Für die Fußballer geht es heute um die Qualifikation für das Turnier im kommenden Jahr in Rio de Janeiro. Mit einem Punktgewinn gegen Tschechien würde die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch nicht nur das Halbfinale der EM erreichen, sondern auch die Zulassung für Olympia schaffen.

Zuletzt hatte ein deutsches Fußballteam der Männer 1988 in Seoul an Olympischen Spielen teilnehmen dürfen. Das Team um den späteren Weltmeister Jürgen Klinsmann gewann Bronze. Es hatte einen stark rheinischen Einschlag: Uwe Kamps (Mönchengladbach), Thomas Hörster (Bayer Leverkusen), Holger Fach, Rudi Bommer, Wolfgang Funkel (alle Bayer Uerdingen), Thomas Häßler, Armin Görtz und Olaf Janßen (alle 1. FC Köln) gehörten zum Aufgebot des Kölner Trainers Hannes Löhr.

Bis zur wegweisenden Entscheidung auf dem Kongress 1981 in Baden-Baden, der Olympia für Profis öffnete, traten nur Amateur-Nationalmannschaften bei den Spielen an. 1972 in München gehörten zum Beispiel der spätere Trainer Ottmar Hitzfeld und der spätere Manager Uli Hoeneß zur deutschen Mannschaft. Anders als etwa im Basketball traten im olympischen Fußballturnier aber auch nach "Baden-Baden" nicht die A-Mannschaften an. Die Fifa hat Sorge, dass der Wert ihrer Weltmeisterschaft durch Olympische Spiele verwässert werden könne. Nach den gültigen Regularien dürfen Spieler unter 23 Jahren sowie drei ältere Profis eingesetzt werden. Im britischen "Team GB" stand zum Beispiel vor drei Jahren Ryan Giggs von Manchester United (damals 38 Jahre), der mit der Mannschaft von Wales nie an einem internationalen Turnier teilnehmen konnte.

Horst Hrubesch, dessen aktuelle U 21 das Gerüst des Teams für Rio stellen würde, sagt: "Wenn man die Möglichkeit hat, in dem Sport, den man liebt, um olympische Medaillen zu spielen, dann sollte man sich dieses Ziel auch setzen." Für den Europameister von 1980 wäre Rio im Rentenalter von 65 Jahren vielleicht der letzte Höhepunkt der Karriere.

Die deutsche Olympia-Mannschaft könnte die Fußballer in Rio gut gebrauchen. Eine Rückkehr ins Maracana zwei Jahre nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft an gleicher Stelle wäre eine schöne Geschichte. Für London 2012 hatte sich - bis auf die beiden Hockey-Mannschaften - kein deutsches Ballsport-Team qualifiziert. Die Hockey-Teams haben beide bereits die Zulassung für Rio de Janeiro, die Handballerinnen bekommen dank einer Wildcard für die WM eine zweite Chance, in allen anderen Sportarten läuft die Qualifikation. Die Fußballerinnen müssten das laufende WM-Turnier in Kanada mindestens als drittbestes europäisches Team abschließen.

Sollten sich die Männer des DFB für qualifizieren, geriete allerdings die Bundesliga in Probleme. Die Klubs müssen die Spieler nicht für Olympia abstellen, weil das Turnier (3. bis 20. August) nicht im offiziellen Kalender der Fifa steht. Der DFB erhofft sich aber die Solidarität der Vereine. 1988 hatte die Bundesliga wegen der Olympischen Spiele, die damals in der zweiten Septemberhälfte stattfanden, vier Wochen Pause eingelegt. So viel Rücksichtnahme des Fußballs auf Olympia ist für nächstes Jahr kaum zu erwarten. Denkbar wäre allerdings ein später Saisonstart. Die Spielzeit 2014/15 begann nach der WM in Brasilien auch erst am 22. August. Entschiede sich die Liga für entsprechende Ansetzungen im kommenden Jahr (Start am Freitag, 26. August), würden ihre Olympia-Spieler in der üblicherweise vorgelagerten Pokalrunde und in der Vorbereitung fehlen. Die Deutsche Fußball-Liga gibt zu entsprechenden Überlegungen keine Kommentare ab.