Team-Porträt: Brasilien Die "Familie Scolari" hat das Potenzial zum Weltmeister

Düsseldorf · Mit dem Sieg beim Confed Cup und den Auftritten danach demonstrierte die Selecao neue Stärke: Trainerfuchs Luiz Felipe Scolari hat wie 2002 wieder eine schlagkräftige Truppe zusammengeschweißt.

 Ganz Brasilien hofft darauf, dass die Selecao den Traum vom WM-Titel im eigenen land realisiert.

Ganz Brasilien hofft darauf, dass die Selecao den Traum vom WM-Titel im eigenen land realisiert.

Foto: dpa, Sebastiao Moreira

Rio de Janeiro (SID) Es ist Zeit, Brasiliens Fußball-Geschichte neu zu schreiben. Das Maracanazo, die historische WM-Pleite vor 64 Jahren gegen Uruguay im eigenen Land abzuhaken, das schlechte Vorzeichen eines Confed-Cups-Triumphes zu widerlegen, die Erfolgssaga "Familia Scolari" um ein Kapitel zu erweitern.

Bei der Präsentation des "Canarinhos", des traditionellen kanariengelben Shirts, für das WM-Turnier sprach Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari den Fans aus dem Herzen. "Hier fehlt noch eine Sache: der sechste Stern. Den müssen wir bei der WM holen", verkündete der 65-Jährige. Ausdruck des neuen Selbstvertrauens in der und um die Selecao.

Mit dem 3:0 vor einem Jahr im Finale des Confed Cups, des "Festivals der Champions", gegen Welt- und Europameister Spanien war der Stimmungshebel im Gastgeberland der 20. WM-Endrunde endgültig umgelegt. Die von Fans und Spielern aus vollen Kehlen gesungene "Hino Nacional" hatte ansteckende Wirkung. "O Gigante acordou", hallte es auf den Straßen wieder. Der schlafende Riese war erwacht.

Am 28. November 2012 hatte Scolari, der zehn Jahr zuvor mit Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho und Co. in Fernost im Finale gegen Deutschland Weltmeister geworden war, erneut die Selecao übernommen. Ein Team ohne Gesicht, ohne Richtung, ohne Rückhalt im eigenen Volk, zurückgelassen vom blassen Mano Menezes. Der fünfmalige Weltmeister ohne Sieg gegen seinesgleichen.

Das Jahr 2013, das erste unter Scolari, begann mit einer Niederlage in England, brachte nur einen Sieg in den ersten sechs Duellen, dann aber zwölf Triumphe, die nur ein 0:1 kurz nach der Sommerpause gegen die Schweiz unterbrach. Dabei wurden auch wieder Weltmeister besiegt: Frankreich, Italien, Uruguay, Spanien.

Das 5:0 im März dieses Jahr in Südafrika setzte die Positivserie fort. In 20 Partien suchte und fand Felipao, der mit Portugal 2006 WM-Vierter geworden war, seine 23 WM-Kandidaten, kam dabei auf 14 Siege bei vier Unentschieden und zwei Niederlagen sowie einer Tordifferenz von 54:15.

Symbolfigur der neuen Angriffslust ist Neymar, der beim Confed Cup demonstrativ die legendäre Nummer 10 von Vorbild Pele annahm und nur im Halbfinale gegen Uruguay nicht traf. "Vor wenigen Monaten hat keiner einen Pfifferling auf uns gesetzt, und jetzt glauben wieder alle an uns", sagte der neue Star von Spaniens Topklub FC Barcelona nach dem Turnier.

Der Confed-Cup-Triumph garantiert jedoch nichts. Unter offiziellem Namen seit 1997 konnte bislang keines der siegreichen Teams bei der folgenden WM den Titel holen. Für Brasilien kommt noch die Schmach von 1950 hinzu, als Uruguay der Selecao im überquellenden Maracana ein Bein stellte.

Um diesen Flüchen ein Ende zu setzen und dem Aberglauben den Boden zu entziehen, wird wieder einmal die Familie Scolari raufbeschworen, der treue Zusammenhalt zwischen Spielern und Betreuerstab. Ein Erfolgsmodell, das bereits 2002 funktionierte.

(sid)
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