Immer mehr Kassen bieten Bonusmodelle anKassenarzt-Chef: Praxisgebühr vor dem Aus
Berlin (rpo). Kaum eingeführt steht die 10-Euro-Praxisgebühr nach Auffassung von renomierter Stelle wieder vor der Abschaffung. Deutschlands oberster Kassenarzt schließt nicht aus, dass es die neue Praxisgebühr schon Ende dieses Jahres nicht mehr geben wird. "Es ist denkbar, dass es die Praxisgebühr Ende dieses Jahres nicht mehr geben wird, weil immer mehr Krankenkassen Bonusmodelle anbieten und ihre Versicherten von der Gebühr befreien", sagte Manfred Richter-Reichhelm, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der "Berliner Morgenpost" (Dienstagausgabe). Seit 1. Januar müssen Patienten bei jedem ersten Arztbesuch im Quartal zehn Euro bezahlen, sofern sie keinen Überweisungsschein haben. Ausnahmen gelten bei Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Da das Gesundheitsmodernisierungsgesetz jedoch die Möglichkeit vorsieht, dass Kassen ihren Mitgliedern Boni offerieren, locken immer mehr Kassen mit dem Gebührenerlass. Dabei setzen die Kassen auf das Prinzip der hausarztzentrierten Versorgung. Patienten, die zuerst zum Hausarzt gehen, werden belohnt, müssen keine zehn Euro bezahlen. "Ich sehe darin mehrere Gefahren", warnt Richter-Reichhelm. Er erklärte: "Zum einen ist das eine relative Einschränkung der freien Arztwahl. Zum anderen ist noch fraglich, ob die Kassen wirklich sparen, wenn sie ihre Versicherten immer erst zum Hausarzt schicken." Die von den Kassen gewährten Boni müssten sich auch refinanzieren. Es sei möglich, "dass die Kassen beim hausarztzentrierten Modell auf einem Fehlbetrag sitzen bleiben."