Viele Probleme beim Airbus-Militärtransporter A 400M — jahrelang verspätet und noch lange nicht einsatzbereit

Sevilla · Der Airbus-Militärtransporter A400M soll die europäischen Streitkräfte stärken, doch schon vor dem Absturz am Samstag bei Sevilla ist er zu einer riesigen Hypothek geworden.

Der lange Weg des Militärtransporters A400M
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Foto: dpa, lus vfd tmk

Vor zwölf Jahren wurde er von den Nato-Staaten Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Spanien und der Türkei in Auftrag gegeben. Der Jungfernflug fand 2009 statt. Auch sechs weitere Jahre später ist seine Indienstnahme für Berlin in weiter Ferne.

Im Dezember erhielt die Bundeswehr mit vierjähriger Verspätung ihren ersten von 53 bestellten A400M. Es gibt aber zahlreiche Mängel und noch erheblichen Nachbesserungsbedarf. Das Ziel, den Transporter, der als Ersatz für die altersschwachen Transall dringend benötigt wird, 2019 einsetzen zu können, gilt inzwischen als höchst fraglich. Als Reaktion auf den Absturz vom Samstag legte die Luftwaffe die Testflüge mit ihrem ersten A400M auf Eis. Von den von allen Teilnehmerstaaten insgesamt 174 bestellten Maschinen wurden bislang nicht mehr als zwölf ausgeliefert.

Der A400M ist viel größer und deutlich schneller als die Transall. Das neue Flugzeug kann 25 Tonnen 3400 Kilometer weit transportieren. Maximal kann der Riesenvogel mit einer Spannweite von 42,4 Metern sogar 32 Tonnen an Bord nehmen. Den Schub liefern vier Propeller, jeder hat mehr als 10.000 PS.

Ob Panzer, Hubschrauber oder Truppen: Der A400M soll Material und Personal eigentlich direkt in Krisenregionen absetzten können und die Streitkräfte dadurch deutlich flexibler machen. Doch für Starts und Landungen auf kurzen und unbefestigten Landebahnen sind noch Nachbesserungen nötig. Auch das Schutzsystem bei Angriffen reicht der Bundeswehr nicht aus. Laut "Spiegel" stießen Mechaniker überdies auf Wasser im Rumpf, was die Sicherheit beeinträchtigen könnte.

Luftfahrtexperten sehen Airbus durch die vielen Extrawünsche der verschiedenen Bestellnationen überfordert. Schon 2010 drohte Airbus-Chef Tom Enders, das Prestigeprojekt fallen zu lassen, sollten die Auftraggeber nicht die Mehrkosten von 6,2 Milliarden Euro schultern.

Inzwischen liegen die Mehrkosten allein für Deutschland bei 1,4 Milliarden Euro, wie aus einem im März vorgelegten Bericht des Bundesverteidigungsministeriums hervorgeht. In dem Bericht werden zwölf Risiken und Probleme aufgelistet, die noch behoben werden müssen.

Auch in Großbritannien ist der Ärger groß, dort entschuldigte sich Enders im Januar für die Pannen und Verzögerungen. Bei der Sparte Airbus Defence and Space wurde der Direktor für Militärflugzeuge ausgetauscht. Eigentlich wollte die neue Führung Anfang März einen aktualisierten Auslieferungskalender präsentieren. Er wurde bis heute nicht vorgelegt.

(AFP)
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