Debakel bei der U21-EM in Israel Löw-Vertrauter Rainer Adrion muss gehen

Düsseldorf · Hrubesch übernimmt wieder das Nachwuchsteam. Sein glückloser Vorgänger war Wunschkandidat des Bundestrainers.

Debakel bei der U21-EM in Israel: Löw-Vertrauter Rainer Adrion muss gehen
Foto: dpa, Roland Weihrauch

Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist man eifrig darum bemüht, maximale Harmonie zu demonstrieren. Die Entscheidung, Rainer Adrion von seinen Aufgaben als Trainer der U21-Nationalmannschaft zu entbinden, sei auch "in Abstimmung mit der sportlichen Leitung der Nationalmannschaft um Bundestrainer Joachim Löw" gefallen.

Adrion selbst, dem das peinliche Aus bei der Vorrunde der Europameisterschaft in Israel zur Last gelegt wurde, wird mit der Aussage zitiert, er würde den Weg frei machen, für "einen perspektivischen und unbelasteten Neuanfang". Horst Hrubesch, seinem Vorgänger, wird genau das zugetraut. Hrubesch, der mit dem Team 2009 den EM-Titel gewann, soll die neue U 21-Nationalmannschaft zur EM-Endrunde 2015 in Tschechien führen.

Vor einigen Tagen hörte sich das ganz anders an. Da hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach noch Adrion die volle Rückendeckung des Verbandes versichert: "Ich stehe zu Rainer Adrion. Er macht weiter." Mit etwas Abstand verkündete Niersbach nun: "Es ist das gemeinsame Ergebnis der sportlichen Analyse, dass beim Neuaufbau besser auch ein neuer Trainer dabei ist." So schnell kann es gehen.

Hrubesch hatte mit seiner Art Erfolg

Mit Adrion muss ein enger Vertrauter von Löw abtreten. Der Bundestrainer war es, der auch gegen Widerstände innerhalb des Verbandes auf Adrion als Verantwortlicher der U21 bestanden hatte. Hrubesch wurde intern versetzt (U18), weil er als nicht so visionär eingestuft wurde. Immerhin hatte er aber mit seiner Art Erfolg. Adrion war weitaus verschlossener und dementsprechend vielen nicht ganz so nah. Man muss nicht ganz so viel hineininterpretieren, um das Aus für Adrion auch als Machtverlust für Löw zu werten. Und das in einer Phase, in der es Löw innerhalb des DFB ohnehin nicht leicht hat. Bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor ist er nicht mehr mit eingebunden.

Andere debattieren dafür munter, welche Kompetenzen der Nachfolger von Robin Dutt (jetzt Trainer des SV Werder Bremen) nach seinem zehnmonatigen Gastspiel beim DFB haben sollte. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) in Person ihres Geschäftsführers Andreas Rettig hat genaue Vorstellungen der breiten Öffentlichkeit anvertraut. Rettig forderte ein Mitspracherecht der DFL bei der Neubesetzung der Planstelle und eine Aufwertung des Amtes mit mehr Kompetenzen. "Was wir in der letzten Zeit erlebt haben, war ein Stück weit Sommertheater", befindet Niersbach. "Es gibt kein Auseinanderdriften zwischen DFB und Liga. Es ist nicht die 365-Tage-Harmonie, aber auch kein grundsätzliches Misstrauen."

In der kommenden Woche wollen sich DFB und Liga zu einem Spitzengespräch treffen. Alles soll ganz harmonisch sein. Man hat sich halt nur viel zu erzählen.

(RP/spol)
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