Nach Sieg bei den Australian Open Federer will Nadal vom Ranking-Thron stoßen

Melbourne · Im biblischen Tennisalter von 36 Jahren und dekoriert mit 20 (!) Grand-Slam-Titeln hat Roger Federer noch immer große Ziele. Die Rückkehr an die Spitze der Weltrangliste ist das nächste.

Australian Open 2018: Roger Federer feiert Titel mit Champagner
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Federer gönnt sich nach Titel ein Glas Champagner

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Der letzte Ausflug vor der Heimreise führte Roger Federer in den Park. Vor der Kulisse des historischen Government House in Melbourne, nach nur wenigen Stunden Schlaf, präsentierte er sich und seinen treuen Begleiter Norman auf der grünen Wiese ein letztes Mal der Weltpresse. "Ich bin noch immer ein bisschen verwirrt, dass jetzt alles vorbei ist und dass ich es geschafft habe", sagte Federer am Morgen nach dem triumphalen Schlussakt der Australian Open.

Im dicht getakteten Zeitplan des Großmeisters aus der Schweiz war nur wenig Platz, um das Geschehene zu verarbeiten. Bis tief in die Nacht hatte er Rede und Antwort gestanden, nebenbei ein Glas Champagner gestürzt und immer wieder geduldig erklärt, wie er im Fünfsatzkrimi gegen den Kroaten Marin Cilic die Nerven bewahrt und so seine Sammlung auf 20 Grand-Slam-Trophäen erweitert hatte.

Australian Open 2018: Pressestimmen zu Roger Federer und seinen Sieg
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Pressestimmen zu Roger Federers Sieg

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Der Norman Brookes Challenge Cup ("Norman") des Jahres 2018 wird seinen Platz in Federers Pokalkabinett finden, das damit jedoch längst nicht vollständig ist. Selbst im biblischen Tennisalter von 36 Jahren findet Federer noch immer Gründe genug, um sich für die Zukunft zu motivieren. "Das Alter ist kein Thema, es ist nur eine Zahl", sagte Federer und trat all den Skeptikern entgegen, die ihn nach dem nächsten Titel schon bald im Ruhestand wähnten.

"Ich habe drei Slams in den letzten zwölf Monaten gewonnen, ich kann es selbst kaum glauben. Ich muss meinen Turnierplan weiter gut steuern. Hungrig bleiben. Dann können gute Dinge entstehen", sagte Federer. Er habe absolut "keine Ahnung", wie lange er das Tempo auf der Tour noch bestimmen kann, aber er hat einen Plan, wie er das Ende möglichst lange hinauszögern kann: "Ich muss weit im Voraus entscheiden, was meine Ziele und Prioritäten sind."

Die nächste Entscheidung steht bereits in Kürze an. Fährt Federer Ende Februar in sein Winterdomizil nach Dubai, um beim dortigen ATP-Turnier die Chancen auf die Rückkehr auf den Tennisthron zu erhöhen? Oder gönnt er sich bis in den März Pause und greift erst wieder in der kalifornischen Wüste von Indian Wells an? Der Traum von einer weiteren Woche auf Platz eins der Weltrangliste treibt ihn an, zuletzt stand der Rekordhalter im Oktober 2012 ganz oben.

Bis auf die Winzigkeit von 155 Punkten ist Federer an seinen ewigen Rivalen Rafael Nadal herangerückt und könnte ihn an der Spitze ablösen, wenn der Spanier seine Hüftverletzung bis zum Turnier in Acapulco/Mexiko (ab 26. Februar) nicht rechtzeitig auskuriert. Ins Risiko wird Federer für eine weitere Woche ganz vorne - es wäre die 303. seiner einzigartigen Karriere - aber nicht gehen. Das würde auch seine Familie nicht zulassen.

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Seine Frau Mirka mache das alles überhaupt erst möglich, sagte Federer an einem seiner letzten Pflichttermine in Melbourne: "Ohne ihre Unterstützung würde ich seit vielen Jahren nicht mehr spielen." Ihr und den vier Kindern schuldet Federer nach dem wochenlangen Trip durch Australien mit dem emotionalen Höhepunkt am Sonntagabend ein paar Tage zum Durchschnaufen in der Heimat.

(sid)
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