Paris Total-Chef kommt in Moskau ums Leben

Paris · Der Chef des Ölkonzerns stirbt, nachdem ein Schneeräumauto seinen Privatjet gerammt hat.

"Big moustache" nannten ihn seine Angestellten - großer Schnurrbart. Der Chef des Ölkonzerns Total, Christophe de Margerie, unterschied sich schon äußerlich von den anderen französischen Managern. Als "originelle Persönlichkeit" würdigte Präsident François Hollande den 63-Jährigen, der am Montagabend auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo tödlich verunglückt war. Ein Schneeräumfahrzeug hatte seinen Falcon-Privatjet beim Start gerammt. Die Maschine ging daraufhin in Flammen auf. Der Fahrer war vermutlich betrunken.

De Margerie, der seine ganze Karriere bei Total gemacht hatte, war für offenen Worte bekannt. "In der Menagerie der Unternehmenschefs hat er einen erfrischenden Ton, der wohltut", hatte der frühere Präsidentenberater Alain Minc einmal gesagt. Die Offenheit, die der Enkel des Champagnerunternehmers Pierre Taittinger in den Total-Konzern brachte, widersprach dem diskreten Stil seines Vorgängers Thierry Desmarest. Nach der Tankerkatastrophe der "Erika" 1999 vor der bretonischen Küste hatte Total versucht, Schlagzeilen zu vermeiden.

Doch der humorvolle De Margerie führte den Konzern wieder ins Rampenlicht zurück. Er trat in Fernsehsendungen auf und war weltweit bei Wirtschaftskonferenzen dabei. Verkörperte der leutselige Manager doch das nach Gewinnzahlen größte Unternehmen Frankreichs mit knapp 100 000 Angestellten in 130 Ländern und einem Umsatz von 189 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Steuern zahlt Total aber in Frankreich kaum - ein Umstand, der immer wieder kritisiert wurde.

Auch De Margerie selbst zog Kritik auf sich. Im Zusammenhang mit dem früheren Irak-Hilfsprogramm "Öl für Lebensmittel" wurde lange gegen ihn wegen Bestechung und Vorteilsnahme ermittelt. Total soll irakische Verantwortliche geschmiert und freiwillig zu viel für Öl gezahlt haben, um dafür neue Verträge mit dem Irak zu schließen. Die Vorwürfe fallen in die Zeit, in der De Margerie Nahost-Chef des Konzerns war. Doch im vergangenen Jahr sprach ihn ein Strafgericht in Paris frei. Ermittlungen wegen Beihilfe zur Korruption bei Iran-Geschäften verliefen ebenfalls im Sande.

Misstrauisch beäugte der Westen De Margeries Engagement in Russland. Denn während die EU und die USA Russland wegen der Ukraine-Krise mit Sanktionen belegten, trieb der Total-Chef dort seine Geschäfte voran. "Sanktionen sind ein Irrweg", sagte der 63-Jährige im September der "Süddeutschen Zeitung". Beim letzten Treffen vor seinem Tod ging es um ausländische Investitionen in Russland.

(RP)
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