Krise in Königsblau Schalke schwächt sich gegen Frankfurt mal wieder selbst

Gelsenkirchen · Die Königsblauen sind nach sechs Pflichtspielen noch immer ohne Sieg. Boateng und Draxler fliegen vom Platz.

FC Schalke 04: Julian Draxler trifft, tritt nach und sieht Rot
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Julian Draxler trifft, tritt nach und sieht Rot

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Hinterher waren alle eifrig darum bemüht sich auszumalen, wie es gekommen wäre, wenn gegen Eintracht Frankfurt alles in halbwegs vernünftigen Bahnen verlaufen wäre. Aber was heißt das schon auf Schalke? "Ich bin sicher, dass wir das Spiel mit elf Mann noch gewonnen hätten", orakelte Sportvorstand Horst Heldt nach dem 2:2 gegen die Hessen. "Wir schaden uns am Ende selber", klagte Mittelfeldspieler Dennis Aogo, "wir hätten zu 100 Prozent noch gewonnen." Zu dieser theoretischen Diskussion fühlten sich gleich eine Reihe von Kräften bemüßigt, weil Kevin-Prince Boateng wegen eines taktischen Fouls Gelb-Rot und Julian Draxler nach einer Tätlichkeit Rot gesehen hatten und die Gastgeber so lange in Unterzahl agierten.

An der dummen Aktion des Nationalspielers an seinem 21. Geburtstag gab es nicht viel zu deuteln. Draxler hatte nach einem Zweikampf mit Carlos Zambrano am Boden liegend nachgetreten. "Das war ein Reflex. Aber da gibt es nichts zu diskutieren", bekundete Heldt. "Jule ist noch jung. Er hat kurz vorher das 2:2 gemacht, dann kommt Gelb-Rot für Boateng, da explodiert alles im Körper." Damit fällt die Offensivkraft mindestens für zwei Partien aus - also auch im Derby gegen Borussia Dortmund am kommenden Samstag. Über seine aktuelle Gefühlslage wollte Draxler keine Auskunft geben. Er entschwand wortlos aus dem Bauch der Arena.

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Nach 24 Minuten an diesem Nachmittag sah vieles danach aus, als ob der Chor derjenigen, die sowieso schon Krise im Revier proklamiert hatten, rasanten Zuwachs bekommen würde. Tatsächlich traten die Frankfurter nicht sonderlich angsteinflößend auf. Und dennoch legte das Team von Trainer Thomas Schaaf die Schwachstellen beim Champions-League-Teilnehmer schonungslos offen. Alexander Meier (15.) und Marco Russ (24.) kamen ohne große Mühen zum Erfolg. Die Defensive der Knappen ist nach Ausfällen von unter anderem Joel Matip und Benedikt Höwedes ein ziemlich wackeliges Konstrukt. Roman Neustädter in seiner neuen Funktion als Abwehrchef mühte sich immerhin nach Kräften um Ordnung.

Eine entscheidende Wende nahm die Partie erst mit einem Elfmeterpfiff auf der anderen Seite. Draxler hatte sich links durchgedribbelt, in seine flache Hereingabe rutschte Slobodan Medojevic, dem der Ball aus kurzer Distanz an die Hand sprang. Schiedsrichter Markus Schmidt aus Stuttgart entschied nach kurzem Zögern auf Strafstoß und zog damit den Zorn der Gäste auf sich.

"Darüber sind wir nicht glücklich", sagte Schaaf. Immerhin suchte er nicht die Schuld einzig in der Leistung des Unparteiischen. "Wenn man 2:0 führt, muss man mehr daraus machen. Wir hätten ruhiger, klarer und sicherer agieren müssen." Eric Maxim Choupo-Moting (40.) verwandelte riskant-lässig per Lupfer. Den Ausgleich steuerte Draxler (50.) mit einem Kopfballtreffer bei.

Schalke - Frankfurt
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Nun muss Trainer Jens Keller vor dem Duell gegen Werder Bremen am Dienstag (20 Uhr) sich wieder etwas einfallen lassen. Eigentlich sollte endlich in der Liga Aufbruchstimmung erzeugt werden. Doch davon sind die Schalker derzeit weit entfernt. Es geht vor allem um Schadensbegrenzung.

Das ist selbstredend nicht der Anspruch.

(RP)
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