RB Leipzig - Hertha BSC Das "falsche" Ostduell

Leipzig · RB Leipzig und Hertha BSC vertreten den NOFV in der Bundesliga. Nun spielen sie gegeneinander. Ein typisches Ost-Duell aber ist es nicht. Die Geschichte der Vereine spricht dagegen.

FC Ingolstadt: Rudelbildung und Kartenflut gegen RB Leipzig
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Rudelbildung und Kartenflut in Ingolstadt

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Foto: dpa, awe nic

Auf dieses Bundesliga-Duell hat der Fußball-Osten lange gewartet. Oder doch nicht? Die Partie von Aufsteiger RB Leipzig gegen Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) ist bei vielen Fans zwischen Kap Arkona und Rennsteig das "falsche" Ostduell. Beide Clubs gehören zwar dem Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) an, doch wirklich anerkannt sind sie noch nicht.

Acht Jahre und knapp acht Monate, nachdem sich zum bislang letzten Mal mit Energie Cottbus und dem FC Hansa Rostock (2:1) zwei Ost-Clubs im Fußball-Oberhaus gegenüberstanden, ist das Leipziger Duell nichts für die Traditionalisten in den neuen Bundesländern. Hertha wurde nie als Ost-Verein anerkannt. In den Zeiten der deutschen Teilung empfand sich die "Alte Dame" natürlich als Weststadt, schon durch die besondere Lage im geteilten Berlin.

Nach der Wende unternahm der Club viele Anstrengungen, seine Sympathie-Werte im Ostteil und in Brandenburg zu erhöhen. Michael Preetz war vor seinem Aufstieg zum Manager als Werbe-Botschafter in Brandenburger Partnerstädten unterwegs. Und bei der Diskussion um einen Stadion-Neubau hat Hertha ausdrücklich auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, ins Berliner Umland zu wechseln.

Das interessiert aber die meisten hauptstädtischen Fans kaum. Deren Liebe gehört dem Zweitligisten 1. FC Union Berlin. Und die Wuhlheider haben ihre Anhängerschaft im gesamten Umland von Berlin.

Die Front gegen RB Leipzig bröckelt

Immer mehr Sympathiepunkte erspielt sich RB im Osten. Logischerweise wird der Verein von den alteingesessenen Clubs und deren Anhängern wegen seiner Entstehung und des Vereinsvermögens geschnitten, doch die Front bröckelt. Unter den 92 Fanclubs gibt es zahlreiche, die nicht aus Leipzig und dem unmittelbaren Umkreis kommen. Die Autokennzeichen, die bei RB-Heimspielen gesichtet werden, reichen von Thüringen über Sachsen-Anhalt bis nach Südbrandenburg. Und die sächsischen Anhänger kommen auch aus dem Erzgebirge oder der Oberlausitz.

Untereinander begegnen sich die Vereine mit Respekt - was auch nicht jedem gefällt. Irgendwelche Aktionen gegen die Leipziger werde es von offizieller Hertha-Seite nicht geben, und man werde solche auch nicht unterstützen. "Es gibt keine Zweifel, dass es unsere Aufgabe ist, Leipzig sportlich zu schlagen", sagte Vereinspräsident Werner Gegenbauer. Es sei sogar erfreulich, dass Leipzig, die Gründungsstadt des DFB, "auf der Landkarte des Fußballs zurück ist". Hertha BSC bestehe nicht nur aus Leuten, "die nur ihre Meinung gelten lassen". Dass viel Zündstoff drin ist, zeigte sich jüngst im Heimspiel gegen Werder Bremen, als Ultras auf Plakaten forderten: "Gegenbauer raus".

Die RB-Fangemeinde hat derlei Aktionen gar nicht nötig. Sie sieht sich als große Familie, die gern noch größer werden kann. Der Fußball-Osten bietet dafür noch jede Menge Platz.

(dpa)
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