Analyse Von Bonn aus gegen Trump

Bonn · Die USA sind zweitgrößter Erzeuger von Kohlendioxid. Daran will Donald Trump nichts ändern. Nun nutzen Prominente wie Arnold Schwarzenegger und Leonardo DiCaprio den Gipfel, um gegen seine Klimapolitik zu trommeln.

Die USA zählen zu den größten Klimasündern der Welt. Das Land ist nach China der zweitgrößte Emittent des klimaschädlichen Kohlendioxids, gefolgt von Indien und Russland. Bei den Emissionen pro Kopf stehen die USA sogar an der Spitze. Kein Land stößt pro Einwohner so viel Kohlendioxid (CO2) aus, was auch an der Liebe der Amerikaner zu spritfressenden Autos und Klimaanlagen liegt. Auf Platz zwei im Pro-Kopf-Ranking folgt Russland, hier spielt vor allem die ineffiziente Industrie eine Rolle. Was die USA angeht, soll sich nichts ändern. Donald Trump hatte im Juni angekündigt, dass sein Land aus dem mühsam errungenen Pariser Klimaabkommen aussteigen will. Seit Jahren behauptet er, China habe den Klimawandel erfunden, um der US-Industrie zu schaden. Die Klimaschützer im eigenen Land sind auf den Barrikaden. Nun nutzen sie den Gipfel in Bonn, um gegen die Politik ihres Präsidenten zu trommeln. Unter ihnen sind viele Prominente.

Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown (79) will in Bonn für sein Bündnis "Under 2 Coalition" werben. Darin haben sich Bundesstaaten, Städte, Regionen und Nationen zusammengeschlossen, damit die Ziele des Pariser Abkommens doch noch eingehalten werden. Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, soll das Abkommen die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber vor Beginn der Industrialisierung begrenzen. Auch Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gehören der Koalition an. Brown trifft heute Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne).

An Browns Seite kämpft der frühere kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger (70). Er will in Bonn als Gastredner sprechen. Der Republikaner kritisiert seinen Parteifreund Trump ebenfalls für den Abschied vom Pariser Klimaabkommen: "Keiner kann unseren Fortschritt stoppen", sagt der Hollywoodstar. Schwarzenegger ist überzeugt, dass der Klimawandel auf lokaler Ebene bekämpft werden muss. Daher müsse man nicht auf politische Direktiven aus Washington warten, sondern selbst loslegen. Er hat bereits im April ein Handbuch veröffentlicht, das Tipps gibt, wie man Klimapolitik auch vor Ort machen kann. Dabei konzentriert er sich auf die Verbesserung der Luftqualität, die Förderung erneuerbarer Energien und die Gesundheitsförderung. Um Trump auszukontern, der den Klimaschutz für einen Vernichter amerikanischer Jobs hält, betonen Schwarzenegger und Brown, dass die "Green Economy", die auf erneuerbaren Energien beruhende Industrie, unterm Strich keine Arbeitsplätze vernichtet, sondern schafft.

Im Sommer traf sich Schwarzenegger mit Emmanuel Macron (39). Auch der französische Präsident kommt nach Bonn. Zuletzt sorgte er für Aufsehen, als er einen europaweiten Mindestpreis von 30 Euro für jede Tonne Kohlendioxid forderte, die Unternehmen und Kraftwerke ausstoßen. Schon jetzt gibt es einen europaweiten Emissionshandel, der die Firmen verpflichtet, Verschmutzungszertifikate zu kaufen. Doch wegen falscher Ausgestaltung ist der Preis der Zertifikate mit sieben Euro so niedrig, dass er kaum Anreize für CO2-arme Produktion setzt. Bei 30 Euro und mehr sähe das anders aus. In Deutschland löste Macrons Vorschlag Ärger aus: Denn er würde das Land, dessen zweitgrößter Energieträger die besonders CO2-intensive Braunkohle ist, hart treffen. Dagegen wäre Frankreich, das vor allem auf CO2-arme Atomkraft setzt, fein raus.

Auch Al Gore (69) und Michael Bloomberg (75) kommen nach Bonn. Unternehmer Bloomberg war elf Jahre lang Bürgermeister von New York und gehört zu den stärksten Trump-Kritikern. Der frühere Vizepräsident Al Gore ist seit Jahren im Kampf gegen den Klimawandel aktiv. Der Demokrat will mit seinem "Climate Reality Project" Entscheider wachrütteln. Er hat mehrere Bücher zur Erderwärmung veröffentlicht und an dem Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit" mitgewirkt, der 2007 einen Oscar gewann. Al Gore ist überzeugt: "Es gibt eine Chance, den Schaden zu begrenzen, den Trump anrichtet." Zum einen seien andere Staaten Trump beim Ausstieg aus dem Pariser Abkommen nicht gefolgt. Zum anderen könnten die USA endgültig ohnehin erst im November 2020 austreten, und zwar einen Tag nach der nächsten Präsidentschaftswahl, sagte Al Gore unlängst im ntv-Interview.

Angekündigt hat sich auch Hollywoodstar Leonardo DiCaprio (42). Der Schauspieler engagiert sich seit 1998 gegen die Erderwärmung. Seine "DiCaprio Foundation" fördert etwa den Einsatz von Solartechnik und ressourcenschonenden Anbaumethoden in Entwicklungsländern. Sie setzt sich für den Schutz der Weltmeere ein und hat mit Google ein Instrument zur Beobachtung des Fischbestands entwickelt. Das soll Meere vor Überfischung schützen. Wenn er nach Bonn kommt, wird er für seinen Film "Before the Flood" werben, der die verheerenden Veränderungen der Natur zeigt, die der Klimawandel hervorruft. Bilder, das weiß DiCaprio, überzeugen am meisten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort