Handball-WM Sigurdsson zieht gleich zwei Joker

Rouen · Erst die Nachnominierung von Routinier Holger Glandorf, dann die Berufung von Abwehrspezialist Hendrik Pekeler - der Handball-Bundestrainer tüftelt eifrig vor dem Vorrunden-Finale bei der WM.

 Holger Glandorf hat am Donnerstag bereits mit der Mannschaft trainiert.

Holger Glandorf hat am Donnerstag bereits mit der Mannschaft trainiert.

Foto: dpa, mut

Die deutschen Handballspieler haben es heute im Gruppen-Finale gegen Kroatien (17.45 Uhr/handball.dkb.de) in ihren Händen, ob es für sie morgen gut zwei Autostunden im Bus nach Paris geht oder der aufwendigere und nervigere Flug ins knapp 900 Kilometer entfernte Montpellier wartet. "Ich will dieses Spiel gewinnen. Was danach kommt, welcher Gegner und welcher Spielort, interessiert mich nicht", betonte Bundestrainer Dagur Sigurdsson.

Vier Siege in vier Spielen - dennoch sah der Isländer noch einige Stellschrauben, mit denen er die Balance im Team herstellen möchte. Auch bei der WM in Frankreich gehört die deutsche Auswahl zu den jüngsten im Feld der 24 Teilnehmer. Aber anders als beim EM-Triumph, als jede Begegnung eine Herausforderung war und am Ende auch der Fitnessgrad eine wichtige Rolle spielte, sorgen die Außenseiter dafür, dass die körperlichen Anforderungen nicht so hoch sind und die DHB-Auswahl keinen Vorteil hat.

Sigurdsson, der Tüftler und Taktiker, sorgte in Rouen mit der Berufung von Hendrik Pekeler für Aufsehen. Der 25-Jährige hatte wegen zu hoher Belastung auf die WM-Teilnahme verzichtet. Dass Holger Glandorf (33), der beim Bundesliga-Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt eine starke Saison absolviert, nachnominiert wurde, war zu erwarten. In Kai Häfner nur einen Linkshänder im Team zu haben, ist nun, da die schweren Aufgaben gelöst werden müssen, zu wenig. Glandorf soll für Impulse sorgen. Allerdings haben seine Kollegen, neben Steffen Fäth noch Julius Kühn, Paul Drux, Niclas Pieczkowski und der immer stärker werdende Steffen Fäth, immer besser ins Turnier gefunden. Sie demonstrieren eine Stärke der Mannschaft: die Unberechenbarkeit. Und die Fähigkeit jedes Einzelnen, die Geschichte eines Spiels schreiben zu können.

Pekeler war bis zum Wochenende noch als Urlauber auf Mauritius und ist erst seit Dienstag wieder im Training des Deutschen Meisters Rhein-Neckar Löwen. "Nun haben wir einen starken Defensivspezialisten mehr", sagte Abwehrchef Finn Lemke, der mit "Peke" bei der EM 2016 zum Schrecken der Gegner wurde. "Er wollte eine Pause, die hatte er. Jetzt habe ich den Joker gezogen", sagte Sigurdsson. Während Glandorf rechtzeitig in Rouen eintraf, verpasste Pekeler das Abschlusstraining wegen eines Zugausfalls. Seine Rückkehr bedeutet das WM-Aus des Kieler Linksaußen Rune Dahmke, der bereits abgereist ist. "Das hat nichts mit seiner Leistung zu tun. Es ist eine taktische Maßnahme", betonte Sigurdsson.

Die Abwehr wird auch gegen Kroatien, das im Kieler Domagoj Duvnjak seinen Denker und Lenker hat, der Schlüssel zum Erfolg sein. Die Torhüter Silvio Heinevetter und Andreas Wolff haben bislang gute bis starke Leistungen gebracht. Die Abwehr hat gegen Weißrussland eine Halbzeit lang nicht aggressiv genug agiert. Die Kreisläufer Jannik Kohlbacher und Patrick Wiencek bekamen zuletzt kaum einen Ball zu fassen, der Tempogegenstoß ist noch ausbaufähig, die Konzentration beim Torwurf zu steigern.

"Das Spiel gegen Kroatien wird uns zeigen, wo wir stehen, was wir gut und was wir schlecht machen. Bisher haben wir sehr viel gut gemacht", sagte der beim Deutschen Handballbund für den Leistungssport zuständige Vizepräsident Bob Hanning. Ab dem Achtelfinale am Sonntag sind Fehler nicht mehr zu korrigieren.

(RP)
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