Aufstieg im Steuerparadies AS Monaco ist der Liga ein Dorn im Auge

Monte Carlo · AS Monaco ist aufgestiegen, aber die französische Liga will das Team aus dem Fürstentum nicht. Die Steuervorteile auf dem Felsen am Mittelmeer sind der Konkurrenz ein Dorn im Auge.

 Der russische Oligarch Dmitri Rybolowlew steckt massenhaft Geld in den AS Monaco.

Der russische Oligarch Dmitri Rybolowlew steckt massenhaft Geld in den AS Monaco.

Foto: dpa

Natürlich floss die Luxus-Brause, als die Association Sportive Monaco nach dem Abstieg 2011 am vergangenen Wochenende rein sportlich wieder in die 1. französische Fußball-Liga zurückgekehrt war. Aber in die Champagner-Perlen mischten sich bei den Verantwortlichen auch einige Wermutstropfen. Die Ligue 1 will die Monegassen, 1924 gegründet und von 1977 bis 2011 ununterbrochen Erstligist, nicht mehr — jedenfalls nicht unter den jetzigen Bedingungen.

Die überwiegende Mehrheit der französischen Liga fordert, dass die AS Monaco ihren Geschäftssitz auf französisches Staatsgebiet verlegt, um dann dem französischen Steuerrecht zu unterliegen. Angesichts der Forderung des Staatspräsidenten Francois Hollande, Einkommen von über einer Million Euro jährlich mit 75 Prozent Steuern zu belegen, nachvollziehbar.

Verbandspräsident Noel Le Graet schlug als Kompromiss vor, Monaco solle in den nächsten vier bis sieben Jahren als Kompensation 200 Millionen Euro an die Liga zahlen. Das wurde von der Liga empört als "Freikauf" abgelehnt. So ätzte ein Präsident: "Dann können wir ja auch die Topvereine unserer Nachbarstaaten Luxemburg und Andorra aufnehmen." Derzeit droht die Liga mit Boykott.

Im Staate Monaco bezahlen ausländische Fußballer überhaupt keine Einkommenssteuer — was beispielsweise Jürgen Klinsmann von 1992 bis 1994 weidlich nutzte und dann auch noch in gespieltem Understatement in einem VW Käfer auf dem Trainingsgelände im französischen (!) La Turbie vorfuhr. "Klinsi" verließ im Übrigen Monaco unter anderem auch, weil er sich mit dem damaligen Trainer Arsene Wenger (jetzt FC Arsenal) überworfen hatte.

Doch nachdem im Dezember 2011 das Fürstengeschlecht der Grimaldis 66,67 Prozent des Vereins an den russischen Oligarchen Dmitri Rybolowlew — laut Forbes die Nummer 119 der Welt unter den Reichen — verkauft hat, hat sich der Wind gedreht.

Monaco (siebenmal französischer Meister, fünfmal Pokalsieger) hat zwar für Frankreich im Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger gestanden (0:2 gegen Werder Bremen 1992) und im Finale der Champions League (0:3 gegen Porto 2004 in Gelsenkirchen), aber, wie jetzt behauptet wird, alles nur wegen Finanzdopings. Und es ist ja wahr: Seit Thierry Henry, Emmanuel Petit und Lilian Thuram hat das Ausbildungszentrum von Monaco keine Weltklasse-Nationalspieler mehr hervorgebracht.

Hinzu kommt: Monaco ist ein unabhängiger Staat, müsste mit seinen knapp 40.000 Einwohnern also eigentlich eine eigene Liga gründen. Schließlich ist Monaco auch unabhängiges Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee, was Fürst Albert in seinen Jugendjahren bei Winterspielen permanent die Startberechtigung im Bobsport eintrug.

Eigner Rybolowlew will derweil vor Gericht ziehen. Er beruft sich auf ein Abkommen von 1869, als die Grimaldis ihr Piraten-Dasein abgelegt hatten, demzufolge Ausländer in Monaco in Frankreich nicht steuerpflichtig sind.

Fürst Albert hat inzwischen andere Prioritäten als sein früheres Spielzeug. Er will den Staat vergrößern, indem er dem Meer sechs Hektar Land abringt. Auf denen soll dann gebaut werden. Es sind Unterwasser-Garagen geplant, 40 Anlegeplätze für Yachten und Wohnungen nicht nur für Fußballer.

Quadratmeterpreis um die 50.000 Euro. Wer keine Steuern zahlt, hat's ja.

(sid/seeg)
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