Bundesliga-Managerspiele Deutschland hinkt USA trotz Boom weit hinterher

Mit Beginn der Bundesliga haben auch kommerzielle Tipp- und Managerspiele wieder Konjunktur. Im Vergleich mit den USA ist Deutschland allerdings noch Entwicklungsland.

Carlo Ancelotti gibt im Pokalspiel der Bayern in Chemnitz die Richtung vor. Tausende Spieler tun dies auch in Managerspielen.

Carlo Ancelotti gibt im Pokalspiel der Bayern in Chemnitz die Richtung vor. Tausende Spieler tun dies auch in Managerspielen.

Foto: rtr, RC

Einmal Uli Hoeneß spielen. Oder Carlo Ancelotti. Oder jede Woche den Experten raushängen lassen, wie die vielen Prominenten, die vor einem Spiel sagen sollen wie es ausgeht. Ist alles möglich, zumindest virtuell. Im Internet haben die Millionen selbsternannten Manager oder Bundestrainer oder Besserwisser die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Wenn am Freitag mit der Begegnung zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen die Bundesliga beginnt, haben die Manager- und Tippspiele wieder Hochkonjunktur. Mehr als zwei Millionen Mitspieler sind bei "kicktipp" angemeldet, dort müssen allerdings nur Ergebnisse vorausgesagt werden. Preisgeld oder Preise machen teilnehmende Gruppen untereinander aus.

Anspruchsvoller geht's bei "Comunio", beim "kicker" oder bei "Kickbase" zu. Dort sind die Strategen gefragt, Transfers müssen getätigt, danach eine Mannschaft aufgestellt werden. "Comunio" hatte 2013 knapp über 600.000 Nutzer, schweigt sich über die aktuelle Zahl aber aus. Der "kicker" zählt 190.000 bei diversen Managerspielen, über 540.000 bei seinem Tippspiel. "Kickbase" gibt an, eine Million mal sei seine App heruntergeladen worden — unter anderem von Bundesliga-Profis. Der Anbieter kooperiert nun außerdem mit dem TV-Sender Sky.

Die Managerspiele bringen konstant Klickzahlen — und damit Werbeeinnahmen. Die Gegenleistung? Der "kicker" hat immerhin eine Reise für zwei Personen nach Bali für den Gewinner seines Tippspiels ausgelobt, ansonsten sind die Spielereien zunächst genau das: Spielereien. Ab der kommenden Saison gibt es jedoch erstmals auch ein Spielangebot, bei dem analog zum Online-Poker tatsächlich auch Geld ausbezahlt wird: "teamstr" heißt der Anbieter.

Fantasy Sport ist in den USA eine Goldgrube

Der Grundgedanke bleibt gleich: einen Kader, eine Mannschaft zusammenstellen und das besser machen als andere Mitspieler. In englischsprachigen Ländern heißt das Fantasy Sport, gerade in den USA ist daraus eine Industrie mit enormem Wachstumspotenzial entstanden. Drei bis vier Milliarden Dollar setzen die Anbieter derzeit um, im Jahre 2020 sollen es bereits 14 Milliarden sein.

In den USA müssen die "Manager" nicht nur für das Wochenende planen, sondern täglich. Die 30 Klubs der Baseball-Profiliga etwa kommen auf je 162 reguläre Saisonspiele. Die großen Anbieter wie FanDuel oder DraftKings bieten in den USA deshalb schon "Daily Fantasy Sports" an. Die Ausgaben der Mitspieler stiegen dadurch von fünf Dollar jährlich in 2012 auf 257 Dollar jährlich in 2015.

Das Potenzial an Spielern scheint gewaltig. Eine Studie aus dem Jahr 2011 zeigt, dass damals bereits 33,5 Millionen Amerikaner über zwölf Jahren Fantasy Sports spielten. Die großen Anbieter versprechen neben Sachpreisen, oft Reisen, Geldpreise in einer Höhe von bis zu einer Million Dollar. Immer mehr professionelle Spieler, genannt "Haie", mischen deshalb nun mit.

Das größte Fußball-Managerspiel ist jenes der englischen Premier League. Es wird von der Premier League selbst betrieben und lockt mit attraktiven Sachpreisen, die auch wöchentlich und monatlich zu gewinnen sind. Der Jahressieger erhält unter anderem VIP-Pakete für zwei Liga-Spiele, einen Sieben-Tage-Urlaub und eine Uhr — und die Sponsoren die Kontaktdaten der Mitspieler.

In Deutschland ist das alles noch eine Nummer kleiner. Auch bei Vorreiter "teamstr". 110.000 Interessierte haben sich bislang die App heruntergeladen. Ob und wie viel Geld ausgeschüttet wird, hängt auch bei diesem Start-up davon ab, ob und wie viele Mitspieler wie viel Geld einbezahlen.

(sid)
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