Die Ereignisse in Japan im LIVE!-Ticker Tepco: Grundwasser hoch radioaktiv belastet

Tokio (RPO). Trotz Empfehlungen der japanischen Nuklear-Aufsicht lehnt die japanische Regierung ab, die Evakuierungszone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima auszuweiten. Im Meerwasser vor dem havarierten Atomkraftwerk stieg die Jod-Belastung auf ein neues Rekordhoch. In Rindfleisch wurde hochradioaktives Cäsium gefunden. Das Grundwasser ist ebenfalls stark belastet. Das Protokoll des Tages.

Nach Dreifach-Katastrophe: Sarkozy besucht Japan
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+++ 21.25 Uhr: Der weltgrößte Anleihenfonds Pimco rechnet wegen des Tsunamis in Japan mit einem Abzug von Geldern aus dem Ausland. Dabei würden die Summen größer sein als die Märkte derzeit noch annehmen würden.

+++ 19.51 Uhr: Die Grundwasserprobe, die eine starke radioaktive Belastung unter dem Kraftwerk ergab, war nach Angaben eines Sprechers von Tepco bereits am Mittwoch entnommen worden. Gemessen wurden 430 Becquerel pro Kubikzentimeter, das 10.000-fache des erlaubten Grenzwertes.

+++ 18.47 Uhr: AKW-Betreiber Tepco gibt weitere Einzelheiten zum stark verseuchten Grundwasser am Kraftwerk in Fukushima bekannt: Die stark erhöhten Mengen des radioaktiven Jods 131 im Grundwasser seien rund 15 Meter unterhalb von einem der beschädigten Reaktoren gemessen worden.

+++ 18.30 Uhr: Ein Mann ist mit einem Lastwagen auf das Gelände des AKW Fukushima gerast und hat dabei ein Einfahrtstor durchbrochen. Der Fahrer sei am Eingang des Kraftwerks abgewiesen worden und habe dann mit dem Lastwagen das Tor gewaltsam geöffnet. Nachdem der Mann etwa zehn Minuten innerhalb der Akw-Anlage verbracht habe, sei er geflohen und nach einer Fahndung etwa zwei Stunden später festgenommen worden, meldete die japanische Atomsicherheitsbehörde.

+++ 18.21 Uhr: Strahlenexperten schließen nicht mehr aus, dass sich die überhitzten Brennstäbe durch den Boden des Reaktorsicherheitsbehälters fressen. In diesem Fall würde im großen Maße Radioaktivität in die Umwelt gelangen.

+++ 17.48 Uhr: Das Grundwasser auf dem AKW-Gelände ist hoch radioaktiv belastet. Laut AKW-Betreiber Tepco sind erhöhte Strahlenwerte im Grundwasser nahe eines Turbinengebäudes von Reaktor 1 gemessen worden. Auch in einem Tunnel außerhalb des Turbinengebäudes von Reaktor Zwei sei radioaktiv belastetes Wasser gefunden worden. Die Grenzwerte seien hier um mehr als das 10.000-fache überschritten worden.

+++ 17.38 Uhr: In Rindfleisch aus der Region des AKW haben Wissenschaftler Spuren von hochradioaktivem Cäsium gefunden. Das erklärte der AKW-Betreiber Tepco mitteilte. Die Strahlenbelastung des Rindfleischs sei ungewöhnlich hoch gewesen. Während das krebserregende Jod 131 nach etwa 80 Tagen zerfällt, bleiben Cäsium-Verbindungen mehr als 200 Jahre gefährlich.

+++ 17.24 Uhr: Mehrere deutsche Kliniken haben sich bereit erklärt, durch Strahlung verletzte Menschen aus Japan. Eine Gefährdung gehe von diesen Patienten nicht aus, betont Professor Arnold Ganser von der Medizinischen Hochschule Hannover, die zwei Intensivbetten für Strahlenopfer anbietet. Die Klinik in Hannover ist Teil des europäischen Netzes für Blut- und Knochenmarktransplantationen mit etwa 350 Krankenhäusern. Davon haben sich etwa 100 bereiterklärt, Betten für Strahlenopfer aus Japan bereitzuhalten.

+++ 16.54 Uhr: Der Energieriese E.ON verzichtet auf eine Klage gegen Abschaltung seiner Kernkraftwerke Isar I und Unterweser. Der E.ON-Vorstand habe nach intensiven Beratungen entschieden, keine Klage gegen die Anordnung der Landesbehörden von Bayern und Niedersachsen zur Abschaltung der beiden Kernkraftwerke zu erheben, teilte der Dax-Konzern mit.

+++ 16.14 Uhr: In einem Brief an den japanischen Kaiser Akihito hat US-Präsident Barack Obama Japan die tiefe Anteilnahme der USA ausgesprochen. "Im Namen aller Amerikaner möchte ich Ihnen unsere Bewunderung für den Mut, die Kraft und die Entschlossenheit aussprechen, mit der das japanische Volk auf diese Krise reagiert", schrieb Obama an den Kaiser.

+++ 15.45 Uhr: Trotz der noch ungewissen Krisen-Kosten setzen Anleger auf eine rasche Wirtschaftserholung in Japan. Investoren zogen im März kaum Kapital aus Aktien der drittgrößten Volkswirtschaft zurück, ergab eine aktuelle Umfrage unter 54 führenden Investmenthäusern in den USA, Europa und Japan.

+++ 15.26 Uhr: Neben den französischen sind jetzt auch US-Experten und ein ferngesteuerter Roboter zur Untersuchung der am stärksten verstrahlten Teile des Kraftwerks eingetroffen. Außerdem wird eine US-japanische Kommission aus Atomexperten und US-Militärs eingerichtet, die sich mit der Fukushima-Krise befassen sollen.

+++ 15.05 Uhr: Die Opfer der Katastrophe in Japan sind nach Einschätzung des Welternährungsprogramms (WFP) auf groß angelegte Hilfe angewiesen. Die Bedürfnisse seien auch deshalb "immens", weil die Lage der Opfer durch die Gefahr einer radioaktiven Verstrahlung erschwert werde, so der WFP-Vizechef Amir Mahmud Abdulla.

+++ 14.57 Uhr: Bei der Kühlung der havarierten Reaktoren in Fukushima sollen weitere Großpumpen aus Baden-Württemberg zum Einsatz kommen. Die Firma Putzmeister aus Aichtal schickt ein weiteres Gerät von Stuttgart aus per Flugzeug in die Katastrophenregion. Seit Anfang vergangener Woche ist bereits eine Großpumpe aus Aichtal in Japan im Einsatz. Später sollen fünf Maschinen des Pumpenherstellers die Hilfskräfte vor Ort unterstützen.

+++ 14.53 Uhr: Die Anti-Atom-Organisation "Ausgestrahlt" hält die neuen Sicherheitschecks bei deutschen Kernkraftwerken für überflüssig. In der Fachwelt sei es Konsens, dass in keinem der 17 Reaktoren eine Kernschmelze ausgeschlossen werden könne, so "Austgestrahlt". Das lasse sich auch durch nachrüstungen nicht ändern.

+++ 14.45 Uhr: Nach Angaben der Deutschen Seemannsmission sorgen sich viele Seeleute, die im Pazifik im Einsatz sind, um ihre Gesundheit, weil diese Region zwischen Japan und der US-Westküste zunehmen radioaktiv verseucht ist. Informationen über tatsächliche Strahlenwerte gebe es jedoch nur sehr dürftig.

+++ 14.17 Uhr: Auch das Dort Iitate, 40 Kilometer nordwestlich des beschädigten AKW, soll vorerst nicht evakuiert werden. Ein Vertreter der japaniischen Atomsicherheitsbehörde erklärte, die Bevölkerung müsse sich keine Sorgen machen. Die Internationale Atomenergiebehörde hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt, die Strahlenwerte in dem Dorf hätten eine solche Höhe erreicht, dass eine Evakuierung notwendig sei.

+++ 13.08 Uhr Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen bereitet sich darauf vor, die Erdbeben- und Tsunami-Opfer noch stärker zu unterstützen. "Ihre Bedürfnisse sind riesig", sagte Direktor Mahmoud Abdulla.

+++ 12.29 Uhr Die Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer solle sich bis Ende des Jahres auf ein internationales Regelwerk zum Schutz vor AKW-Unglücken einigen, sagte Sarkozy nach seiner Ankunft in Tokio.

+++ 12.03 Uhr Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Japans Premierminister Naoto Kan einigten sich auf eine Zusammenarbeit der beiden Länder, um neue internationale Nuklear-Sicherheitsstandards zu entwerfen.

+++ 12.00 Uhr Menschen missachten die Sicherheitszone von 20 Kilometern um Fukushima, und kehren in ihre Häuser zurück, um persönliche Gegenstände zu holen. Die Regierung erwägt nun, die Zone abzusperren und ein Zutrittsverbot zu verhängen.

+++ 11.52 Uhr Die französische Atomaufsichtsbehörde schließt einen Baustopp des neuen "Superreaktors" am Ärmelkanal nicht aus. Der mögliche Aufschub für den ersten Europäischen Druckwasserreaktor in Frankreich sei "eine Fragestellung, eine Überlegung", sagte ein leitender Mitarbeiter der Behörde. Frankreich betreibt insgesamt 58 Atomreaktoren, das Land bezieht knapp vier Fünftel seines Stroms aus Kernkraftwerken - soviel wie kein anderer Staat weltweit.

+++ 11.37 Uhr Laut einem Bericht der US-Zeitung "Wall Street Journal" war Tepco nicht auf die Katastrophe vorbereitet. Der Notfallplan für Fukushima 1 sei völlig unzureichend gewesen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente. Er habe weder den Einsatz externer Feuerwehrleute, noch des Militärs vorgesehen. "Der Notfallplan funktionierte nicht. Er war auf so etwas Großes nicht eingestellt", sagte ein früherer Tepco-Mitarbeiter dem Blatt.

+++ 11.22 Uhr Die Hilfen nach der Naturkatastrophe und die Kosten für den Wiederaufbau könnten die japanische Regierung mehr als 120 Milliarden Dollar kosten. Über diese Summe werde wohl ein Nothaushalt ins Parlament eingebracht, sagte Vize-Finanzminister Mitsuru Sakurai. Die Finanzierung des Sonderetats sei noch nicht geklärt.

+++11.01 Uhr Nach Suzuki Motor nehmen weitere japanische Autobauer nach den Unterbrechungen wegen des Erdbebens allmählich ihren Betrieb wieder auf. Honda und Mazda kündigten an, ab Montag die Bänder wieder anzuschmeißen. Allerdings konnten beide Autobauer nicht sagen, wann die Produktion wieder auf vollen Touren laufen werde. Beim Weltmarktführer Toyota stehen die Bänder noch still.

+++ 10.18 Uhr Neues Erdbeben in Japan: Starke Erdstöße mit einer Stärke von 6,2 auf der Richterskala haben den Nordosten des Landes erschütttert. Es wurde aber keine Tsunami-Warnung herausgegeben.

+++ 10.12 Uhr Die japanische Regierung hat derzeit nicht die Absicht, die Evakuierungszone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima auszuweiten. Dazu bestehe im Moment keine Notwendigkeit, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Donnerstag. Die Lage werde von Tag zu Tag neu bewertet.

+++ 10.05 Uhr Guido Westerwelle wird voraussichtlich am Samstag zu einem Solidaritätsbesuch nach Japan reisen. Wie aus deutschen Diplomatenkreisen verlautete, will der FDP-Politiker in Tokio mit Außenminister Takeaki Matsumoto zusammenkommen. Auch ein Treffen mit Deutschen sei geplant, die trotz der Atomkrise noch in dem Land leben.

+++ 9.40 Uhr Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ist in Tokio angekommen. Er soll gemeinsam mit Naoto Kan die Nuklear-Krise besprechen. Sarkozy ist der erste ausländische Regierungschef, der das asiatische Land seit der Katastrophe vor drei Wochen besucht. Kan und Sarkozy sollen im Laufe des Tages eine gemeinsame Pressekonferenz geben.

+++ 9.37 Uhr Der französische Atomkonzern Areva kündigt an, seine Unterstützung für Tepco ausweiten zu wollen. Die Anfragen von Tepco nach technischer Unterstützung würden zunehmen, darauf werde reagiert, sagte der Chef von Areva Japan, Rémy Autebert. Bereits am Mittwoch war Areva-Chefin Anne Lauvergeon mit einem Team von Technikern in Japan angekommen. Laut Autebert ist die Frage des Umgangs mit dem schwer radioaktiv verseuchten Wasser in der Anlage Fukushima 1 der wichtigste Punkt bei der technischen Hilfe.

+++ 9.25 Uhr Vor seiner Abreise von dem G-20-Treffen im chinesischen Nanjing sagte Sarkozy, sein Japan-Besuch sei eine Geste der "Solidarität" mit den Opfern der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe und des schweren Atomunfalls und diene der Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Atomkatastrophe.

+++ 9.08 Uhr Der Verein Shimizu S-Pulse plant ein Charity-Spiel gegen den Klub Ajax Amsterdam. Das Match soll am 13. April in den Niederlanden stattfinden.

+++ 8.57 Uhr Der Chef von Japans Kommunistischer Partei, Kazuo Shii, teilt auf einer Pressekonferenz mit, Kan erwäge eine vollständige Abschaltung von Fukushima Daiichi.

+++ 8.53 Uhr Japans Regierungschef Naoto Kan kündigt an, die bestehenden Päne für den Bau neuer Atomkraftwerke von Grund auf zu revidieren.

+++ 8.18 Uhr Die Künstler der Staatsoper geben am Sonntag, 3. April, 15.00 Uhr, ein Benefizkonzert für Japan in der Berliner Gethsemanekirche. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

+++ 8.00 Uhr Ein 140 Mann starkes Team von Strahlungs-Experten aus den USA soll bald in Japan eintreffen. Das teilte General Ryoichi Oriki mit.

+++ 7.39 Uhr Laut dem japanischen Nachrichtendienst Kyodo liegen in der Sicherheitszone 20 Kilometer um das AKW Fukushima noch etwa 1000 Leichen von Erdbeben- und Tsunami-Opfern. Aus Angst vor der Strahlung seien die Körper noch nicht geborgen worden.

+++ 7.28 Uhr Auf den Schweizer Versicherer Zurich Financial Group kommen infolge der Naturkatastrophen in Japan und in Australien Schadenszahlungen von schätzungsweise rund 500 Millionen Dollar zu.

+++ 7.13 Uhr Die Regierung müsse eine Ausweitung der Evakuierungszone erwägen, erklärte die japanische Atom-Behörde. Um das AKW Fukushima I gilt bislang eine Evakuierungszone von 20 Kilometern. Einwohnern in einem weiteren Umkreis von 30 Kilometern wird empfohlen, wegen der Strahlengefahr das Gebiet zu verlassen oder sich nicht im Freien aufzuhalten. Der UN-Atombehörde IAEA zufolge wurden jedoch auch in einem Dorf 40 Kilometer von Fukushima entfernt hohe Strahlungswerte gemessen.

+++ 7.04 Uhr Eine Gefahr für die Gesundheit bestehe durch die hohen Jod-Werte vor der Küste nicht, teilte der Sprecher der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama, mit. Radioaktives Jod hat eine Halbwertszeit von acht Tagen und löst sich in Wasser schnell auf.

+++ 5.26 Uhr Die Radioaktivität im Meerwasser vor dem AKW nimmt weiter zu. Sie erhöhte sich auf einen Rekordwert. Die japanische Atombehörde meldete, die Konzentration von radioaktiven Jod-Partikeln liege 4385-fach über dem Grenzwert. Die hohen Werte könnten bedeuten, dass ständig Radioaktivität aus dem Reaktor entweiche, erklärte die Behörde. Es sei jedoch unklar, wo sich das Leck befinde.

+++ 4.14 Uhr Die UNO kritisiert das Atomchaos der japanischen Regierung. "Was im Augenblick für viele am schwersten nachzuvollziehen ist, ist die Frage, wieso Information, deutliche, klare, präzise Information, so schwierig zu bekommen ist", sagte der Leiter der UN-Umweltbehörde UNEP, Achim Steiner, der "Berliner Zeitung". Der deutsche Spitzenpolitiker warnte zudem vor weiteren Reaktorunfällen. Mindestens zwanzig Reaktoren der Fukushima-Bauart seien weltweit in Betrieb - "auch in erdbebengefährdeten Gebieten".

+++ 3.03 Uhr Außerhalb Japans wächst die Sorge vor den Folgen der Reaktorkatastrophe. Singapur erklärte, die Strahlenbelastung von Kohl aus Japan überschreite teilweise den Grenzwert um das neunfache.

+++ 0.26 Uhr Im Westen der USA sind nach Angaben der Umweltschutzbehörde und der Behörde für Lebensmittelsicherheit leicht erhöhte Strahlenwerte in Milchproben gemessen worden. Die Belastung mit radioaktivem Jod 131 sei jedoch immer noch 5000 mal niedriger als der Grenzwert. Die Proben waren am 25. März in der Stadt Spokane im US-Staat Washington genommen worden. Die Behörde für Lebensmittelsicherheit erklärte, angesichts der Atomkrise in Japan habe man mit einem Anstieg der Strahlenwerte gerechnet.

+++ 21.55 Uhr Der Getränkekonzern Coca Cola hat seine Abfüllung von Tafelwasser in Japan im Zuge der Atomkatastrophe deutlich erhöht. Aufgrund der starken Nachfrage produzierten die entsprechenden Anlagen im Land bereits rund um die Uhr, teilte das Unternehmen mit. "Die Angst vor verstrahltem Leitungswasser geht in jeder Region Japans um", erklärte Kei Sakaguchi, Sprecher der Coca-Cola-Niederlassung in Japan.

(apd/RTR/AFP/kyodo)
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