Bonn In sechs Wochen das Klima retten

Bonn · In Bonn ringen 1000 Experten um das neue Klimaschutz-Abkommen. Die USA machen Druck.

Sechs Wochen vor dem Klimagipfel in Paris ringen Diplomaten um einen Entwurf für das Abkommen. In Bonn kamen gestern 1000 Klima-Experten aus aller Welt zu einer UN-Konferenz zusammen. Ihre Aufgabe ist es, bis Freitag über einen Entwurf für das Abkommen zu beraten, das in Paris von mehr als 190 Staaten beschlossen werden soll. Nur wenn in Bonn viele Streitpunkte ausgeräumt werden, wird es ein neues Klimaabkommen geben. 2009 war der Klimagipfel in Kopenhagen faktisch gescheitert.

Warum ist das Abkommen wichtig? Dürre, Hunger, Überschwemmungen - von der Entwicklung des Weltklimas hängt mit ab, welche Katas-trophen den Planeten künftig heimsuchen könnten. Das Ziel des Pariser Klimagipfels ist es, die Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Der Ausstoß an Treibhausgasen soll sinken. Gelingt das nicht, könnte das irreversible Folgen haben. US-Präsident Barack Obama formuliert es so: "Wir werden unsere Kinder zu einem Planeten verdammen, der jenseits ihrer Reparaturfähigkeiten liegt."

Wer sind die größten Klimasünder? China emittiert nach den USA das meiste Kohlendioxid (CO2), das maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich ist. Zeitweise hat China jede Woche ein neues Kohlekraftwerk in Betrieb genommen. Beim Ausstoß pro Kopf liegen die USA und Russland aber vor China. Besonders bei der Verfeuerung von Braunkohle fällt viel CO2 an. Daher verpflichtet die Bundesregierung die deutsche Strombranche, 2,6 Gigawatt Kapazität bis 2020 stillzulegen. Betroffen von den Stilllegungen sind unter anderem die RWE-Kraftwerke im rheinischen Revier.

Was sind die Knackpunkte? Das genaue Ziel und die Verbindlichkeit der Abmachungen. Soll die Erderwärmung auf "unter zwei Grad" begrenzt oder auf "unter zwei bis 1,5 Grad"? Steht am Ende in dem englischen Vertragswerk mehr "should" oder mehr "shall"? "Shall" bedeutet Verpflichtung, sagt Martin Kaiser von Greenpeace. "Should" hätte nur Aufforderungscharakter. Greenpeace vermisste ein Bekenntnis zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.

Welche Rolle spielen die USA? Der Gipfel in Kopenhagen wurde auch wegen der zögerlichen Haltung der USA und in China ein Debakel. In den USA geht es voran. Gestern stellten sich 68 Konzerne hinter Obama. Die Konsumguthersteller Procter & Gamble und Johnson & Johnson, der Energieriese General Electric und 65 weitere Unternehmen sagten zu, den CO2-Ausstoß um bis zu 50 Prozent zu senken. Ölkonzerne wie ExxonMobil und Chevron schlossen sich nicht an.

(anh/dpa)
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