Fußball Aufbauhilfe vom Niederrhein für die Schweiz

Niederrhein · Fußball: Trainerin Martina Voss-Tecklenburg startet mit der Frauen-Auswahl heute bei der Europameisterschaft ins Turnier.

Manchmal kommt es vor, dass sogar Funktionäre den richtigen Riecher haben. So etwa im Februar 2012, als der Schweizerische Fußballverband - so der offizielle Name - Martina Voss-Tecklenburg als Nationaltrainerin seiner Frauen-Mannschaft präsentierte. Seitdem geht's mit den kickenden Eidgenossinnen kontinuierlich bergauf. Vor zwei Jahren führte die Fußball-Lehrerin, die in ihrer aktiven Laufbahn 125 Länderspiele für Deutschland bestritten hat, das Team erstmals zur Teilnahme an einer Weltmeisterschaft.

"Wir haben gezeigt, dass es sich dabei nicht um eine Eintagsfliege gehandelt hat", sagt die gebürtige Duisburgerin, die inzwischen in Straelen zu Hause ist. Denn heute feiert die Schweizer Auswahl in den Niederlanden ihre Premiere bei einer Europameisterschaft Sie trifft um 18 Uhr auf Österreich. Qualifiziert hat sich die Nati, wie das National-Team in der Schweiz genannt wird, souverän. Acht Spiele, acht Siege gegen die Konkurrenz aus Italien, Tschechien, Nordirland und Georgien - besser geht's nicht.

Martina Voss-Tecklenburg verrät das Erfolgsgeheimnis: "Entscheidend ist, dass die meisten Spielerinnen inzwischen ihre heimatliche Komfortzone verlassen haben." Der Star der Schweizer Nationalmannschaft stürmt für die Frauen des FC Chelsea: Torjägerin Ramona Bachmann. Viele Spielerinnen sind in der deutschen Bundesliga im Einsatz. Darunter die drei weiteren Leistungsträger, mit denen das Spiel der Schweizerinnen steht und fällt: Die Mittelfeldspielerinnen Lia Wälti (Turbine Potsdam) und Lara Dickenmann (VfL Wolfsburg) sowie Außenverteidigerin Ana-Maria Crnogorcevic (FFC Frankfurt).

Ein echter Experte in Sachen Schweizer Frauenfußball ist mittlerweile der Ehemann der Entwicklungshelferin vom Niederrhein, die als aktive Spielerin mit Deutschland viermal die Europameisterschaft gewonnen hat. Hermann Tecklenburg hat in den vergangenen fünf Jahren die meisten Länderspiele der Eidgenossinnen von der Tribüne aus verfolgt. Der Bauunternehmer und Präsident des Oberliga-Aufsteigers SV Straelen hat sich längst Eintrittskarten für die Europameisterschaft in den Niederlanden gesichert. In der Vorrunde trifft das Schweizer Team, das sein Quartier in der Nähe von Arnheim bezieht, auf Frankreich, Island und Österreich. Hermann Tecklenburg drückt seiner Frau und ihren Schützlingen nicht nur fest die Daumen, sondern traut der Nati auch einiges zu. "Wenn die vier stärksten Spielerinnen vom Verletzungspech verschont bleiben, ist der Sprung ins Halbfinale möglich", sagt Tecklenburg.

Die Nationaltrainerin, die ihrerseits immer die Spiele des SV Straelen beobachtet, falls es ihre Zeit zulässt, wirft den Blick noch nicht ganz so weit voraus. "Zunächst einmal konzentrieren wir uns auf die Vorrunde. Frankreich ist in unserer Gruppe der Top-Favorit. Wir müssen uns im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale an Österreich und Island orientieren", sagt Tecklenburg-Voss.

Die Trainerin wird in den Stadien in Deventer, Doetinchem und Breda, in denen die Schweiz ihre Spiele austrägt, viele bekannte Gesichter sehen. So haben etliche Freunde aus Straelen ihren Besuch angekündigt. Und ihre Familie aus Duisburg möchte ebenfalls dabei sein. Bei den Titelkämpfen zählt sogar ein weiterer Straelener zum medizinischen Stab der Nationalmannschaft. Martina Voss-Tecklenburg hat den Physiotherapeuten Wim Vievermans an Bord geholt - er soll als Osteopath seinen Teil zu den Erfolgen beitragen.

Ganz nebenbei verrät Hermann Tecklenburg auch noch sein Rezept für eine glückliche Ehe. Wie immer wird er die Schweizer Auftritte mit den kritischen Augen des Fachmanns verfolgen. "Aber danach halte ich mindestens 24 Stunden lang den Mund, auch wenn mir vielleicht der eine oder andere taktische Vorschlag auf der Zunge liegt. Denn wenn's um Fußball geht, sind wir längst nicht immer einer Meinung."

(RP)
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