Kiew Niederlande holen Opfer heim

Kiew · Den Haag errichtet eine Luftbrücke zwischen Charkow und Eindhoven.

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Fünf Tage nach dem Absturz der malaysischen Passagiermaschine in der Ost-Ukraine sind die meisten Todesopfer aus dem Konfliktgebiet gebracht worden. Ein Sonderzug aus Kühlwaggons mit den sterblichen Überresten der Opfer traf gestern in der Großstadt Charkow ein. Dort wurden die Absturzopfer an internationale Spezialisten übergeben. Die Identifizierung wird von den Niederlanden koordiniert, die 193 der 298 Todesopfer zu beklagen haben. Nach Medienberichten waren die Überreste von 282 Opfern in dem Zug.

Nach einer ersten Untersuchung in Charkow sollen alle Leichen in die Niederlande transportiert und dort identifiziert werden. Zwischen der Ukraine und der südniederländischen Stadt Eindhoven wird nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine Luftbrücke für die Operation "Bring them Home" ("Bringt sie heim") eingerichtet. Eingesetzt würden "Hercules"-Frachtflugzeuge der niederländischen Armee sowie eine australische Boeing C-17.

Die Körper sollen dann zu einer Kaserne in Hilversum unweit von Amsterdam gebracht werden. Dort werden die Experten sie nach Regeln von Interpol identifizieren. Herangezogen werden dabei Fingerabdrücke, Gebiss und DNA-Proben. "Die Identifizierung geht in den Niederlanden viel schneller", hatte Ministerpräsident Mark Rutte im Parlament erklärt - ursprünglich war geplant gewesen, die Toten in Charkow zu identifizieren. Die ersten Leichname werden noch für heute erwartet.

Kriminalbeamte haben bereits bei den Angehörigen der 193 niederländischen Opfer DNA-Material genommen und - soweit möglich - auch Proben der Opfer selbst gesammelt. Außerdem wurden Haus- und Zahnärzte aufgefordert, relevante Patienten-Informationen an die Ermittler weiterzugeben.

Die Niederlande haben auch die Leitung der internationalen Untersuchung zur Absturzursache übernommen. Dies sei auf Ersuchen der ukrainischen Regierung geschehen, teilte Ministerpräsident Rutte mit. Ziel sei die "restlose Aufklärung". Priorität habe zunächst, die noch nicht gefundenen Opfer und ihr persönliches Eigentum zu bergen.

In der Nacht zu gestern hatten die Separatisten bereits in Donezk die Flugschreiber der Boeing 777-200 an eine Delegation aus Malaysia übergeben. Der malaysische Ministerpräsident Najib Razak hatte zuvor von einer Übereinkunft mit dem ost-ukrainischen Separatistenführer Alexander Borodai berichtet. Borodai sagte bei der Übergabe der Blackboxes, sie würden "die Wahrheit enthüllen". Er bestritt, dass die Separatisten das Flugzeug abgeschossen hätten: "Wir haben nicht die technische Fähigkeit, dieses Flugzeug zu zerstören." Ein Offizier der malaysischen Flugsicherheitsbehörde sagte, die Flugschreiber seien in einem guten Zustand.

(RP)
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