28:23 gegen UngarnHandball-EM: Deutschland im Halbfinale
Ljubljana (rpo). Vor 363 Tagen holten die deutschen Handballer die Vize-Weltmeisterschaft, jetzt spielen sie bei der EM in Slowenien wieder um eine Medaille mit. Dank eines überragenden Torwarts Henning Fritz gegen die Ungarn zog die Mannschaft von Heiner Brand ins Halbfinale ein.Das deutsche Team besiegelte den ersehnten Halbfinal-Einzug durch ein 28:23 (16:12) im letzten Hauptrundenspiel gegen den WM-Sechsten Ungarn und darf weiter vom ersten Titelgewinn seit 26 Jahren träumen. In der Runde der letzten Vier trifft die deutsche Mannschaft am Samstag auf den EM-Dritten Dänemark, der sich vorzeitig durch ein 34:20 (18:9) gegen die Schweiz als Zweiter der Parallelgruppe für die Vorschlussrunde qualifiziert hatte. Erster der Gruppe 1 wurde Weltmeister Kroatien durch ein 24:24 (12:13) gegen Olympiasieger Russland. Dadurch, dass Kroatien ohnehin als Titelverteidiger bei der WM 2005 in Tunesien gesetzt war, rückt der Vierte der EM automatisch nach, so dass sich die DHB-Auswahl zudem über die frühzeitige WM-Qualifikation freuen konnte. Die Kroaten treffen in ihrem Halbfinale ebenfalls am Samstag auf Gastgeber Slowenien, der sich überraschend gegen Ex-Weltmeister Frankreich 27: 22 (12:9) durchsetzen konnte. Zunächst gilt die Konzentration der Deutschen aber dem Match gegen die Dänen. "Sie haben eine gute 6:0-Abwehr und der Angriff ist taktisch gewachsen. Die Dänen gehören zur absoluten Spitze und sind sehr ausgeglichen besetzt", meinte Brand respektvoll über den Halbfinalgegner. "Ich schätze den bisherigen Erfolg sehr hoch ein, weil die Vorbereitung sehr holprig lief und dann noch einige Verletzte dazu kamen. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, umso schöner ist das. Die Jungens haben sich den Erfolg redlich verdient", hatte der Bundestrainer bereits unmittelbar nach dem Abpfiff den Halbfinal-Einzug kommentiert. Vor 4500 Zuschauern in der "Hall Tivoli" in Ljubljana sorgten im "Alles-oder-Nichts"-Spiel Christian Zeitz (acht Tore) als bester Werfer und sein überragender Kieler Vereinskollege Fritz, der im deutschen Tor 23 Paraden zeigte, für den benötigten dritten Sieg in der dritten Hauptrundenpartie binnen drei Tagen. "Diese Mannschaft hat das Zeug, Europameister zu werden. Das erwarte ich jetzt auch", betonte Ulrich Strombach, Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB). Die insgesamt dritte EM-Medaille eines deutschen Teams würde zudem die direkte Qualifikation für die WM 2005 in Tunesien bedeuten. 22 Stunden nach der Galavorstellung gegen Gastgeber Slowenien (31:24) hatte die DHB-Auswahl gegen die kompakten Ungarn zunächst Probleme. Nicht zuletzt, weil Linkshänder Volker Zerbe (Lemgo) wegen einer Verletzung an der Patellasehne ab der 8. Minute nur noch in der Abwehr eingesetzt werden konnte. Doch sein Vertreter Zeitz ersetzte den 2,11-m-Hünen mit allein sechs Treffern in der ersten Halbzeit glänzend. Zudem präsentierte sich Keeper Fritz nicht nur wegen drei gehaltener Siebenmeter erneut in bestechender Form, so dass die ohne Kapitän Markus Baur (Meniskuseinriss/Lemgo) angetretene deutsche Equipe über 7:7 (15.) auf 15:11 (26.) davonzog. Nach dem Wechsel lähmte der immense Druck, bei einer Niederlage den Sprung ins Semifinale doch noch zu verpassen, das deutsche Angriffsspiel aber merklich. Zehn Minuten blieb der Titelmitfavorit ohne Tor, ehe der 23-jährige Zeitz den Bann zum 21: 18 (45.) brach. "Jetzt ist der Rest nur noch die Kür. Wichtig war, dass wir das Halbfinale erreichen", meinte Lemgos Rechtsaußen Florian Kehrmann. Besonders beeindruckt zeigte sich der "Handballer des Jahres" von der famosen dreitägigen Aufholjagd des am Dienstag nur mit einem Pluspunkt als Außenseiter in die Hauptrunde gestarteten DHB-Teams. Trotz einer enttäuschenden Vorrunde mit einer Auftaktschlappe gegen Serbien und Montenegro (26:28) sowie einem Unentschieden im Duell mit Ex-Weltmeister Frankreich (29:29) ist die dritte EM-Medaille nach Silber vor zwei Jahren und Bronze 1998 nun zum Greifen nah. "Meine Mannschaft hat immer den unbedingten Willen. Wir haben gezeigt, dass wir zu vielem im Stande sind", blickt Brand gelassen der Vorschlussrundenpartie entgegen, nachdem er die verletzungsbedingten Ausfälle von Baur, Stefan Kretzschmar (Leistenoperation) und Frank von Behren (Knieprobleme) noch völlig schockiert hingenommen hatte. Doch nicht zuletzt die kontinuierliche Leistungssteigerung seit Turnierbeginn gibt Grund zur Hoffnung. "Nach der Verletzung von Markus Baur sind wir noch enger zusammengerückt und haben uns den Erfolg hart erarbeitet", erklärt Zerbe und betonte: "Jetzt wollen wir natürlich so weit wie möglich kommen."