Team-Porträt: Argentinien Messi und Co.: Weltmeister im Land des Erzrivalen?

Düsseldorf · Eine souverän gespielte WM-Qualifikation, ein Trainer, der Konstanz ins Team brachte, und vor allem ein Lionel Messi, der endlich auch im Nationaltrikot zaubert, lassen Argentinien vom dritten Titelgewinn träumen.

 Argentinien will in Brasilien Weltmeister werden und das Deutschland-Trauma besiegen.

Argentinien will in Brasilien Weltmeister werden und das Deutschland-Trauma besiegen.

Foto: dpa, Javier Garcia Martino

Die Argentinier hatten den Glauben an Lionel Messi schon fast verloren. Kein Tor des Superstars und das frühe Aus bei der Fußball-WM 2010 im Viertelfinale gegen Deutschland. Das gleiche Bild ein Jahr später bei der Copa America im eigenen Land. Gala-Auftritten beim FC Barcelona folgten regelmäßig blasse Darbietungen im Nationaltrikot.

"Zum Glück hat sich das geändert", sagt der 26-Jährige rückblickend und gesteht: "Das hat mir schon in der Seele weh getan, dass ich in meinem Land nicht so geliebt wurde wie in Barcelona." Mit zehn Toren führte "La Pulga", der Fußball-Floh, die Gauchos in der schwierigen Südamerika-Gruppe souverän zur WM-Endrunde ins benachbarte Brasilien.

Dank eines Vabanque-Spiels von Nationaltrainer Alejandro Sabella, der als erste Handlung bei seinem Amtsantritt im August 2011 der Nummer 10 die Kapitänsbinde gab, den schüchtern und introvertiert wirkenden Star damit noch mehr unter Druck setzte, aber mit dem Griff in die Psycho-Trickkiste die Bremse beim viermaligen Weltfußballer löste.

Und nicht nur bei ihm. Messi bildet in den Eliminatorias mit Angel Di Maria, Sergio Agüero und Gonzalo Higuain ein magisches Sturm-Quartett, das für 27 der 35 Tore des FIFA-Weltranglistendritten verantwortlich zeichnete. Darunter auch die beiden Treffer beim 2:1-Erfolg am vierten Spieltag in Kolumbien.

"Das war unser Schlüsselspiel, weil wir zuvor daheim gegen Bolivien nur unentschieden gespielt und in Venezuela gar verloren hatten", sagt Sabella. Anschließend folgten 14 Qualifikationsspiele ohne Niederlage. Am siebten von 18 Spieltagen übernahm der Weltmeister von 1978 und 1986 Platz eins und gab ihn bis zum Finale nicht mehr ab.

Und so glauben die "Hinchas", Argentiniens sangeskräftige Fans, nun fest an ihren Messi(as) und den ersten großen Titel seit dem Copa-America-Triumph 1993 - auch wenn es bei WM-Turnieren seit dem verlorenen Finale 1990 gegen Deutschland maximal bis zur Runde der letzten Acht reichte. In der Rangliste der Bestellungen von WM-Tickets nahm das Land am Rio de la Plata in jeder Verkaufsphase einen der vorderen Plätze ein.

Sabella, der 1998 als Assistent von Daniel Passarella bei der WM in Frankreich auf der Bank saß, hat Konstanz ins Team gebracht, trotz Notlösungen in der Defensive. Innenverteidiger, die auf den Außenbahnen eingesetzt wurden, und eine Nummer eins (Sergio Romero), die bei Frankreichs Erstligisten AS Monaco nur Ersatz ist, deuten auf Schwachstellen im ansonsten funktionieren Kollektiv hin.

Nach einem Jahr 2013 mit gleich fünf Muskelverletzungen, Tribut für den Dauereinsatz in Klub und Seleccion, ist sich Messi dennoch sicher: "Das könnte unser Jahr werden." Auch wenn Sabella ungewollt als Antwort zu Bedenken gibt: "Manchmal denken wir Argentinier, dass wir mehr sind, als es wirklich der Fall ist."

(sid)
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