DFB-Präsident Wolfgang Niersbach kandidiert für Fifa-Exekutive

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bleibt mitten im größten Fifa-Chaos wohl in der "Regierung des Weltfußballs" vertreten. Mit voller Rückendeckung von Profis und Amateuren stellt sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am 24. März 2015 in Wien wie erwartet zur Wahl und bewirbt sich damit um den Platz seines Vorgängers Theo Zwanziger.

Wolfgang Niersdbach: Vom Journalisten zum Macher im Weltfußball
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Das ist Wolfgang Niersbach

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Foto: dpa, Arne Dedert

Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schlug den 63-Jährigen am Freitag auf seiner Sitzung in Weimar einstimmig für die Kandidatur vor. Zwanziger wird auf dem Fifa-Kongress am 29. Mai 2015 in Zürich ausscheiden.

Niersbach hat nicht in das Gremium gedrängt, er sieht sich jedoch gerade angesichts der Fifa-Krise wegen der Korruptionsvorwürfe um die Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar in der Pflicht. "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass es mich neben meinen Aufgaben beim DFB und in der UEFA nicht auch noch in diese Rolle drängt", erklärte er: "Aber ich weiß das einstimmige Votum und das große Vertrauen des Profi- und Amateurfußballs sehr zu schätzen. Ich stelle mich dieser Wahl, weil ich für die europäischen Positionen eintreten möchte und der festen Überzeugung bin, dass der deutsche Fußball seinen Platz und seine Stimme in den wichtigsten Entscheidungsgremien nicht verlieren darf. Ich sehe es als eine große Gemeinschaftsaufgabe an, die Interessen unserer Verbände, Ligen und Vereine im Weltfußball zu vertreten." Die Lage bei der Fifa hatte Niersbach zuletzt als eine Situation bezeichnet, "die uns alle sehr belastet und auch nervt. Das gebe ich ganz offen zu."

Ligaverbandspräsident Reinhard Rauball erklärte angesichts des derzeitigen Chaos in der Fifa, es sei "gerade in schwierigen Zeiten erforderlich, dass der größte Einzelverband der Welt mit seinem Präsidenten im Fifa-Exekutivkomitee vertreten ist." Niersbach sei "der richtige Mann, um hier für Transparenz und Aufklärung einzutreten - und in diesem Sinne für Mehrheiten zu werben. Er ist international hervorragend vernetzt und genießt das volle Vertrauen des gesamten deutschen Fußballs. Vor diesem Hintergrund begrüßt der Ligaverband die Kandidatur von Wolfgang Niersbach uneingeschränkt." Rauball (67) hatte Niersbach zuvor bereits als geeigneten Kandidaten genannt, im Exko nach der Krise einen Umbruch einzuleiten.

Auch die Amateure stehen "zu hundert Prozent" hinter Niersbach. "Wir können uns keinen besseren Kandidaten für dieses Amt vorstellen", betonte Rainer Koch, 1. Vizepräsident Amateure des DFB: "Die Präsidenten der Regional- und Landesverbände haben sich auf ihrer Konferenz geschlossen für Wolfgang Niersbach als Wunschkandidaten ausgesprochen." Er habe "neben dem Spitzenbereich auch immer die Belange der Basis und des Amateurfußballs im Blick."

Zwanziger, von 2004 bis 2012 Präsident des DFB und 2011 als Nachfolger von Franz Beckenbauer ins Fifa-Exko gerückt, warf derweil in der Diskussion um Katar 2022 einen weiteren Vorschlag in die Runde. "Man könnte überlegen, ob man zu einem sportpolitischen Kompromiss dergestalt kommen kann, die WM vier Jahre später, also 2026, nicht ausschließlich in Katar, aber in der arabischen Region auszutragen", sagte er der Rheinischen Post (Samstagausgabe).

Zwanziger denkt an "die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Katar - eben auf einer größeren Fläche und von vornherein in den Winter gelegt. Das würde ich für eine vertretbare Lösung halten, weil damit auch gesellschaftliche Ziele in der Golf-Region verfolgt werden könnten."

Für den 69-Jährigen besteht weiter kein Zweifel daran, dass die WM 2022 aufgrund der Korruptionsvorwürfe nicht wie geplant stattfinden kann: "Katar muss die WM wieder entzogen werden. Dieser Sündenfall ist so groß, dass er nicht anders gesühnt werden kann. Der Weltfußball wird sonst nicht zur Ruhe kommen", erklärte er und forderte von Niersbach Unterstützung für seine Ideen ein.

(sid)
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