Nach ihrem Aufstieg in die zweite Liga schlägt den Sachsen eine Welle des Protests entgegen. Braunschweig, Berlin, Aalen, München, Aue — Fans vieler Zweitligisten haben bereits mit Aktionen gezeigt, was sie von dem Projekt RB Leipzig halten. Nun ist Düsseldorf dran. Um zu wissen, was sich hinter der Fan-Wut verbirgt, lohnt ein Blick in das Umfeld des Klubs aus Leipzig.

Was stört die Fans an RB Leipzig? Sie sehen in dem Klub ein reines Marketingkonstrukt des österreichischen Brause-Herstellers Red Bull. Durch den wachsenden Erfolg der Leipziger befürchten sie, dass der Kommerz im deutschen Fußball einen noch größeren Stellenwert einnimmt, als er es jetzt schon tut. Zudem ist die Namensgebung bei Fans umstritten. Weil Vereine laut Regelung nicht in ihrem Namen werben dürfen, treten die Leipziger nicht als Red Bull-, sondern als Rasenballsport Leipzig auf. Ausgenommen von dieser Regelung sind nur Vereine, die als Betriebssportgemeinschaften gegründet wurden, wie etwa Bayer Leverkusen oder Carl Zeiss Jena. Viele Fans stören sich auch an den Strukturen des Vereins. So kann man selbst als zahlendes Mitglied nicht an einer Mitgliederversammlung teilnehmen und die Vereinspolitik mitbestimmen.

Was sagen die Leipziger zu den Protesten? Die Verantwortlichen entgegnen dem Ärger der breiten Fanmasse gelassen. "Ich glaube nicht, dass zu unseren letzten zwei Heimspielen in Leipzig insgesamt 80.000 Zuschauer gekommen sind, weil wir ein Brauseverein sind", sagte Sportdirektor Ralf Rangnick. Die Leipzig-Fans reagieren in diversen Fan-Foren größtenteils mit Humor auf die Anfeindungen aus den anderen Lagern. So schreibt ein User in einem Fan-Forum: "Ohne die Kohle von den Toten Hosen wäre Fortuna vor ein paar Jahren pleite gewesen!"

Wer ist der Trainer? Alexander Zorniger hat 2012 als Jahrgangsbester mit der Note 1,0 den Trainerschein gemacht. Leipzig ist seine erste Profistation als Cheftrainer. Zuvor war der 46-Jährige lediglich in der Oberliga beim 1. FC Normannia Gmünd und beim Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach angestellt, mit dem er in der Saison 2011/12 den Aufstieg in die 3. Liga schaffte. Am 3. Juli 2012 löste der ehemalige Oberliga-Spieler den Österreicher Peter Pacult als Trainer bei RB Leipzig ab und stieg mit den "Bullen" in zwei Jahren von der Regionalliga in die zweite Liga auf. Beobachter sagen, er sei ein Typ wie Jürgen Klopp und Thomas Tuchel. Er soll ein sehr ehrgeiziger und akribischer Arbeiter sein.

Was sind die sportlichen Ziele? In naher Zukunft soll RB Leipzig in der ersten Bundesliga spielen. Zeitlich wollen sich die Verantwortlichen zwar nicht festlegen. Nach zwei Aufstiegen in den vergangenen beiden Jahren liegt die Annahme aber nahe, dass es so schnell wie möglich weiter nach oben gehen soll. Auch die Meisterschaft ist laut Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz dann bald ein Thema: "Wenn wir das nicht irgendwann einmal wollten, sollten wir den Fußball besser an den Nagel hängen."

Welche Verbindung besteht zwischen RB Leipzig und RB Salzburg? Bereits 2005 stieg der Brause-Konzern bei den Österreichern ein. Seit 2009 hat aber Leipzig Priorität. Mateschitz ließ verlauten, dass Red Bull mit dem Aufstieg Leipzigs in die erste Bundesliga die Strategie verfolge, in Deutschland die stärkste Mannschaft aufzubieten und in Salzburg ein "Quasi U21-Team" aufzubauen, in dem vorrangig Spieler aus den beiden Red-Bull-Akademien in Ghana und Brasilien spielen. Allgemein gilt: Leipzig scoutet nach Talenten im Norden, Salzburg im Süden. Zuletzt sorgten auch immer wieder Spielerwechsel zwischen den beiden Vereinen für Wirbel. So verpflichtete Leipzig Marcel Sabitzer vom SK Rapid Wien, weil er nur eine Ausstiegsklausel für einen Wechsel ins Ausland besaß — und verlieh ihn umgehend an Salzburg.

Welche Rolle spielt Ralf Rangnick? Der 56-Jährige ist der Macher. Der Sportdirektor setzt die Millionen von Red-Bull-Chef Mateschitz geschickt ein und wirtschaftet sinnvoll. Seine Philosophie ist es, junge Spieler zu verpflichten und weiterzuentwickeln. Seit er ab 2012 in Leipzig die sportlichen Geschicke leitet, hat er weltweit Akademien geplant, in denen Talente gefördert werden. Außerdem hat er sich ein großes Scouting-Netzwerk aufgebaut, mit dem er vielversprechende Spieler sichten und für wenig Geld nach Leipzig oder Salzburg holen kann, um sie dann wieder gewinnbringend zu verkaufen. Zuletzt gelang ihm das mit dem Senegalesen Mané. Der war Ende 2012 für vier Millionen vom französischen Erstligisten FC Metz nach Salzburg gewechselt und in diesem Sommer für 15 Millionen an den englischen Erstligisten FC Southampton verkauft worden.

Wie viel Geld wurde bisher in RB Leipzig gesteckt? Etwa 100 Millionen sollen investiert werden, um den Verein in Liga eins zu bringen. Für 35 Millionen Euro entsteht zurzeit ein Trainings- und Nachwuchszentrum in unmittelbarer Nähe zum Stadion. Bis 2015 soll es fertig sein.