Schuldengipfel in Berlin Athen zur Ohnmacht verdammt

Berlin · Kein Ergebnis beim nächtlichen Spitzentreffen in Berlin. Nun fragt man sich Athen: Was bedeutet das für uns Griechen und die Pleite? Der Regierung bleibt vorerst nichts übrig, als abzuwarten, was die Gläubiger entscheiden. "Eine Schicksalswoche, in der Tat", heißt es in Berlin.

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Foto: dapd, Michael Gottschalk

Bis tief in die Nacht verhandelten die Geldgeber über eine einheitliche Haltung gegenüber Griechenland. Mit am Tisch: Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatschef François Hollande sowie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit der IWF-Chefin Christine Lagarde und EZB-Präsidenten Mario Draghi.

Bisher ohne Ergebnis. Es geht um die Frage, ob man Athen noch einmal das Überleben finanziert. Das Interesse daran ist unverändert groß. Doch das sind auch die Hürden. Entweder ein Schuldenschnitt muss her oder endlich glasklare Reformzusagen.

Alexis Tsipras - selbsternannter Retter Griechenlands
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Die aber bleiben bislang aus. Nach dem Spitzentreffen von Berlin herrschte in Athen stattdessen Ratlosigkeit. Ohnmächtig schaut die Politik auf das, was nun kommt. Laut einigen Medien heißt es nun: Friss oder stirb. Niemand in Griechenland - so scheint es derzeit - weiß Genaueres über den Inhalt des vermeintlich letzten Angebots der Gläubiger. "Wir werden sehen, was das für Maßnahmen sind und ob sie zugunsten des Volkes sind oder nicht. Und dann werden wir entscheiden", sagte der Fraktionssprecher der regierenden Linkspartei Syriza, Nikos Filis, im griechischen Fernsehen Ant1 am Dienstagmorgen.

Parallel zum Treffen in Berlin war in Athen am späten Montagabend Regierungschef Alexis Tsipras mit seinen wichtigsten Mitarbeitern und Beratern zusammengekommen. Auch dort dauerten die Beratungen bis in die frühen Morgenstunden an, berichtete die griechische Presse. "Dramatische Nacht in Berlin und Athen", titelte am Dienstag das Athener Boulevardblatt "Ethnos". "Eine Schicksalswoche, in der Tat", kommentierte CDU-Vize Julia Klöckner auf N24 die Lage.

Ob Merkel und Tsipras in der Nacht wie so oft in den vergangenen Wochen telefonierten, ist unklar. Nach einem Bericht der "Welt" blieb Griechenlands Regierungschef in den Gesprächen außen vor. Er sei in Athen und warte auf einen Anruf der drei Institutionen IWF, EZB und EU-Kommission. Auf Arbeitsebene gab es zuletzt in den Verhandlungen mit Athen kaum Fortschritte.

Aller Unsicherheit zum Trotz, demonstrieren führende Politiker der Syriza weiterhin Härte. "Es gibt keinen Spielraum für mehr Kompromisse", sagte etwa Arbeitsminister Panos Skourletis dem Sender Skai TV. "Wir warten darauf, dass die andere Seite ihrer Verantwortung nachkommt."

"Es geht um ein allerletztes Angebot der Geldgeber", verlautete nach Informationen der "Welt" und der dpa aus Berliner Verhandlungskreisen. Grundlage sei das bestehende Hilfsprogramm aus dem Jahr 2012, das bis Ende Juni verlängert wurde. Es lägen nochmals alle Vorschläge auf dem Tisch.

Die Zeit für eine Einigung wird immer knapper. Bereits an diesem Freitag muss Athen trotz leerer Kassen die nächste Kreditrate an den IWF zurückzahlen. Griechenland muss zum kommenden Freitag einen fälligen Kredit von 300 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Insgesamt werden in diesem Monat fast 1,6 Milliarden Euro fällig. Für Athen stehen insgesamt noch 7,2 Milliarden Euro an Hilfen bereit; das Geld ist jedoch wegen einer fehlenden Reformliste blockiert.

Bereits beim Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der wichtigsten westlichen Industrieländer (G7) vergangene Woche in Dresden war von einem möglicherweise letzten Angebot der Geldgeber die Rede, das den Griechen vorgelegt werden sollte. Auch in Dresden waren die Spitzen der Geldgeber zusammengekommen.

(dpa REU)
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