Air Berlin verbündet sich mit Air France

Auf Drängen des Großaktionärs Etihad schließt die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft ein Codesharing-Abkommen mit den Franzosen. Für Passagiere bedeutet das mehr Auswahl. Und Air Berlin soll das endlich aus den roten Zahlen bringen. Neue Kredite wollen die Araber nicht geben.

Düsseldorf/Paris Die schwächelnde Air Berlin hat einen neuen Partner gefunden. Auf Drängen ihres arabischen Großaktionärs Etihad verbündet sich Deutschlands zweitgröße Fluggesellschaft mit Air France-KLM. Die drei Gesellschaften kündigten gestern ein Codesharing-Abkommen an, über das sie ihre Streckennetze verzahnen. Von Codesharing spricht man, wenn ein Flug von mehreren Airlines als eigener vermarktet wird. Ein Codesharing-Abkommen erlaubt es den Fluggesellschaften, Flüge anzubieten, die sie selbst nicht durchführen. So profitieren sie vom Netz des Partners.

Durch die Zusammenarbeit, die Ende des Monats beginnen soll, kann allein Air Berlin die Zahl seiner Flugziele in Frankreich nach eigenen Angaben von heute drei auf neun verdreifachen. Neben den Pariser Flughäfen Charles-de-Gaulle und Orly sowie dem südfranzösischen Nizza kommen künftig unter anderem auch Lyon, Bordeaux, Marseille und Toulouse auf den Flugplan. Im Gegenzug bietet Air Berlin der Air France-KLM Flüge auf den Strecken nach Amsterdam und zu britischen Flughäfen an. "Wir werden damit unsere Präsenz im europäischen Markt deutlich stärken und unser Berliner Drehkreuz mit noch mehr Zielen verbinden", erklärte Airline-Chef Hartmut Mehdorn.

Die arabische Fluglinie Etihad hatte ihre deutsche Tochter schon vorige Woche öffentlich gedrängt, eine Allianz mit den Franzosen einzugehen. Davon verspricht sich Etihad eine Verbesserung der Gewinnsituation bei Air Berlin, an der die Araber knapp 30 Prozent halten. Die Deutschen schreiben seit längerem rote Zahlen. Etihad-Chef James Hogan hatte schon vor einer Woche erklärt, Air Berlin werde keine neuen Kredite bekommen und kündigte im Zuge der notwendigen Sanierung harte Entscheidungen an. Zuletzt hatte Etihad der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft im Januar mit einem Kredit in dreistelliger Millionenhöhe aus der Klemme geholfen und dem Management Luft verschafft.

Pikant ist die neue Verbindung, weil Air Berlin bereits eng mit Rivalen von Air France-KLM zusammenarbeitet: Die Deutschen waren erst im Frühjahr der Luftfahrt-Allianz Oneworld beigetreten, die von British Airways und Iberia geführt wird. Doch Hogan hält davon nicht viel. "Oneworld ist sekundär", hatte er vor einer Woche gesagt.

Auch Air France-KLM hofft, durch die neue Partnerschaft mehr Spielraum zu bekommen. Die französisch-niederländische Airline leidet unter hohen Schulden und muss allein in Frankreich mehr als 5000 Arbeitsplätze abbauen. Probleme macht ihr vor allem das Europageschäft, wo ein harter Konkurrenzkampf tobt.

Zugleich schlossen auch Air-France-KLM und Etihad eine direkte Codesharing-Vereinbarung zwischen ihren beiden Airlines. Damit können Air France-KLM-Passagiere künftig leichter auf Etihad-Verbindungen von Abu Dhabi nach Asien und Australien umsteigen, während Kunden der arabischen Airline von Charles-de-Gaulle und Amsterdam aus direkteren Zugang zu europäischen Zielen erhalten. Etihad flirtet schon seit längerem mit der Air France und sucht nach dem Einstieg bei Air Berlin nach weiteren Chancen in Europa.

Für die staatliche Airline aus Abu-Dhabi ist das Bündnis mit Air-France-KLM bereits das 40. Code-Sharing-Abkommen. Zusammen mit ihren Partnern bietet sie über 300 Ziele in aller Welt an. Das neue Abkommen setzt vor allem die Lufthansa unter Druck. Der deutsche Primus beobachtet mit Argwohn, wie schnell wachsende Airlines vom Persischen Golf aggressiv expandieren und zunehmend den internationalen Flugverkehr lenken. . Nach Ansicht der Lufthansa haben die Konkurrenten einen unfairen Vorteil, da sie in staatlichem Besitz sind und von ihren Heimatstaaten umfangreich unterstützt werden. Kommentar

Internet Die größten Airlines Europas unter rp-online.de/reise

(RP)
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