"Einfach sehr schlecht" Rafael Nadal erlebt Albtraum von Melbourne

Melbourne · Es bleibt dabei: Rafael Nadal kann die Australian Open einfach nicht mehr gewinnen. Der Spanier musste erkennen, dass der Weg zurück nach Verletzungen immer beschwerlicher.

Tomas Berdych deklassiert Rafael Nadal im Viertelfinale
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Berdych deklassiert Nadal im Viertelfinale

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Nach dem Melbourne-Debakel wirkte Nadal ratlos und noch eine Spur selbstkritischer als sonst. "Das war einfach sehr schlecht. Wenn man es dem Gegner so einfach macht wie ich, kann man nicht erwarten, das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers zu gewinnen", sagte der Weltranglisten-Dritte nach dem ernüchternden 2:6, 0:6, 6:7 (5:7) bei den Australian Open gegen den Tschechen Tomas Berdych (Nr. 7).

Die meisten der rund 12.000 Zuschauer hatten sich während des Matches wie im falschen Film gefühlt. Fassungslosigkeit machte sich in der Rod-Laver-Arena breit, als Publikumsliebling Nadal erstmals seit 2006 wieder einen Satz zu Null bei einem Major verlor. Zuletzt war er in Australien vor vier Jahren vor dem Halbfinale gescheitert.

Nadal selbst, eigentlich die personifizierte Willenskraft, stellte sich nach der ersten Niederlage gegen Berdych seit knapp neun Jahren und zuvor 18 Siegen in Folge gegen den Tschechen ein verheerendes Zeugnis aus. "Ich habe nicht mit der nötigen Intensität und dem nötigen Selbstvertrauen agiert", haderte Nadal - und fügte frustriert an: "Ich habe es Tomas einfach gemacht, gut zu spielen."

Der 28-jährige Nadal musste an einem ungewöhnlichen frischen australischen Sommertag (18 Grad) einsehen, dass für ihn der Weg zurück nach Verletzungen immer beschwerlicher wird. "Es ist nicht das erste Mal, dass ich vor einem Comeback ein schlechtes Gefühl hatte", meinte der 14-malige Grand-Slam-Champion, für den die letztjährige Leidenszeit ausgerechnet bei den Australian Open 2014 begonnen hatte.

Im verlorenen Finale gegen Stan Wawrinka (Schweiz) zwickte der Rücken. Eine ominöse Stammzellen-Behandlung verschaffte inzwischen Abhilfe. Doch eine Handgelenkblessur sowie eine Blinddarm-OP ließen die vergangene Saison zu einer eher enttäuschenden werden. Auf die US Open musste Nadal sogar ganz verzichten, in sieben Monaten bestritt er nur fünf Matches.

Auch US-Ikone John McEnroe prophezeite jüngst: "Auf Rafa wartet ein ganz schwieriges und richtungweisendes Jahr." Die Saison begann mit der Niederlage gegen Michael Berrer (Stuttgart) in Doha äußerst ernüchternd. Der letzte Einzelsieg bei einem offiziellen ATP-Turnier liegt über drei Monate zurück.

Am Ende eines frustrierenden Tages schöpfte Nadal dann doch noch ein wenig Mut für die kommenden Monate. "Ich bin hier immerhin ins Viertelfinale gekommen, ohne mein bestes Tennis gespielt zu haben", stellte die frühere Nummer eins fest.

Berdych indes darf sich nun auf ein Halbfinal-Duell mit Andy Murray (Nr. 6) freuen. Der schottische Olympiasieger beendete den Siegeszug von Australiens Hoffnungsträger Nick Kyrgios beim 6:3, 7:6 (7:5), 6:3. Der 19-jährige Kyrgios, der einen Ohrring, eine dicke Goldkette und einen rasierten Blitz in der Kurzhaarfrisur trägt, hatte als erster Einheimischer nach Lleyton Hewitt 2005 wieder im Viertelfinale von Melbourne gestanden.

Für ein deutsches Highlight sorgten Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld, die erstmals gemeinsam das Doppel-Halbfinale eines Major-Turniers erreichten. Das Fed-Cup-Duo aus Bad Oldesloe und Nordhorn besiegte Kiki Bertens/Johanna Larsson (Niederlande/Schweden) mit 6:2, 7:5. Nächste Gegnerinnen sind nun am Mittwoch Bethanie Mattek/Lucie Safarova (USA/Tschechien).

Im Frauen-Einzel zog die Russin Maria Scharapowa (Nr. 2) durch ein 6:3, 6:2 gegen Wimbledonfinalistin Eugenie Bouchard (Kanada/Nr. 7) ins Halbinale ein. Dort wartet ihre Landsfrau Jekaterina Makarowa (Nr. 10), die die Rumänien Halep (Nr. 3) mit 6:4, 6:0 ausschaltete.

(sid)
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