Kolumne: Die Ökonomin Wie Feiertage das Wachstum bestimmen

2015 fallen drei Feiertage auf das Wochenende. Das kurbelt die Wirtschaft an. Doch Arbeit ist nicht alles: Obwohl die Bayern am meisten frei haben, liegen sie beim Wachstum vorn.

Das neue Jahr meint es gut mit Arbeitgebern: In NRW und anderen Ländern fallen gleich drei gesetzliche Feiertage auf einen Samstag (Tag der deutschen Einheit, Zweiter Weihnachtstag) oder Sonntag (Allerheiligen). Damit müssen Beschäftigte bei gleichem Monatslohn mehr arbeiten. Das macht sich auch gesamtwirtschaftlich bemerkbar: Die Wirtschaftsweisen schätzen, dass dadurch die deutsche Wirtschaft um 0,2 Prozentpunkte zusätzlich wächst. Ohne solche "Kalendereffekte" würde das Bruttoinlandsprodukts 2015 nur um 0,8 statt um 1,0 Prozent zulegen, erwarten sie.

Doch von einem solch kleinen Konjunkturprogramm will die Linkspartei nichts wissen. Sie fordert nun, zum Ausgleich der gemeinen Feiertags-Verteilung zusätzliche freie Tage zu fordern. Demnach sollen Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, am folgenden Montag nachgeholt werden. Die Linke verweist darauf, dass es solche Regelung auch in anderen Ländern gebe - wie etwa in Spanien oder Belgien. Billig wäre der Einwand, dass deren Volkswirtschaften auch entsprechend mies dastehen. Schließlich schaden auch den Bayern ihre vielen Feiertage nicht. Obwohl sie zusätzlich am 6. Januar (Heilige Drei Könige) und 15. August (Mariä Himmelfahrt) frei haben, wächst ihre Wirtschaft in der Regel deutlich stärker als die in NRW.

Letztlich kommt es nicht auf die Arbeitszeit, sondern auf die Produktivität von Kapital und Arbeit an. Bayerns Wirtschaft ist ja nicht deshalb so stark, weil sich ihre Arbeitnehmer mehr erholen können, sondern weil viele Unternehmen im Freistaat wettbewerbsfähiger sind als in NRW. Auch die Bundesregierung lehnte die Forderung der Linkspartei nach Feiertags-Ausgleich ab. Erstens gleichen sich arbeitnehmer- und arbeitgeberfreundliche Jahre über die Zeit aus. Zweitens ist der eigentliche Zweck der Feiertage, Bürgern die Teilnahme an (christlichen oder politischen) Feiern zu ermöglichen. Ob das an einem Samstag oder Mittwoch ist, mag für Kommunisten einen Unterschied machen, für den Kirchgänger und Patrioten nicht.

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(RP)
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