Griechenland Nobelpreisträger schlägt Parallelwährung vor

Athen · Während eine Mehrheit der Deutschen mittlerweile für den Ausstieg der Griechen aus dem Euro ist, könnte Griechenland nach Ansicht des Wirtschaftsnobelpreisträgers Christofer Pissarides eine Parallelwährung einführen, ohne aus der Eurozone austreten zu müssen.

Worterklärungen in Griechenlands Schuldenkrise
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Foto: dapd, Michael Gottschalk

Dies schlug Pissarides in einem Gespräch am späten Donnerstagabend im griechischen Fernsehen (NERIT) vor. Dies wäre "eine Notlösung", für den Fall, dass der griechische Staat in nächster Zeit die Löhne und Renten nicht mehr in vollem Umfang zahlen könne.

"Der Staat könnte eine bestimmte Art von Wertpapieren ausgeben, die der Anfang einer neuen (Parallel)-Währung werden könnte", sagte der Nobelpreisträger. Der aus Zypern stammende Pissarides hatte 2010 den Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Die Diskussionen über einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone sind zuletzt angesichts der Gefahr einer Staatspleite wieder heftig aufgeflammt. Ein Ausstieg oder Rauswurf ist allerdings in den EU-Verträgen gar nicht vorgesehen.

Griechenland ist nach dem Machtwechsel in Athen in akute Finanzprobleme geraten. Die Gespräche auf Expertenebene mit den internationalen Geldgebern laufen. Die Banken hängen am Tropf der Zentralbank. Die Bürger haben angesichts der unsicheren Lage in den vergangenen drei Monaten Schätzungen zufolge mehr als 22 Milliarden Euro von ihren Bankkonten abgehoben.

Deutsche für Ausstieg Athens

Derweil hält eine Mehrheit der Deutschen die neue Regierung in Athen für unseriös und ist einer Umfrage zufolge anders als noch vor kurzem für einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone. Wie aus dem am Freitag veröffentlichten "ZDF-Politbarometer" hervorgeht, sprachen sich 52 Prozent der wahlberechtigten Bundesbüger gegen einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone aus, im Februar waren es zuletzt 41 Prozent. Nur noch 40 Prozent der Bundesbürger sind der Meinung, dass Griechenland im Euro bleiben sollte, zuvor waren es noch 52 Prozent.

Das Verhalten der Regierung unter dem linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras stößt auf massive Kritik in der deutschen Bevölkerung: Nur gut jeder Zehnte (11 Prozent) meint, dass sich die griechische Regierung gegenüber den europäischen Partnern seriös verhält. Eine deutliche Mehrheit von 80 Prozent sieht das nicht so. Nur 14 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die griechische Regierung die von ihr vorgeschlagenen Sparmaßnahmen und Reformen auch wirklich umsetzen wird, 82 Prozent bezweifeln das.

80 Prozent der Bundesbürger sprechen sich gegen weitere Finanzhilfen aus, wenn Athen die mit den Geldgebern vereinbarten Reformmaßnahmen nicht einhält. Obwohl fast ein Drittel (32 Prozent) im Falle einer Staatspleite Griechenlands erwartet, dass daraus für Deutschland ein (sehr) starker ökonomischen Schaden entsteht. 47 Prozent gehen von einem nicht so starken Schaden aus. 11 Prozent rechnen mit keinem wirtschaftlichen Schaden für Deutschland.

(dpa)
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