Görges kritisiert Organisation "Wäre es ein Herzinfarkt gewesen, wäre er wahrscheinlich tot"

Melbourne · Julia Görges kam sich vor wie auf dem Bahnhof, Mischa Zverev wie auf Wolke sieben: Zum Start der Australian Open hat sich das Duo trotz einiger Emotionen nicht vom Erfolgsweg abbringen lassen.

 Julia Görges war trotz Erstrunden-Sieg nicht glücklich.

Julia Görges war trotz Erstrunden-Sieg nicht glücklich.

Foto: dpa, Daniel Karmann

Während Fed-Cup-Spielerin Görges beim 3:6, 6:3, 6:4 gegen Katerina Siniakova (Tschechien) und Temperaturen von 30 Grad kühlen Kopf bewahrte, erreichte Zverev durch ein 6:3, 7:6 (7:5), 6:4 gegen Guillermo Garcia-Lopez (Spanien) erstmals seit zehn Jahren wieder die zweite Runde von Melbourne.

Barthel auf dem aufsteigenden Ast

Auch Qualifikantin Mona Barthel meisterte durch ein 6:3, 7:6 (7:4) gegen die 16-jährige Australierin Destanee Aiava ihre Auftakthürde beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Dagegen kassierte Laura Siegemund (Nr. 26) beim 1:6, 6:1, 4:6 gegen Jelena Jankovic (Serbien) ihre dritte Erstrundenniederlage im dritten Match 2017.

Am Montagabend Ortszeit startet die topgesetzte Angelique Kerber ihre Mission Titelverteidigung. Insgesamt standen 14 DTB-Starter im Hauptfeld von Melbourne - sieben Männer und sieben Frauen. Bislang haben drei deutsche Profis die zweite Runde erreicht, zwei sind ausgeschieden.

Görges indes kritisierte die Bedingungen auf Außencourt 19 harsch. "Das war nicht Grand-Slam-würdig. Ich habe mich gefühlt wie auf dem Bahnhof. So gut, wie dieses Turnier ist, so schlecht ist dieser Platz", sagte die Weltranglisten-57., die in Melbourne schon dreimal im Achtelfinale stand.

Der Court grenzt an eine viel befahrene Straßenbahnstrecke. Görges haderte wie ihre Gegnerin zudem mit dem unprofessionellen Personal. "Als wir zum Match auf den Platz gebracht werden sollte, wusste der Security-Mann nicht, wo Court 19 überhaupt ist", berichtete Görges, die die Australian Open eigentlich als ihr Lieblingsturnier bezeichnet.

Zuschauer bricht zusammen

Während des Matches fiel auf der Tribüne ein Mann um. Es gab eine Unterbrechung, aber medizinische Hilfe kam zunächst nicht. "Wäre es ein Herzinfarkt gewesen, wäre er wahrscheinlich tot", meinte Görges (28), die nun auf Siegemund-Bezwingerin Jankovic trifft. Auch der Stuhlschiedsrichter wurde im Unklaren gelassen. "Alles war sehr informationslos", haderte Görges

Mischa Zverev dagegen, der ältere Bruder von Toptalent Alexander Zverev (19), war einfach nur glücklich. "Auf diesen Zweitrundeneinzug hier habe ich lange genug warten müssen. Ich war so nervös und wollte es so sehr. Jetzt bin ich erleichtert", sagte der Weltranglisten-50.

Zverev erlebt im Alter von 29 Jahren seinen siebten Frühling. Nicht zuletzt dank seines Bruders. "Er und seine ganze Entwicklung treiben mich unglaublich an. Wir haben die gesamte Vorbereitung gemeinsam bestritten und immer Wettkämpfe gemacht: Wer isst mehr Frikadellen, wer stemmt höhere Gewichte", berichtete Mischa Zverev. Nächster Gegner des Linkshänders ist nun Aufschlagriese John Isner (USA/Nr. 19).

Barthel hatte sich über die Qualifikation ins Hauptfeld des mit 34,87 Millionen Euro dotierten Events gespielt, nachdem sie wegen einer rätselhaften Viruserkrankung im vergangenen Jahr mittlerweile bis auf Rang 181 des Rankings abgerutscht ist. "Ich muss das so annehmen. Aber ich habe das Gefühl, dass ich seit Dezember körperlich stabiler bin", meinte Barthel.

Im Duell um den Sprung in die dritte Runde trifft die ehemalige Nummer 23 der Welt nun am Mittwoch auf Olympiasiegerin Monica Puig (Puerto Rico), die im Finale von Rio de Janeiro im vergangenen August Kerber bezwungen hatte.

(sid)
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