir wollen ein taktisches Konzept sehen". Nichts davon war vorhanden. Ein Armutszeugnis in Blau und Weiß. "Natürlich bin ich dafür verantwortlich, wenn die Mannschaft unsere taktischen Vorgaben nicht umsetzen kann", sagt Di Matteo zerknirscht. "Das ist einfach zu wenig gewesen."

In Köln ist man dagegen sehr zufrieden mit sich. "Ich bin sehr stolz auf uns", sagt Stöger. Draußen im Stadion schunkeln die Fans glückselig und stimmen den Hit der Session an: "Nie mehr Zweite Liga."

(sid)
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