Heute vor 15 Jahren Bosman-Urteil — Erdbeben im Profi-Fußball

Köln (RPO). Vor 15 Jahren fällte der Europäische Gerichtshof das so genannten Bosman-Urteil. Danach waren Transfer-Zahlungen nach Ablauf eines Vertrages verboten, zudem durften die nationalen Fußballverbände keine Ausländerbeschränkung mehr ausüben.

 Jean-Marc Bosman (m.) lebt heute von Sozialhilfe.

Jean-Marc Bosman (m.) lebt heute von Sozialhilfe.

Foto: BELGA, AFP

Das Bosman-Urteil sorgte für ein Erdbeben im Profi-Fußball. Es machte viele Spieler zu Millionären und stürzte zahlreiche Klubs in große finanzielle Probleme. Auslöser Jean-Marc Bosman, damals ein Durchschnittsspieler beim FC Lüttich, profitierte vom spektakulären Urteil des Europäischen Gerichtshof allerdings nicht.

"Ich muss mit rund 700 Euro auskommen"

"Ich bekomme Geld von der Sozialversicherung und habe damit nur ein sehr geringes Einkommen. Ich muss derzeit mit rund 700 Euro auskommen. Das ist nicht einfach", sagte der 46-Jährige im Gespräch mit der "Welt am Sonntag".

Der 15. Dezember 1995 veränderte nicht nur Bosmans Leben, sondern stellte den Fußball in Europa auf den Kopf. Das Urteil aufgrund der Klage besagte zwei wesentliche Dinge: Transfer-Zahlungen nach Ablauf eines Vertrages sind verboten, Ausländer in der EU gibt es nicht mehr - alle Spieler sind gleich zu behandeln.

Dabei hätte das Problem im Vorfeld relativ schnell gelöst werden können - mit 800.000 Dollar. Diese Summe verlangte Lüttich für einen Wechsel Bosmans nach Ende seines Vertrages nach Dünkirchen. Doch der französische Zweitligist wollte nicht bezahlen, Lüttich verweigerte die Freigabe. Bosman klagt gegen das faktische Berufsverbot durch alle Instanzen. Fünf Jahre später gab der Europäische Gerichtshof ihm in letzter Instanz Recht.

Spieler profitieren vom Urteil

Das Urteil hatte eine verheerende Wirkung auf den Profifußball. Selbst mittelmäßige Spieler machten sich die Taschen voll, manche Vereine brachte es an den Rand des Ruins. Die Spieler hätten vom Urteil profitiert, so Ex-Nationalspieler Fredi Bobic, der Sportdirektor des Bundesligisten VfB Stuttgart.

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte mit so einem Urteil nicht gerechnet und war daher auch nicht vorbereitet. Ebenso wenig die Vereine. Sie wurden durch das Urteil leichter erpressbar, mittelmäßige Akteure stellten überhöhte Forderungen. Für Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war das Bosman-Urteil "die schlimmste Katastrophe, die der Klubfußball je erlebt hat."

Auch Jean-Marc Bosman hätte gerne kräftig abgesahnt. Den größten Batzen, den er erhielt, waren 475.000 Euro Schadensersatz vom belgischen Fußballverband. "Als hätte ich jemandem die sechs richtigen Lottozahlen gegeben, aber dann werde ich nicht am Gewinn beteiligt", erklärte Bosmann im Welt-Gespräch rückblickend.

(SID/can)
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