Zwei Patzer beim 2:2 in Turin Youngster Kimmich — "perfekte Leistung" mit Schönheitsfehlern

Turin · Kurz nach Mitternacht war der Frust beim FC Bayern im noblen "Salone delle Feste" schon wieder verflogen. Pep Guardiola sprach stolz von einem "der besten Spiele meiner Karriere als Trainer".

Juventus Turin - FC Bayern München: Die Speiler in der Einzelkritik
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Juve - Bayern: Einzelkritik

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Karl-Heinz Rummenigge schwärmte bei Schwertfisch "Trapanese" und Kalbsmedaillons in Haselnusskruste von einem "großartigen Spiel" und gar von einem "der besten Champions-League-Achtelfinals, die ich je miterlebt habe". Dass die Münchner beim 2:2 (1:0) gegen Juventus Turin eine 2:0-Führung leichtfertig verspielt hatten, war beim Bankett im mondänen Mannschaftshotel Principi di Piemonte (fast) schon vergessen.

"Ich glaube, wir sollten nicht den Fehler machen und mit diesem Ergebnis hadern. Das ist ein sehr, sehr gutes Ergebnis, das uns die Tür für die Qualifikation zum Viertelfinale sehr weit offen hält", betonte Rummenigge bei seiner kurzen Rede - und rund 400 Edelfans spendeten Guardiola und seinen Stars tosenden Applaus. Er sei für das Rückspiel am 16. März in der Allianz Arena "optimistisch", fügte der Vorstandschef gut gelaunt an.

Nach Toren von Weltmeister Thomas Müller (43.), der seinen 34. Treffer in der Königsklasse erzielte, und Arjen Robben (55.) verpassten die Münchner in der "Hölle" von Turin allerdings eine komfortablere Ausgangsposition. Paulo Dybala (63.) und Stefano Sturaro (76.) glichen für den Vorjahresfinalisten noch aus.

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Mandzukic und Lewandowski Kopf-an-Kopf

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Enttäuschung in der Bayern-Kabine

Dies hatte zumindest kurzzeitig für Verstimmung bei den Münchnern gesorgt. "In der Kabine war schon ein bisschen Enttäuschung da. Wenn man 2:0 führt gegen so einen Gegner, dann muss man das zumachen", sagte Robben. Müller sprach von einer "guten Leistung mit einem leicht ärgerlichen Ergebnis. Wenn du 2:0 vorne liegst, dann fühlt es sich nicht so gut an".

Dass die Bayern den Rückflug am Mittwochmittag nicht völlig unbeschwert antreten konnten, lag an zwei Fehlern von Youngster Joshua Kimmich, die die alte Dame eiskalt ausnutzte. Beim ersten Gegentreffer patzte Kimmich bei der Ballannahme vor dem eigenen Sechzehner, beim zweiten Gegentor kam er einen Schritt zu spät. Doch Vorwürfe gab es keine, zumal der Aushilfs-Innenverteidiger in der "Zwergen"-Abwehr bis zu seinem ersten Patzer überzeugend aufgetreten war.

"Seine Leistung war perfekt", meinte Guardiola übertrieben. Kimmich habe einen "sehr guten Job" gemacht", fügte Kapitän Philipp Lahm an. Deshalb müsse man den 21-Jährigen auch "nicht aufbauen", sagte Torwart Manuel Neuer.

Thomas Müller erzielt Führung für den FC Bayern München in Turin
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"Unsichtbarer" Müller erzielt Bayerns Führung in Turin

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Der Blick der Bayern, auf die am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) beim VfL Wolfsburg erst einmal der Liga-Alltag wartet, ging ohnehin schon nach vorne. "Wir sind absolut positiv gestimmt. Man hat gesehen: Die Mannschaft lebt, wir haben einen sehr guten Teamspirit", betonte Jubilar Lahm nach seinem 100. Spiel in der Königsklasse. Deshalb mache er sich für den 16. März "keine Sorgen".

Müller erwartet in drei Wochen "einen heißen Tanz". Man müsse das Rückspiel "mit viel Herz und Leidenschaft angehen", forderte Robben bei Sky und warnte gleichzeitig: "Man hat gesehen, dass Juve immer gefährlich bleibt."

Deshalb legte Lahm bei Fragen zum Triple auch Zurückhaltung an den Tag. "Triple ist ein großes Wort, und das geht sehr, sehr weit", sagte er, "aber wir haben alle Möglichkeiten, ins Viertelfinale einzuziehen — und das ist unsere Aufgabe."

Bei Juve war die Zuversicht nach dem Remis erst einmal nicht so groß. Man sei zwar "phänomenal" zurückgekommen, konstatierte der schwache Weltmeister Sami Khedira: "Aber das 2:2 spricht erst einmal für die Bayern. Es ist alles möglich, aber es wird unheimlich schwer." So ein Spiel sei "wichtig", meinte Turins Trainer Massimiliano Allegri, "um meine Spieler wachsen zu lassen". In München werden sie über sich hinauswachsen müssen.

(seeg/sid)
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