Formel 1 in Melbourne Vettel macht Jagd auf Hamilton

Sebastian Vettel hat seine Muskeln spielen lassen, aber zunächst war in Down Under wieder mal "Hammertime": Lewis Hamilton, der diesen Begriff gerne zur Umschreibung der eigenen Leistung nutzt, hat im Qualifying zum Großen Preis von Australien seine unglaubliche Pole-Serie fortgesetzt und seinen Anspruch auf den WM-Titel untermauert.

Formel 1: Lewis Hamilton jubelt über Pole Position in Melbourne
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Sunnyboy Hamilton jubelt über Pole in Melbourne

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Trotz großer Gegenwehr des Ferrari-Stars sicherte sich zum sechsten Mal insgesamt und zum vierten Mal in Folge in Melbourne Startplatz eins.

Im ersten Qualifying nach dem neuen Aerodynamik-Reglement beeindruckte Hamilton im Mercedes mit dem Streckenrekord von 1:22,188 Minuten. Der viermalige Champion Vettel war mit seinem "Gina" getauften Ferrari aber in Schlagdistanz (1:22,456) und schnappte Hamiltons neuem Teamkollegen Valtteri Bottas (Finnland/1:22,481) den Platz in der ersten Startreihe weg.

"Es war ein fantastisches Wochenende bislang", sagte Hamilton mit einem breiten Lächeln: "Ich bin so stolz auf das Team. Die Regelreform war eine gewaltige Herausforderung, die wir toll gemeistert haben. Aber Ferrari ist sehr nach dran."

Diese Ansicht teilte auch sein Teamchef Toto Wolff, der zur Bodenhaftung mahnte: "Valtteris Leistung war solide, Lewis ist gut drauf. Beim Start ist aber alles drin. Wenn Sebastian den Start gewinnt, ist es schwer mit dem Überholen. Der Rennausgang ist völlig offen."

Vettel, der seit 18 Monaten auf einen Sieg wartet, sieht sich für Sonntag in der Angriffsposition: "Wir haben ein tolles Auto. Die Pole war heute kaum drin, aber morgen sollte einiges möglich sein. Ich bin sehr zufrieden mit der ersten Startreihe. Wenn wir schauen, wo wir vor zwölf Monaten waren, ist das eine tolle Leistung."

Während der Heppenheimer im Rennen am Sonntag (7.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) für die Silberpfeile zur ernsthaften Gefahr werden könnte, hatte sein Teamkollege Kimi Räikkönen (1:23,033) fast eine Sekunde Rückstand zur Spitze. Allerdings zeichnet sich immer mehr ab, dass Ferrari 2017 wenigstens die zweite Kraft in der Königsklasse sein könnte.

Die hoch eingeschätzten Red Bull konnten dagegen auch am Samstag nicht zur Spitze aufschließen. Max Verstappen (Niederlande/1:23,485) kam nicht über Startplatz fünf hinaus, sein australischer Teamkollege Daniel Ricciardo hat nach einem Crash im Q3 von Position zehn aus kaum noch Chancen auf den ersten Sieg eines Australiers beim Heimspiel.

Damit steht Ricciardo aber immer noch zwei Plätze vor Nico Hülkenberg, der bei seinem Debüt für Renault die guten Trainingsleistungen nicht bestätigen konnte. Unzufrieden war der Emmericher dennoch nicht: "Letztes Jahr ist das Team hier gar nicht über Q1 hinausgekommen, jetzt haben wir am Q3 gekratzt, es lief ganz gut heute. Der Wind hat unserem Auto nicht so gut getan, trotzdem ist es für Sonntag eine ganz ordentliche Ausgangsposition. Ich lasse das Auto fliegen und gucke dann, was dabei rauskommt."

Sauber-Pilot Pascal Wehrlein (Wonrdorf) hatte Stunden vor dem Qualifying wegen Trainingsrückstands nach seiner im Januar erlittenen Rückenverletzung überraschend seinen Startverzicht erklärt. Für den 22-Jährigen sprang Antonio Giovinazzi (Startplatz 16) ein, der als erster Italiener seit 2011 einen Grand Prix fährt.

Ein möglicher Grund für Wehrleins Absage sind die deutlich größeren Kräfte, die nach der Aerodynamik-Reform auf die Fahrer wirken. In diesem Jahr sind die Formel-1-Boliden bis zu 20 cm und die Reifen um 25 Prozent breiter als 2016. Neben einer aggressiveren Optik sorgen die neuen Wagen für deutlich höhere Kurvengeschwindigkeiten, je nach Strecke sollen 2017 zwischen zwei und sechs Sekunden Zeitgewinn pro Runde möglich sein.

Wie Wehrlein erlebt auch Rookie Lance Stroll bislang ein Wochenende zum Vergessen. Der 18-jährige Kanadier wurde nach einem Getriebewechsel infolge eines Crashs im Abschlusstraining vom 19. auf den letzten Startplatz versetzt.

Großer Preis von Australien in Melbourne, 1. von 20 Läufen zur Formel-1-WM 2017, Qualifying (eine Runde = 5,303 km):

1. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 1:22,188 Minuten
2. Sebastian Vettel (Heppenheim) Ferrari 1:22,456
3. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 1:22,481
4. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 1:23,033
5. Max Verstappen (Niederlande) Red-Bull-Renault 1:23,485
6. Romain Grosjean (Frankreich) Haas-Ferrari 1:24,074
7. Felipe Massa (Brasilien) Williams-Mercedes 1:24,443
8. Carlos Sainz jr. (Spanien) Toro Rosso 1:24,487
9. Daniil Kwjat (Russland) Toro Rosso 1:24,512
10. Daniel Ricciardo (Australien) Red-Bull-Renault ohne Zeit
11. Sergio Perez (Mexiko) Force-India-Mercedes 1:25,081
12. Nico Hülkenberg (Emmerich) Renault 1:25,091
13. Fernando Alonso (Spanien) McLaren-Honda 1:25,425
14. Esteban Ocon (Frankreich) Force-India-Mercedes 1:25,568
15. Marcus Ericsson (Schweden) Sauber-Ferrari 1:26,465
16. Antonio Giovinazzi (Italien) Sauber-Ferrari 1:26,419
17. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas-Ferrari 1:26,847
18. Stoffel Vandoorne (Belgien) McLaren-Honda 1:26,858
19. Lance Stroll (Kanada) Williams-Mercedes 1:27,143
20. Jolyon Palmer (Großbritannien) Renault 1:28,244

(sid)
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