Begegnung auf Augenhöhe Steinmeier will in Athen aufmuntern und von den Griechen lernen

Athen · Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist am Freitag zu Besuch in der griechischen Hauptstadt. "Von Athen lernen" ist das Motto seiner Reise, und auch das der documenta 14, die am Wochenende eröffnet wird.

 Der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos (r.) mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos (r.) mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Foto: rtr, MK/VLD

Die deutsch-griechischen Beziehungen haben schon schlechtere Zeiten gesehen. Vorbei ist es mit den Protesten, bei denen Kanzlerin Angela Merkel in Hitler-Pose gezeigt wurde, und lange nicht mehr gehört wurden auch die Forderungen nach Reparationszahlungen für deutsche Kriegsverbrechen in Höhe von sagenhaften 300 Milliarden Euro.

Dass zeitgleich auf Malta die Euro-Finanzminister bei ihren Verhandlungen über die griechischen Schulden Fortschritte gemacht haben, passt ins positive Bild. Steinmeier mahnt in einem Interview zwar weitere Reformschritte an, aber vor allem will er seinen Besuch als Aufmunterung und Unterstützung verstanden wissen.

Eine Europäische Union ohne Griechenland könne er sich nicht vorstellen, sagt er. Zunächst einmal gibt es Entspannung in der Schuldenkrise. Das soll nach dem Willen von Finanzminister Wolfgang Schäuble zumindest bis zur Bundestagswahl im September auch so bleiben.

Und dann gibt es auch noch die Weltkunstausstellung documenta 14, die zum ersten Mal nicht nur in Kassel gezeigt wird, sondern auch an einem anderen Ort, hier in Athen. Für die Macher um den Polen Adam Szymczyk ist das auch ein politisches Statement: raus aus der Komfortzone Mitteleuropas hin zum krisengeschüttelten Rand des Kontinents.

Steinmeier eröffnet zusammen mit dem griechischen Präsidenten Prokopis Pavlopoulos die weltweit wichtigste Kunstausstellung am Samstag. Auch das ist für ihn ein Zeichen: Deutschland und Griechenland sollen sich auf Augenhöhe begegnen. Zudem hat Steinmeier immer seinen besonderen Draht zu den Griechen betont. Der griechische Außenminister Nikos Kotzias, nach dem Militärputsch 1967 nach Deutschland gekommen, hat wie er in Gießen studiert.

Es ist die dritte Auslandsreise in seiner noch kurzen Amtszeit, und erstmals wird er von seiner Frau Elke Büdenbender begleitet. Es ist noch nicht ganz klar, welche Rolle sie künftig im Schloss Bellevue spielen wird, aber in Athen absolviert die Verwaltungsrichterin schon einmal ein Damenprogramm, das typisch werden dürfte für die kommenden Jahre.

Auf der antiken Agora erhält sie mit der ebenfalls juristisch vorgebildeten Präsidentengattin Vlassia Pavlopoulou-Peltsemi eine Führung "mit rechtsgeschichtlichem Schwerpunkt". Danach spricht sie im Myrtillo Café mit Hilfsorganisationen.

Dass die deutsch-griechischen Beziehungen derzeit relativ gut dastehen, hat auch mit den vielen Besuchen Steinmeiers als Außenminister und mit dem Besuch seines Vorgängers Joachim Gauck vor drei Jahren zu tun. Beide hatten sich der Verantwortung für Kriegsverbrechen und Gräueltaten während der deutschen Besatzung gestellt.

Er möchte einen Beitrag leisten, bekräftigt Steinmeier im Interview der Tageszeitung "Kathimerini", "dass die Erinnerung an die schmerzhaften Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte lebendig bleiben".

Dabei liegt der Tiefpunkt der deutsch-griechischen Beziehungen noch gar nicht so lange zurück. Erst 2015 hatte sich Ministerpräsident Alexis Tsipras nicht nur die gewaltigen Reparationsforderungen zu eigen gemacht, sondern auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise auch noch eine Verrechnung mit den griechischen Verbindlichkeiten gefordert. Das Thema kam am Freitag zunächst nicht auf den Tisch.

(isw/dpa)
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