Julia Görges Die neue First Lady im deutschen Tennis

Düsseldorf/Zhuhai · Julia Görges gewinnt zum Abschluss des Tennis- Jahres die inoffizielle B-WM in China. Die 29-Jährige ist damit aktuell die beste deutsche Spielerin auf der Tour.

Julia Görges feiert Titel bei B-WM in Zhuhai
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Görges feiert Titel bei B-WM in Zhuhai

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Foto: afp, ZQ

Julia Görges ist momentan das Nonplusultra im deutschen Damentennis. Die neue First Lady. Denn während sich die ehemalige Weltranglisten-Erste Angelique Kerber in einer langanhaltenden Formkrise befindet, eilt Görges von Sieg zu Sieg. Die vorläufige Krönung des Höhenflugs: der Turniersieg bei der WTA Elite Trophy in Zhuhai (China), der inoffiziellen B-WM. Im Finale ließ die Wahl-Regensburgerin ihrer Gegnerin Coco Vandeweghe (USA) beim 7:5, 6:1 kaum eine Chance. Zur Belohnung wird Görges in der heute erscheinenden WTA-Weltrangliste auf Platz 14 geführt, so hoch wie noch nie in ihrer Karriere.

Die beginnt 2005, als die damals 16-Jährige mit der Mittleren Reife die Theodor-Mommsen-Schule, das Gymnasium ihres Geburtsortes Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein, verlässt. Im selben Jahr debütiert sie bei ITF-Turnieren, der untersten Kategorie des professionellen Tennis. Es geht nun stetig bergauf für Görges. 2006 gewinnt sie ihr erstes ITF-Turnier. Ein Jahr später feiert sie bei den US Open ihr Grand-Slam-Debüt und erreicht in Stockholm erstmals ein Halbfinale der WTA-Tour, der ersten Liga im Damentennis.

Auf der Tour beeindruckt Görges schon damals mit ihrem kraftvollen Spielstil. Ihre stärksten Waffen sind der Aufschlag und die Vorhand. 2010 gewinnt sie in Bad Gastein erstmals ein WTA-Turnier, der noch größere Triumph folgt jedoch 2011 in Stuttgart. Im Finale schlägt sie die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki. Eine Zeitung fragt nach dem Sieg bereits: "Löst Julia einen neuen Tennis-Boom aus?"

Nach ihrem ersten Achtelfinal-Einzug bei den Australian Open 2012 spielt sich Görges im Frühjahr bis auf Platz 15 der Weltrangliste nach vorne, der Grundstein für eine große Karriere scheint gelegt. Auch 2013 kann sie sich in Melbourne wieder ins Achtelfinale spielen, dann streikt jedoch ihre Schlaghand. Die Kapsel im rechten Handgelenk ist angerissen. Görges spielt dennoch weiter und scheitert gleich 16 Mal bereits in der ersten Runde. Am Ende des Jahres wird sie nur noch als Nummer 73 der Welt geführt.

Die Rückkehr in die absolute Weltspitze gestaltet sich danach schwierig. Nach knapp sieben Jahren beendet Görges im September 2015 die Zusammenarbeit mit ihrem Trainer Sascha Nensel. Es zieht sie nach Regensburg zum Standort ihres Bundesligavereins TC Rot-Blau und dessen Teammanager Michael Geserer.

2016 wird zum Übergangsjahr, 2017 stellen sie langsam wieder die alten Erfolge ein. Auf Mallorca, in Bukarest und Washington spielt sich Görges jeweils ins Finale, unterliegt dort jedoch. Bei den US Open erreicht sie das Achtelfinale. Schon da ist die deutsche Teamchefin Barbara Rittner voll des Lobes: "Sie ist so fit wie nie, strahlt eine unheimliche Ruhe aus. Da passt im Moment alles."

So richtig platzt der Knoten jedoch erst im Herbst. In Moskau gelingt Mitte Oktober der erste WTA-Titel seit sechs Jahren. Das gestrige Finale in Zhuhai war bereits ihr neunter Sieg in Folge.

Angesichts dieser herausragenden Spätform ist die nahende Winterpause zu bedauern. Doch schon kurz nach der Siegerehrung des mit 545.000 Euro dotierten Saisonabschlussturniers lenkt die 29-Jährige den Blick erwartungsfroh in die Zukunft: "Ich möchte meinem Team von Herzen danken. Dank euch stehe ich hier und schaue auf ein Jahr mit zwei Turniersiegen zurück. Ich freue mich auf das nächste Jahr."

Kann Görges auch 2018 ihre wiedergewonnene Stärke bestätigen, ist der Sprung unter die ersten zehn der Weltrangliste möglich.

(mlat)
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