+++ Alle Fifa-News im Ticker +++ WM 2010 hätte angeblich in Marokko stattfinden müssen

Düsseldorf · Die Anschuldigungen gegen den Fußball-Weltverband Fifa werden immer ungeheuerlicher. Alle Informationen gibt's in unserem Nachrichten-Ticker.

Reaktionen zum Rücktritt von Sepp Blatter
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Foto: dpa, el tc jak

+++ Erstmals fällt der Name Blatters +++

Der rücktrittswillige Fifa-Chef Sepp Blatter gerät immer stärker unter Druck: Die südafrikanische Zeitung "Sunday Times" berichtete, sie habe eine Email aus dem Jahr 2007, die zeige, dass Blatter und der damalige südafrikanische Präsident Thabo Mbeki "Diskussionen" über eine 10-Millionen-Dollar-Zahlung gehabt hätten, durch die vermutlich Fußballfunktionäre bestochen werden sollten. In dem Schreiben an die südafrikanische Regierung frage Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke, wann das Geld überwiesen werde.

Valcke schreibe in der Mail, die nicht veröffentlicht wurde, das Geld beruhe auf "Diskussionen zwischen der Fifa und der südafrikanischen Regierung und auch zwischen "unserem Präsidenten (Blatter) und Präsident Thabo Mbeki", berichtete die Zeitung. US-Ermittler mutmaßen, dass die zehn Millionen Dollar an drei hochrangige Fifa-Funktionäre ausgezahlt wurde, die für Südafrika als WM-Gastgeber 2010 gestimmt hatten. Die Fifa und die südafrikanische Regierung erklärten dagegen, das Geld sei für legale Fußball-Entwicklungsprojekte bestimmt gewesen.

+++ Fifa-Kontrolleur nennt Bedingungen für WM-Neuvergabe +++

Der Vorsitzende der Fifa-Compliance-Kommission, Domenico Scala, hat nochmals die Bedingungen für eine von vielen Seiten geforderte Neuvergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 erläutert. "Sollten Beweise dafür vorliegen, dass die Vergabe nach Katar und Russland nur dank gekaufter Stimmen zustande kam, dann könnte die Vergabe nichtig sein. Dieser Beweis wurde bisher nicht erbracht", sagte Scala in einem Interview der Schweizer "Sonntags-Zeitung".

Kenntnis von staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen gegen den scheidenden Fifa-Präsidenten Joseph Blatter im Zuge der WM-Vergaben oder des jüngsten Korruptionsskandals um bestechliche Funktionäre hat Scala nicht. "Ich weiß nichts von Ermittlungen. Die Fifa würde mich als Präsidenten der Compliance-Kommission informieren, falls sie von Ermittlungen wüsste", sagte er.

+++ WM-Vergabe 2010 hat angeblich Marokko gewonnen +++

Laut des ehemaligen Exekutivkomitee-Mitglieds Ismail Bhamjee (von 1998 bis 2006) hätte die WM-Endrunde 2010 nicht in Südafrika, sondern in Marokko stattfinden müssen. Bei der Abstimmung über die Vergabe sei angeblich Marokko der Sieger gewesen. Die Aussagen des Funktionärs aus Botswana hat die britische Zeitung Sunday Times auf Band. "Nachdem ich mit allen darüber gesprochen habe, wo die Stimmen hingegangen sind, und es waren alle, haben wir herausgefunden, dass Marokko mit zwei Stimmen gewonnen hat", sagte Bhamjee demnach. Seine Kollegen könnten aber auch gelogen haben.

Die Vergabe wird von schweren Korruptionsvorwürfen begleitet. Im Zuge der US-Ermittlungen wurde bekannt, dass offensichtlich sowohl Marokko als auch Südafrika versucht haben, die Exko-Mitglieder zu bestechen. Südafrika holte sich die WM bei Abstimmung im Mai 2004 mit 14:10 Stimmen.

+++ BBC: Früherer Fifa-Vize Warner in Geldwäsche verstrickt +++

Der früherer Fifa-Vizepräsident Jack Warner hat sich nach Informationen des britischen Fernsehsenders BBC an finanziellen Mitteln des Weltfußballverbandes persönlich bereichert. Wie die BBC am Sonntag berichtete, geht das aus Dokumenten hervor, die dem Sender vorliegen. Warner ist der frühere Chef des Fußballverbandes für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF).

Die US-Justiz hat seine Auslieferung aus Trinidad und Tobago beantragt. Die amerikanischen Ermittler beschuldigen ihn der Korruption, Verschwörung sowie des organisiertes Verbrechen. Diese Vorwürfe erhärten nach BBC-Informationen Dokumente rund um Überweisungen in Höhe von 8,91 Millionen Euro. Südafrika habe das Geld stellvertretend überwiesen. Südafrika war Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Das Geld sei eigentlich für Fußball-Entwicklungsprogramme in der Karibik bestimmt gewesen. "Aber Dokumente legen nahe, dass Warner die Zahlung für Barabhebungen, persönliche Darlehen sowie zur Geldwäsche genutzt hat", schrieb die BBC.

+++ Russland zeigt sich unbeeindruckt +++

Russland geht trotz der tiefen Fifa-Krise nach wie vor von der Ausrichtung der WM 2018 aus. "Wer überlegt denn, die WM abzusagen?", sagte Sportminister Witali Mutko der britischen Wochenzeitung Observer: "Alles läuft nach Plan, Russland bereitet sich systematisch auf das Turnier vor. Es gibt keine organisatorischen Mängel, und ich sehe überhaupt kein Risiko, warum Russland die WM nicht ausrichten sollte."

Im Zuge des Korruptionsskandals im Weltverband ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft wegen "Unregelmäßigkeiten" bei den WM-Vergaben an Russland und Katar (2022). Angeblich hat auch die US-Bundesbehörde FBI ihre Untersuchung auf die kommenden beiden Endrunden ausgeweitet. Bislang wurde keinem der Gastgeber Korruption nachgewiesen. Mutko sitzt auch im Exekutivkomitee der Fifa, das Land ist großer Unterstützer des scheidenden Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter.

"Wir befürchten überhaupt nichts", sagte WM-Organisationschef Alexei Sorokin: "Wir richten die WM aus. Wenn manche versuchen wollen, uns die WM wieder wegzunehmen, ist das deren Angelegenheit."

(sid/dpa)
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