Festnahmen in Berlin Dem Fußball droht ein neuer Wettskandal

Bochum (RP). Der internationale Fußball wird offenbar von einem neuen Wettskandal größeren Ausmaßes erschüttert. Bei Durchsuchungen in Deutschland wie im Ausland ist am Donnerstag eine Reihe mutmaßlicher Wettbetrüger festgenommen worden, wie die Bochumer Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Staatsanwaltschaft Bochum hat für 14 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt, auf der nähere Einzelheiten erläutert werden sollen.

 Das Berliner Cafe King steht wieder im Fokus.

Das Berliner Cafe King steht wieder im Fokus.

Foto: AP

Ein ranghoher Ermittler sprach gegenüber der "Berliner Morgenpost" von einem der größten Skandale in der Geschichte des professionellen Fußballs. "Dieses Erdbeben wird die Glaubwürdigkeit dieses Sports nachhaltig erschüttern", sagte er.

Die Mitglieder einer international agierenden Bande sollen Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus hochrangigen europäischen Fußball-Ligen bestochen haben, um den Ausgang von Spielen zu manipulieren. Betroffen sind laut Uefa mindestens neun Länder, darunter auch Deutschland.

Rund 100 Verdächtige

Die Bochumer Staatsanwaltschaft ermittelt seit Anfang des Jahres mit Unterstützung der Uefa gegen die mutmaßliche Bande von Wettbetrügern. Die Justizbehörde will heute Details zu den Vorgängen bekannt geben. Die Liste der Verdächtigen soll rund 100 Namen umfassen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung".

Neben Deutschland sind laut Uefa auch Österreich, Belgien, Bosnien, Kroatien, Ungarn, Slowenien, Schweiz und die Türkei von den Manipulationen betroffen. Näheres wollte ein Sprecher des europäischen Fußballverbands mit Blick auf die laufenden Ermittlungen allerdings nicht sagen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erklärte, die Uefa- und DFB-Frühwarnsysteme für die Überwachung des Wettmarktes hätten keinerlei Erkenntnisse über Spielmanipulationen in Deutschland geliefert. Die Ermittler hätten aber den Verdacht, dass auch ein Spiel in Deutschland manipuliert worden sein könnte: das Freundschaftsspiel SSV Ulm gegen Fenerbahce Istanbul am 14. Juni 2009.

Die Mannschaft des türkischen Klubs hatte das Treffen mit 5:0 gewonnen. Es ergebe sich der Verdacht, "bislang unbekannte Spieler des SSV Ulm sollen für ihre Bereitschaft zu verlieren" insgesamt einen niedrigen fünfstelligen Betrag erhalten haben. Es handele sich dabei nur um einen Anfangsverdacht.

Nach Recherchen von "Spiegel TV" handelt es sich bei den Beschuldigten hauptsächlich um Kosovaren. Unter ihnen sollen sich die wegen Wettbetrugs vorbestraften Brüder Milan und Ante S. aus Berlin befinden, die in den Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer involviert waren.

Im Mittelpunkt des Skandals soll auch wieder das Café King unweit des Kurfürstendamms stehen. Milan und Ante S. sollen, so die "Süddeutsche Zeitung", festgenommen worden, Ante S. nach Bochum gebracht und sein Bruder in Berlin in Untersuchungshaft gekommen sein.

Hoyzer wurde 2005 wegen Beihilfe zum Betrug zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt. Er hatte unter anderem die Regionalliga-Spiele Eintracht Braunschweig gegen FC St. Pauli und Wuppertaler SV gegen Werder Bremen Amateure, die Zweitligapartie RW Ahlen gegen Wacker Burghausen sowie das DFB-Pokalspiel SC Paderborn gegen Hamburger SV manipuliert.

(RP)
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