Chronische Erkrankungen, Hilfsmittel, ZahnarztExperten-Chat Teil zwei: Wo liegen die Grenzen der Zuzahlung?
Düsseldorf (rpo). Wer hat welchen Eigenanteil zu bezahlen? Gibt es Obergrenzen für die Zuzahlung? Gelten beim Zahnarzt andere Regeln? Die Antworten finden Sie im zweiten Teil unseres Experten-Chats mit Peter Knopf (Barmer Ersatzkasse) und Udo Brundiek (Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein) moderator Frage eines Premium-Users: Von welchem Einkommen wird der 2 %ige Eigenanteil gerechnet? Aus zu versteuerndem Einkommen? Welches Jahr wird zu Grunde gelegt? 2003 und 2004 kann es ja noch nicht sein Peter Knopf Grundsätzlich 2 Prozent vom Bruttojahreseinkommen des aktuellen Kalenderjahres. moderator Frage einse Users: Wie funktioniert die Abrechnung und mit wem rechne ich ab, wenn ich die 2-prozentige Bemessungsgrenze überschreite Peter Knopf Grundsätzlich erfolgt die Abrechnung mit der zuständigen Krankenkasse. Hierzu sind die Zuzahlungsnachweise in Verbindung mit den Einkommensnachweisen der Krankenkasse einzureichen. Evtl. überzahlte Beträge werden selbstverständlich erstattet. Für den Rest des Jahres kann, sofern die Voraussetzungen vorliegen, eine Befreiungskarte ausgestellt werden. M. Burkart Wer entscheidet, ob ich bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten eine Regelfall bin oder nicht? Peter Knopf Der Arzt im Rahmen seiner Verordnungshoheit. Bis zum 31.03. gilt zunächst eine Übergangsregelung. Hiernach kann der Arzt bei Vorliegen einer schwerwiegenden Erkrankung ein nicht verschreibungspflichtiges Medikament verordnen. Voraussetzung ist, dass dieses Medikament zum Therapiestandard zählt. Chronische Erkrankungen M. Burkart Wie ist eine schwere Sehbehinderung genau definiert? Peter Knopf Eine schwere Sehbeeinträchtigung, die zu einer Brillenversorgung zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen führen kann, liegt vor, wenn die Sehschärfe (visus) auf jedem Auge bei bestmöglicher Korrektur trotz Verwendung von Sehhilfen jeglicher Art maximal 0,3 beträgt. Matthias Welche Auswirkung hat die Reform bezüglich der Parkinsonschen Krankheit? Wird die Krankheit als chronisch anerkannt? Reduziert sich die Medikamentenzuzahlung? M. Burkart Wer gilt als chronisch krank und muss deswegen weniger zuzahlen? Peter Knopf Eine Krankheit ist schwerwiegend chronisch, wenn sie wenigstens ein Jahr lang mindestens einmal pro Quartal ärztlich behandelt wurde (Dauerbehandlung) und eines der folgenden Merkmale vorhanden ist: Ein Grad der Behinderung oder eine Minderung der Erwerbsfähigkeit von mindestens 60 Prozent durch eine Krankheit vorliegt oder es liegt eine Pflegebedürftigkeit der Pflegestufe 2 oder 3 vor oder es wird ärztlicherseits bestätigt, dass eine schwerwiegende chronische Erkrankung vorliegt. Die zuletzt genannte Alternative weist einige Fragen auf, die derzeitig noch geklärt werden. Udo Brundiek Die Feststellung, dass Versicherte an einer schwerwiegenden chronischen Krankheit leiden, wird durch die Krankenkasse getroffen. Peter Knopf Bitte beachten Sie aber, dass Sie maximal 2 Prozent - bei einer schwerwiegenden chronischen Erkrankung 1 Prozent - ihres Bruttojahreseinkommens zu entrichten haben. Peter Knopf Wir empfehlen Ihnen daher, sofern diese Grenze erreicht wird, bei Ihrer Krankenkasse eine Befreiung von Zuzahlungen für den Rest des Jahres zu beantragen. Zahnarzt: Gebühren und Zahnersatz kleines arschloch Kann ich eigentlich auch zum Zahnarzt überwiesen werden oder hält mein Zahn-Doktor in jedem Fall nochmal die Hand auf? Peter Knopf Ja, hält er. Eine Überweisung vom Arzt zum Zahnarzt und umgekehrt ist leider nicht möglich. kleines arschloch Ist denn vor der nächsten Wahl noch eine neue Regelung zum Zahnersatz zu erwarten? Peter Knopf Ja, zum 01.01.2005. Ab diesem Zeitpunkt werden die Krankenkassen befundorientierte Festzuschüsse leisten. Diese werden im Einzelnen noch festgelegt. Die bisher gültige Bonusregelung wird unverändert Bestand haben. M. Burkart Wie hoch wird der Beitrag für die Zahnersatz-Pflichtversicherung in etwa sein? Peter Knopf Im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen werden die Beiträge ab 01.01.2005 zwischen 6 und 8 Euro im Monat liegen. Der private Krankenversicherungsverband hat signalisiert, dass dort der Beitrag im zweistelligen Bereich liegen wird. Zu beachten ist, dass bei den gesetzlichen Krankenkassen mitversicherte Familienangehörige und Ehepartner keinen zusätzlichen Beitrag entrichten müssen. kleines arschloch Lohnt es, falls ein Zahnersatz in jedem Falle ansteht, das noch in 2004 zu machen ? Peter Knopf Da die Zuschuss-Regelung ab 01.01.2005 noch nicht konkret geregelt ist, lässt sich diese Frage noch nicht beantworten. Hilfsmittel rolli03 Guten Tag, mich würde interessieren wie die neue Regelung bei Hilfsmitteln geregelt ist. Ich hatte eine Verordnung aus 2003,die Lieferung erfolgte erst 2004. Das Hilfsmittel kostete 185,00 , 18,50 hab ich dazuzahlen müssen. Muss ich immer 10 % zuzahlen, auch bei E.-Rollstühlen usw.? Gruß Uwe Klein Peter Knopf Für die Zuzahlung bei Hilfsmitteln gilt grundsätzlich der Tag der Entnahme. Ab 2004 beträgt die Zuzahlung für Hilfsmittel grundsätzlich 10 Prozent der Kosten, mindestens 5 Euro, maximal 10 Euro je Mittel. Bei Hilfsmitteln zum Verbrauch (z.B. Windeln bei Inkontinenz) beträgt die maximale Zuzahlung je Monat 10 Euro. kleines arschloch Kann ich als Patient mit Trick 17 bei den Medikamentenkosten sparen? Wenn ja - wie geht das? Udo Brundiek Nein, das ist nicht möglich.