Erste Bewährungsprobe bestanden Torlinientechnik: Druck auf Bundesliga-Gegner wächst

Frankfurt/Main · Nach dem ersten Einsatz der Torlinientechnik bei der WM-Endrunde hat es der Widerstand in der deutsche Eliteklasse immer schwerer.

Torlinientechnik deckt Eigentor von Honduras-Keeper Valladares auf
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Torlinientechnik deckt Eigentor von Honduras-Keeper Valladares auf

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Foto: afp, Desk

Nach der gelungenen Premiere der Torlinientechnik bei der Fußball-WM in Brasilien haben die Befürworter einer Einführung in der Bundesliga Oberwasser. Rekordmeister Bayern München ließ verlauten, dass er hinter seiner Forderung stehe. Das gilt auch für Borussia Dortmund. Der Druck auf die Gegner wie Vorstandsboss Heribert Bruchhagen von Eintracht Frankfurt wächst.

Bruchhagen bleibt allerdings bei seiner ablehnenden Haltung - obwohl das 250.000 Euro teure System der Firma "GoalControl" aus Würselen bei der unübersichtlichen Szene im Gruppenspiel zwischen Frankreich und Honduras (3:0) richtig lag. "An meiner Entscheidung hat sich nichts geändert. Die Technik ist noch nicht perfekt", sagte der Eintracht-Boss der Bild-Zeitung.

"GoalControl"-Geschäftsführer Dirk Broichhausen ist da ganz anderer Ansicht. Der Manager prophezeite seinem Unternehmen eine rosige Zukunft. "Die WM ist ein Schaufenster. Ich denke, dass sich dadurch die Anfragen nach technischen Hilfsmitteln im Allgemeinen und unserem System im Speziellen häufen werden", sagte Broichhausen: "Wir glauben, dass Torlinientechnik vor allem in den europäischen, aber auch in den restlichen Ligen der Welt immer gefragter sein wird."

Hohe Kosten und nicht ausgereifte Technik

Die erneute Debatte über die Torlinientechnik war in Deutschland nach dem nicht anerkannten Treffer des Dortmunders Mats Hummels im DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund (2:0 n.V.) aufgekommen.

Erst im März hatten sich die 36 deutschen Profiklubs mehrheitlich gegen die Einführung der technischen Hilfe für die Schiedsrichter ausgesprochen. Als Argumente führten die Gegner damals die hohen Kosten und die angeblich noch nicht ausgereifte Technik an.

Für die Einführung wäre eine Zweidrittel-Mehrheit (zwölf Ja-Stimmen) notwendig. Vor der WM-Endrunde schien eine solche Mehrheit nicht zustande zu kommen, mittlerweile könnte es anders aussehen.

Die Bayern wollen die Entscheidung aus dem Frühjahr jedenfalls revidieren. Der Double-Gewinner hat die Einführung der Technik für die Bundesliga beantragt. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) erklärte daraufhin, dass der Antrag bei der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung (voraussichtlich Anfang Dezember) behandelt wird.

Schiedsrichter sind für die Einführung des Hilfsmittels

Falls sich die Vereine Ende des Jahres für die Technik entscheiden, will sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) anschließen. Dann soll die Technik ab den Viertelfinals im Pokal zum Einsatz kommen.

Auch die Schiedsrichter sind für die Einführung des Hilfsmittels. "Wir würden uns alle freuen, wenn uns an diesem Punkt geholfen werden könnte. Ich denke, da kann ich für alle meine Kollegen sprechen", hatte WM-Referee Felix Brych vor der Endrunde gesagt: "Ich hoffe, dass nun nochmal ein Prozess bei den Vereinen in Bewegung kommt und die Entscheidung gegen die Technik überdacht wird."

Um die Gegner zu überzeugen, sollte allerdings eine ähnliche Konfusion wie rund um den Treffer im Frankreich-Spiel vermieden werden. Der Weltverband Fifa hat bereits eine Überarbeitung angekündigt. "Wir arbeiten daran, es noch klarer zu machen und werden die Richtlinien überarbeiten, damit diese Verwirrung nicht mehr entstehen kann", teilte Fifa-Sprecherin Delia Fischer mit.

Der Franzose Karim Benzema hatte den Ball zunächst an den Pfosten geschossen, erst Honduras-Torhüter Noel Valladares bugsierte das Spielgerät dann knapp über die Linie. Auf den Bildschirmen im Stadion war deshalb zuerst "No Goal", dann "Goal" zu sehen.

(sid)
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