Frauen-Nationalmannschaft Jones setzt nach peinlichem EM-Aus auf Umbruch

Die enttäuschende Europameisterschaft ist aufgearbeitet, die Lehren aus dem frühen Aus im Viertelfinale sind gezogen. Nun gehen Deutschlands Fußballerinnen um Bundestrainerin Jones mit neuen Zielen in die WM-Ausscheidung.

Steffi Jones: Weltmeisterin, WM-Botschafterin, Kurz-Bundestrainerin
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Das ist Steffi Jones

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Foto: dpa, shp hae nic

Den geplanten Neuanfang der deutschen Fußball-Frauen nach dem EM-Debakel stellte Steffi Jones auch optisch zur Schau. Statt in einer ausgefallenen Bluse wie beim enttäuschenden Kontinentalturnier erschien die Bundestrainerin am Dienstag im schlichten Hosenanzug zur EM-Analyse vor der Presse.

In der Frankfurter Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verkündete die 44-Jährige zudem ihr Aufgebot für den Start in die WM-Qualifikation, die der Olympiasieger mit Rückkehrerin Simone Laudehr und neuen Zielen angeht. Die Mittelfeldspielerin vom FC Bayern München wurde für die Auftaktspiele am 16. September gegen Slowenien und 19. September in Tschechien erstmals nach 13-monatiger Verletzungspause wieder in das DFB-Aufgebot berufen.

"Ich bin froh, dass sie wieder fit ist. Unsere junge Mannschaft benötigt Führungspersönlichkeiten wie sie, die vorangehen und ein Vorbild an Leidenschaft und Einsatzbereitschaft sind. Dingen, die uns bei der Europameisterschaft gefehlt haben", nannte Jones als Grund für die Nominierung der routinierten Mittelfeldspielerin.

Nach der EM-Enttäuschung mit dem bitteren Aus im Viertelfinale gegen Dänemark ist die Ausscheidung für die WM 2019 in Frankreich für Jones und die Mannschaft der zweite Aufbruch zu neuen Ufern innerhalb von zwölf Monaten. "Wir haben die EM intensiv analysiert, waren sehr selbstkritisch und haben eine offene Aussprache geführt", berichtete Jones.

Der Mannschaft habe bei der Endrunde in der Niederlande "in den entscheidenden Momenten die Souveränität, Entschlossenheit und auch Effizienz gefehlt", bilanzierte Jones. Man müsse in den kommenden Monaten an der Präzision, Handlungsschnelligkeit und einem guten Positionsspiel arbeiten.

Auch sie selbst räumte Fehler im ersten Jahr ihrer Amtszeit ein. So will Jones, die sich selbst als harmoniebedürftig bezeichnet, im Umgang mit den Spielerinnen künftig auch mal den Ton verschärfen. "Die lange Leine wird kürzer", kündigte sie an. "Es kann nicht sein, dass in entscheidenden Spielen die Motivation fehlt." Puren Aktionismus, wie die Zuteilung von Comicfiguren an jede Spielerin vor der EM, will sie sich verkneifen. "Das würde ich nicht mehr machen. Man lernt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren", sagte Jones.

Nachdem ihr das DFB-Präsidium trotz der EM-Pleite das Vertrauen bis zur WM ausgesprochen hat, will die frühere Nationalspielerin die zweite Chance nutzen: "Der Prozess des Umbruchs wird fortgeführt. Wir werden die Mannschaft weiter verjüngen."

Neu im Aufgebot für den Auftakt in der WM-Qualifikation steht U20-Weltmeisterin Joelle Wedemeyer (21) vom VfL Wolfsburg. Sie zählt gemeinsam mit Felicitas Rauch (21), Carina Schlüter (20) und Lea Schüller (19) zu den jüngsten Spielerinnen im Team.

Aus dem EM-Aufgebot sind sechs Spielerinnen nicht dabei. Fehlen werden weiterhin auch Alexandra Popp und Melanie Leupolz, die das Kontinentalturnier wegen Verletzungen verpasst hatten. Bis auf Anja Mittag, die ihre Auswahlkarriere beendet hat, ist die Tür aber für niemanden zu. "Es ist keine Spielerin raus", stellte Jones klar und betonte mit Blick auf die Zukunft: "Wir sind überzeugt, dass in der Mannschaft ganz viel Potenzial steckt."

(dpa)
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