Angelique Kerber Mitfavoritin in Australien In zwei Wochen zurück zu alter Stärke

Melbourne · Ihr schlechtes Jahr 2017 hat sie anscheinend abgehakt: Angelique Kerber zählt nach dem Turniersieg in Sydney wieder zu den Favoritinnen bei den Australian Open. Dort möchte auch Julia Görges ihre derzeitige Form bestätigen.

 Angelique Kerber bei einer Trainingssession.

Angelique Kerber bei einer Trainingssession.

Foto: afp

Wenige Stunden nach ihrem ersten Titelgewinn seit den US-Open 2016 hatte Angelique Kerber den Fokus schon wieder auf die anstehenden Aufgaben ausgerichtet. "Für mich fängt jetzt ein neues Turnier an, es geht komplett von Null los", sagte sie gestern. Viel Zeit, ihren Sieg beim WTA-Turnier in Sydney ausgiebig zu feiern, blieb der 29-jährigen Kielerin ohnehin nicht. Denn bereits in der Nacht zu morgen (2.15 Uhr) muss Kerber in der ersten Runde der Australian Open im deutschen Duell gegen Anna-Lena Friedsam (Neuwied) antreten.

Alles auf Anfang also für Kerber. Das gilt aber nicht nur für das anstehende Grand-Slam-Turnier. Bereits nach ihrem kompromisslosen Auftritt im Finale von Sydney, das sie mit 6:4, 6:4 gegen die Australierin Ashleigh Barty gewann, hatte Kerber den Eindruck gemacht, als habe es das vergangene Jahr der Zweifel niemals gegeben. "Ich habe mit 2017 abgeschlossen."

Noch zum Ende der Vorsaison hatte die Kielerin gegen Barty im chinesischen Zhuhai klar verloren, vergoss hinterher bittere Tränen. Es war der negative Höhepunkt eines Seuchenjahres. 2016 gewann Kerber noch zwei Grand-Slam-Titel, holte Olympia-Silber und zog in Wimbledon ins Finale ein. 2017 gelang ihr dann aber kein einziger Turniersieg mehr, in der Weltrangliste folgte der Sturz von Platz eins auf den 21. Rang. Im November trennte sie sich schließlich von ihrem Coach Torben Beltz, arbeitet seitdem mit dem Belgier Wim Fissette zusammen, der schon Kim Clijsters und die derzeitige Weltranglisten-Erste Simona Halep zu Top-Spielerinnen formte. "Ich wusste, ich muss was ändern", begründete Kerber den Trainerwechsel.

Und der Formaufschwung ließ nicht lange auf sich warten. In diesem Jahr verlor Kerber noch keines ihrer neun Matches. Beim Hopman-Cup in Perth gewann sie alle Einzel, warf in Sydney sowohl Venus Williams als auch Dominika Cibulkova aus dem Turnier. Damit hat sich Kerber in den erweiterten Kreis der Favoritinnen für den ersten Saisonhöhepunkt katapultiert. "Ich bin erleichtert, dass das Jahr so angefangen hat. "

Und so kommt es zu der besonderen Situation, dass in Melbourne sogar zwei Deutsche für Furore sorgen könnten. Denn auch Julia Görges (Bad Oldesloe) befindet sich seit Monaten in Topform. Die derzeitige deutsche Nummer eins in der Weltrangliste (12.) hatte in Sydney zuletzt wegen Kniebeschwerden pausiert, meldete sich nun aber rechtzeitig wieder gesund. "Ich bin zu 100 Prozent fit, das Turnier kann auf jeden Fall losgehen", sagte die 29-Jährige. Zum Auftakt traf sie bereits heute Nacht auf die 19-jährige Amerikanerin Sofia Kenin.

Görges war mit einem Sieg beim WTA-Turnier in Auckland in die neue Saison gestartet und hatte damit bereits ihren dritten Titel in Serie gefeiert. Zuletzt hatte sie 2017 schon die Turniere in Moskau und Zhuhai gewonnen. Zum Favoritenkreis zählt sich Görges - anders als manche Experten - in Melbourne aber nicht. "Ich versuche, an meine Leistungen anzuknüpfen, aber sehr, sehr sachlich dabei zu bleiben", sagte Görges nach ihrer Ankunft in Melbourne.

Um dort erstmals in ihrer Karriere das Viertelfinale zu erreichen, verzichtet Görges in diesem Jahr auf eine Teilnahme an der Doppel-Konkurrenz. "Ich will mich voll auf das Einzel konzentrieren", sagte die 29-Jährige. Und so zeigte sich zuletzt auch die deutsche Team-Chefin Barbara Rittner optimistisch, dass Görges ihre aktuelle Form bestätigen kann. "Jule ist im Hinblick auf die Australian Open mental und spielerisch für alles bereit." Über die erste Runde hinaus will Görges trotz ihrer Serie von 14 Siegen in Folge aber nicht denken. "Ich versuche erstmal die 15 zu machen, das ist der nächste Schritt."

Etwas weiter geht derweil allerdings Barbara Rittner, die sogar ein Finale zwischen Görges und Kerber für möglich hält. Es wäre eine Premiere in der Geschichte des deutschen Damen-Tennis.

(p-m)
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