Bundesliga will mehr Geld verdienen Noch weniger Spiele samstags um 15.30 Uhr?

Düsseldorf · DFL-Chef Seifert deutet eine weitere Zersplitterung der Bundesliga-Spieltage an.

Das bekommen die europäischen Top-Ligen
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Foto: AP, AP

Diese rhetorische Frage ist brisant — vor allem weil sie von einem einflussreichen Absender kommt. "Sind wir bereit, unpopuläre Maßnahmen zu treffen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?", fragt Christian Seifert, der Vorstandschef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in "Bild". Mit den "unpopulären Maßnahmen" meint er eine weitere Zersplitterung der Spieltage.

Seit 2009 verteilen sich die neun Begegnungen normalerweise auf fünf Anstoßzeiten zwischen Freitag- und Sonntagabend. Lediglich fünf Partien finden in der Regel am klassischen Bundesliga-Termin samstags ab 15.30 Uhr statt. Je mehr Spiele einzeln zu einer Uhrzeit stattfinden, desto besser lassen sie sich im Pay-TV vermarkten und desto höher kann der Preis liegen, den die Liga für die Rechte verlangt.

Absurd hoher Vertrag in England

Dass die Bundesligisten und die DFL als ihre Interessenvertretung möglichst hohe Beträge erlösen wollen, liegt in der Natur der Sache. Seit diesem Dienstag haben die Kaufleute ein weiteres Argument auf ihrer Seite: Die englische Premier League hat einen so absurd hohen Fernsehvertrag abgeschlossen, dass die Bundesliga im Vergleich zur einnahmestärksten Liga der Welt noch weiter ins Hintertreffen gerät. Bislang kassierten die Premier-League-Vereine zusammen knapp fünf Milliarden Euro für drei Jahre, dank des neuen Vertrags sind es nun 6,9 Milliarden Euro.

Die Klubs der beiden Bundesligen bekommen in der laufenden Saison 690 Millionen Euro, in der Saison 2016/17 werden es 835 Millionen Euro sein. Der anschließende Vertrag wird sicher die Milliarden-Marke brechen. "Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb der Ligen", sagt DFL-Chef Seifert jetzt, "von daher benötigen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga." Also noch weniger 15.30 Uhr-Spiele? England spielt ja auch schon samstags zur Mittagszeit und am Montagabend Erstliga-Fußball, Spanien nutzt unter anderem den späten Sonntagabend. Der Bundesliga stünde noch der Samstagabend zur Verfügung.

Bundesliga für Topstars attraktiv

Dass gerade jetzt die Sorge um die Wirtschaftskraft der Liga auftritt, ist kurios, zumal die DFL zum zehnten Mal hintereinander einen Umsatzrekord meldete (2,4 Milliarden Euro) und ihr Präsident Reinhard Rauball die "wirtschaftliche Prosperität" bejubelte. Der Wechsel von Weltmeister André Schürrle vom FC Chelsea zum VfL Wolfsburg für über 30 Millionen Euro zeigt, dass Deutschland für Topstars nach wie vor von großem Interesse ist. Borussia Dortmund bewies auch gerade Stärke, als der Klub den international gefragten Marco Reus zur Unterschrift unter einen bis 2019 laufenden und mit jährlich acht Millionen Euro dotierten Vertrag bewegte.

Zur Erinnerung: "Fünf Anstoßzeiten pro Spieltag sind sicher das Maximum", sagte Seifert. Das war 2008. Geschwätz von gestern?

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