Alle Wirtschaft-Artikel vom 08. Januar 2004
Parmalat-Skandal weitet sich aus

Luxemburg ermittelt wegen Verdachts auf GeldwäscheParmalat-Skandal weitet sich aus

Rom (rpo). Im Bilanzskandal um den italienischen Parmalat-Konzern stoßen die Ermittler auf immer mehr verdächtige Unternehmen. Unterdessen meldete nach dem Nahrungsmittelproduzenten Parmalat SpA auch der Mutterkonzern der Gruppe Zahlungsunfähigkeit an. Zudem kündigte die Luxemburger Justiz Ermittlungen wegen Verdachts auf Geldwäsche gegen das Unternehmen an. Die italienische Staatsanwaltschaft dehnte ihre Untersuchungen einem Medienbericht zufolge auf ein zu Parmalat gehörendes Reiseunternehmen aus. Auch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geriet ins Visier der Ermittler. Mit der Insolvenzerklärung soll der Parmalat-Mutterkonzern Parmalat Finanziaria vorläufig von seinen ausstehenden Verpflichtungen entbunden werden, wie ein Firmensprecher mitteilte. Der Antrag auf Zahlungsunfähigkeit gelte auch für die in der Milchproduktion tätigen Tochterfirmen Eurolat und Lactis. Es gehe darum, sich vorerst vor einem Konkurs zu schützen. Die Ermittlungen der italienischen Staatsanwaltschaft wurden laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AGI auf die Tochterfirma Parmatour ausgedehnt. Dies sei nach der Vernehmung eines früheren Managers des Reiseunternehmens erfolgt, hieß es. Parmatour erklärte allerdings, dass man darüber nicht informiert sei. Ein Mailänder Justizbeamter teilte unterdessen mit, zwei italienische Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche würden verdächtigt, an der Fälschung der Parmalat-Bilanzen mitgewirkt zu haben. Auch ein ehemaliger Angestellter der Bank of America, der das Unternehmen beraten habe, stehe auf der Liste der Ermittler. Zu den Geldwäsche-Vorwürfen machte der zuständige Luxemburger Untersuchungsrichter Carlos Zeyen keine näheren Angaben. Seine Behörde sei auf "verdächtige Informationen" gestoßen, erklärte Zeyen lediglich.

Aktienmärkte fester

Euro schwächerAktienmärkte fester

Frankfurt/New York (rpo). Die Aktienmärkte haben sich am Donnerstag deutlich fester gezeigt. Der Deutsche Aktienindex DAX stieg bis Handelsschluss auf 4.045,43 Punkte. Der Euro schwächelte dagegen.Der MDAX legte um 0,29 Prozent auf 4.563,99 Zähler zu und der TecDAX um 3,47 Prozent auf 576,43 Punkte. Der Referenzkurs des Euro wurde bei 1,2634 Dollar festgesetzt nach 1,2656 Dollar am Vortag. Die Gemeinschaftswährung lag damit deutlich unter ihrem Rekordhoch. Größter Gewinner im DAX waren Infineon und Siemens mit mehr als jeweils plus 4,4 Prozent. Die französische Bank BNP Paribas hatte Infineon, die bereits am Vortag kräftig zugelegt hatten, höher gestuft. Mehr als 3 Prozent gewann das Papier der Deutschen Telekom. Größter Verlierer war der Energieversorger E.ON mit minus 3,5 Prozent. Auch in New York eröffnete die Börse fester. Der Dow Jones Index für 30 führende Industriewerte legte in der ersten Handelsstunde um 0,1 Prozent auf 10.542 Zähler zu. Der Nasdaq Index verbesserte sich um 0,2 Prozent auf 2.081 Punkte. In Japan schloss die Börse höher, vor allem Technologieaktien waren gefragt. Der Nikkei Stock Average stieg um 0,74 Prozent auf 10.837,65 Zähler.

EZB lässt Leitzinsen bei zwei Prozent

Höhenflug des Euro bereitet SorgenEZB lässt Leitzinsen bei zwei Prozent

Franfurt/Main (rpo). Bei ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen für die Eurozone unverändert gelassen. Der Satz liegt damit nach wie vor bei zwei Prozent. Sorgenfalten bereitet den Währungshütern allerdings der Höhenflug des Euro.Zuletzt hatte die Notenbank ihr Zinsniveau Anfang Juni 2003 um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Auch die Bank of England ließ ihren Leitzins am Donnerstag bei 3,75 Prozent. Angesichts des zunehmenden Drucks auf die EZB, dem steigenden Eurokurs entgegenzusteuern, zeigte sich Notenbank-Chef Jean-Claude Trichet betont gelassen Trichet räumte ein, dass die jüngste Kursentwicklung "wahrscheinlich dämpfende Effekte auf die Ausfuhren" haben werden. Zugleich verwies er aber darauf, dass der Export weiterhin von dem dynamischen weltweiten Aufschwung profitieren werde. Insgesamt dürften die Exporte aus der Eurozone daher wachsen, sagte der EZB-Chef. Europaweit hatte der schnelle Anstieg des Euro im Vergleich zum US-Dollar bei Politikern und Ökonomen die Alarmglocken schrillen lassen. Sie fürchten, die sich verteuernden Exporte könnten den beginnenden Aufschwung in der Eurozone abwürgen. Die Gemeinschaftswährung hatte innerhalb weniger Tage zeitweise sogar die Marke von 1,28 US-Dollar überschritten. Vor der Ratssitzung war der Kurs jedoch unter 1,26 gerutscht und hatte sich erst danach wieder erholt. Bundesbank-Vizepräsident Jürgen Stark nannte den Wechselkurs in der Tageszeitung "Die Welt" vom Donnerstag ein "potenzielles Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung". Auch EU-Handelskommissar Pascal Lamy zeigte sich besorgt über den Eurokurs. "Ich glaube, wir nähern uns der Zone, wo es für die europäische Wettbewerbsfähigkeit schwierig wird", sagte Lamy in Berlin. Grundsätzlich seien die Mitgliedstaaten durch die Eurozone aber besser gegen Währungsrisiken geschützt. Aufforderung aus BelgienDer belgische Regierungschef Guy Verhofstadt hatte die EZB unverblümt aufgefordert, die Leitzinsen zu senken. "Besonders wenn der Euro weiter gegen den Dollar steigt, scheint es unausweichlich, dass die EZB das Niveau ihrer Zinsen überdenkt", sagte er der "Financial Times Deutschland". Zinssenkungen könnten zwar nicht alle Probleme lösen, aber sie könnten helfen, die großen Ungleichgewichte zwischen Euro und Dollar zu verringern.Der Belgier damit war der erste Regierungschef der Euro-Zone, der die Zentralbank öffentlich zur Zinssenkung mahnte. Bisher waren die Staatsoberhäupter bemüht, keinen Druck auf die unabhänge EZB auszuüben. Auch Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) forderte öffentlich ein Signal von der EZB. Der starke Euro sei das derzeit größte Wachstumsrisiko. Mit Blick auf die konjunkturelle Situation "dächte man an Zinssenkung", sagte er in Leipzig an die Adresse der Notenbanker. Bei einer weiteren Euro-Aufwertung rechnet auch der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, mit einer Zinsintervention der EZB. Sollte die Gemeinschaftswährung im ersten Quartal über 1,35 Dollar steigen, "dürfte der Eurozins auf amerikanisches Niveau fallen", sagte Walter der "Berliner Zeitung". Der maßgebliche Zinssatz in den USA liegt derzeit auf dem historischen Tiefstand von einem Prozent.

Kündigung der Betriebsrenten: "instinktlos" und "frech"

Commerzbank-Chef verteidigt sichKündigung der Betriebsrenten: "instinktlos" und "frech"

Frankfurt/Main (rpo). Auf ein reges und sehr negatives Echo ist die Kündigung der Betriebsrenten bei der Commerzbank gefallen. Von charakterlos über instinktlos bis frech reichten die Reaktionen. Politiker kritisierten insbesondere, dass die Vorstände der Bank sich von den Einschnitten ausnehmen. SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler hat die Kündigung der Betriebsrenten bei der Commerzbank ein "besonderes Zeichen von Charakterlosigkeit" genannt. Stiegler sagte am Donnerstag am Rande der Klausurtagung der SPD-Bundestagsfraktion in Leipzig, er hätte für einen solchen Schritt nur Verständnis, wenn auch die Vorstände davon betroffen seien. Die Commerzbank verfahre aber nach dem Motto: "Meine Vorstände, die bade ich in Fett, und die anderen werden ins kalte Wasser gestoßen." Die Kündigung von Betriebsrenten sei "eine Moralfrage", sagte Stiegler. "Da kann der Gesetzgeber nichts machen." Es handele sich um eine freiwillige Leistung, über die in Tarifverhandlungen Vereinbarungen getroffen werden müssten. Ein Betriebsrentengesetz mit ganz engen Kündigungsklauseln gebe es bereits.SPD-Generalsekretär Olaf Scholz nannte das Vorgehen der Bank und ähnliche Kürzungen bei der Gerling-Versicherung "ein falsches Signal". Der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse (CDA), Hermann-Josef Arentz, sprach sogar von Verhöhnung der Mitarbeiter. Unterdessen verteidigte Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller die Entscheidung.Müller: Vorstandspensionen sind niedrigMüller sagte der "Bild"-Zeitung, die Entscheidung sei "uns schwer gefallen, aber wir können nicht nur unseren Aktionären Verzicht zumuten". Alle wüssten, "dass wir uns im Bankgeschäft auf dramatische Veränderungen einzustellen haben, die unter anderem durch eine weltweite Wirtschafts- und Börsenflaute ausgelöst wurden". Dass die Vorstandspensionen nicht gleichzeitig gekürzt wurden, begründete Müller so: "Unsere Pensionen sind im Verhältnis zu vergleichbaren Banken sehr niedrig. Wir haben hier schon 2001 deutliche Einschnitte vorgenommen." Dem "Handelsblatt" sagte der Commerzbank-Chef zudem, der Vorstand habe sich die Entscheidung zur Kündigung der Betriebsrenten nicht leicht gemacht, habe aber keine Alternative dazu gesehen. Die Aufkündigung habe ausschließlich betriebswirtschaftliche Gründe. Die Bank müsse alle Möglichkeiten nutzen, um ihre Rentabilität zu steigern, weitere Einsparungen bei den Personalkosten seien nicht geplant. Der CDA-Vorsitzende Arentz sagte der "Bild"-Zeitung, es sei besonders frech, dass die "Luxusversorgung" der Manager ungeschoren bleibe. "Kein Klassenkämpfer könnte ein schlimmeres Zerrbild des hässlichen Kapitalisten zeichnen, als es dieser Bankvorstand selbst tut." Der CDU-Politiker forderte rasche Konsequenzen. "Wenn der Commerzbank-Vorstand seinen Beschluss nicht schnellstens rückgängig macht, muss er zurücktreten."Klagen gegen GerlingAuch SPD-Generalsekretär Scholz griff die Unternehmen an. Dass gleichzeitig mit der Beendigung der Betriebsrenten nicht auch die entsprechenden Regelungen für die Vorstände betroffen seien, sei "instinktlos", sagte er der "Financial Times Deutschland". Der Sozialdemokrat glaubt allerdings nicht, dass das Vorgehen der Konzerne Schule machen wird. Er forderte die Tarifparteien jedoch vorsorglich auf, Betriebsrenten stärker in Branchenverträgen zu verankern. Unterdessen klagen mehrere frühere Vorstandsmitglieder des Versicherungskonzerns Gerling einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge gegen ihre Ex-Arbeitgeber und verlangen Absicherungen für schon laufende Pensionen. Sie fürchten der Zeitung zufolge, dass der Versicherer Probleme bekommen könnte, die Betriebsrenten zu zahlen. Am Montag dieser Woche war zunächst die von der Commerzbank geplante Kündigung der Betriebsrenten für die 24.000 Mitarbeiter der AG bekannt geworden. Am Mittwoch bestätigte dann auch der Gerling-Konzern, dass mit dem Betriebsrat eine Kürzung der Versorgungsversprechen vereinbart worden sei.

Männer tricksen öfter bei der Steuer als Frauen

Schummeln gilt vielen als KavaliersdeliktMänner tricksen öfter bei der Steuer als Frauen

München (rpo). Wenn es bei der Steuer um die Moral geht, nehmen es die Deutschen nicht so genau. Tricksen und Schummeln bei der Steuererklärung gehören für viele einfach dazu. Männer tricksen dabei öfter als Frauen. Tricksen und Schummeln bei der Steuer ist für viele ein Kavaliersdelikt, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage für das Magazin "Das Haus" ergab. Demnach finden 35 Prozent, es gehöre zum guten Ton, mit Bekannten Steuertricks auszutauschen, 40 Prozent geben zu, jedes Steuerloch zu nutzen, das sie entdecken können. 15 Prozent finden es völlig okay, das Finanzamt zu betrügen. Frauen sind dabei insgesamt ehrlicher als Männer. Denn während nur 27 Prozent der Frauen Steuertricks weitergeben, sind es bei den Männern 43 Prozent. 46 Prozent der Männer nutzen jedes Steuerschlupfloch, unter den Frauen tun es 34 Prozent. Insgesamt verhält sich die Mehrheit - nämlich 57 Prozent - der Männer und Frauen korrekt, beginnt aber zu schwanken: 60 Prozent der Frauen und 54 Prozent der Männer sagten, sie seien bisher ehrlich gewesen, aber so langsam bezweifelten sie den Sinn dieser Ehrlichkeit. Jeder Dritte hat Verständnis für prominente Steuerflüchtlinge wie Michael Schumacher: Wenn sie reich wären, würden sie in eine Steueroase umziehen, gaben 32 Prozent der Befragten an. Jeder zweite Befragte erklärte, wer nicht immer das Beste für sich raushole, sei ein bisschen blöd. Auch bei Versicherungen nimmt es nicht jeder so genau: Zwar geben 86 Prozent an, sie fänden Versicherungsbetrug kriminell. 12 Prozent räumten aber ein, sie hätten bei einer Schadensmeldung schon mal etwas hingebogen. Für die Untersuchung befragte das Ipsos Institut in Mölln im Oktober 1.000 Personen ab 14 Jahren.

Neckermann: Bei Arbeitslosigkeit Kaufpreis zurück

Neue Strategien gegen KaufzurückhaltungNeckermann: Bei Arbeitslosigkeit Kaufpreis zurück

Hamburg (rpo). Wer als Kunde des Versandhauses Neckermann unverschuldet arbeitslos wird, dem zahlt das Unternehmen den Kaufpreis zurück. Bedingung: Beim Erwerb muss ein Aufschlag von 7,9 Prozent auf den Kaufpreis gezahlt werden.Diese Geld-zurück-Versicherung bei Arbeitslosigkeit soll dazu beitragen, die Verunsicherung der Konsumenten zu mindern, sagte Vertriebschef Gebhard Stammler bei der Vorstellung des Kataloges für 2004. Das Angebot ist beschränkt auf unverschuldete Arbeitslosigkeit und Kunden zwischen 18 und 54 Jahre. Im Höchstfall werden Einkäufe bis zu 18.000 Euro erstattet. Die gekauften Waren dürfen die Kunden behalten.Neckermann zeigte sich im Gegensatz zum übrigen Einzelhandel zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft: "Wir waren äußerst zufrieden im Dezember", sagte Manager Markus Krechting. Nach seinen Angaben stieg der Internet-Umsatz des Versandhauses von 280 Millionen Euro 2002 auf 375 Millionen 2003. Damit betrage der Internetanteil am Umsatz nun 15 Prozent. Genaue Umsatzzahlen für 2003 wurden nicht bekannt.

Deutschlands fleißigste Kühe stehen in Sachsen

Immer weniger Tiere geben immer MilchDeutschlands fleißigste Kühe stehen in Sachsen

Dresden (rpo). Deutschlands fleißigste Milchkühe stehen in Sachsen. Während Tiere im Bundesdurchschnitt 7895 Kilogramm Milch pro Jahr schafften, gaben die Kühe in Sachsen 8034 Milch.Wie es aus dem sächsischen Landwirtschaftsministerum weiter hieß, haben sich Sachsens Kühe mit ihrer Leistung im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Die sächsische Durchschnittskuh habe nämlich 244 Kilogramm mehr Milch als im so genannten Prüfjahr 2001/2002 geliefert. Ursachen für diese Entwicklung sind laut Landwirtschaftsminister Steffen Flath die Züchtung, bessere Haltungsbedingungen und die Fütterung. Der CDU-Politiker erwartet nach Angaben des Ministeriums durch die EU-Agrarreform eine weitere Intensivierung der Milchproduktion. "Wenn die Reform so umgesetzt wird wie von der Bundesregierung geplant, wird sich der Trend zu immer weniger Kühen, die immer mehr Milch geben, verschärfen", so Flath. In Sachsen halten diesen Angaben zufolge 1.510 Betriebe insgesamt 205.582 Milchkühe. Der Kuhbestand ging damit gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent zurück.

Tengelmann-Chef: Rückbesinnung auf Fleiß, Pünktlichkeit, Ordnung

Karl-Erivan Haub fordert UmdenkenTengelmann-Chef: Rückbesinnung auf Fleiß, Pünktlichkeit, Ordnung

Mülheim/Ruhr (rpo). Der Chef des Handelsriesen Tengelmann, Karl-Erivan Haub, hat ein grundlegendes Umdenken in Deutschland gefordert, damit das Land wirtschaftlich wieder in Fahrt kommt. Außerdem verlangte er eine Rückbesinnung auf Werte wie Fleiß, Pünktlichkeit und Ordnung."Wir müssen Opfer bringen - alle. Vielleicht auch fünf oder zehn Jahre lang - im Interesse unserer Kinder. Es wird nicht lustig werden, das aber muss man akzeptieren", sagte der Deutschamerikaner, der seit Anfang 2000 die Geschicke des Familienunternehmens leitet. Haub, der in den USA geboren wurde, aber in Deutschland aufwuchs, übt deutliche Kritik an der Versorgungsmentalität, die in der Bundesrepublik um sich gegriffen habe. "In Amerika ruft man nicht nach dem Staat. Hier dagegen haben sich die Leute selbst entmündigt." Der 43-Jährige erzählt ein Beispiel, das bei ihm selbst nur noch Kopfschütteln hervorgerufen habe. Als Tengelmann in den vergangenen Monaten die Schokoladenfabrik Wissol in Mülheim verkauft habe, habe das Unternehmen dafür gesorgt, dass der neue Eigentümer 100 Mitarbeitern neue Arbeitsplätze im gut eine halbe Autostunde entfernten Dortmund anbot. "Wir haben dem Käufer dafür Konzessionen gemacht. Und das Ergebnis: 29 Beschäftigte haben die neue Stelle angenommen. 71 haben sich für die Arbeitslosigkeit entschieden. Da war ich echt ernüchtert", erzählt Haub. Für diese Mitarbeiter sei Arbeitslosigkeit offenbar lukrativer gewesen. Und er fügt gleich noch ein anderes Beispiel hinzu: Tengelmann habe in diesem Jahr zehn Prozent seiner Lehrstellen nicht besetzten können - mangels geeigneter Bewerber.Familienunternehmen leben WerteHaub fordert eine Rückbesinnung auf alte Tugenden: "Ordnung, Pünktlichkeit und Fleiß das sind Werte. Große Familienunternehmen leben diese Werte vor", sagt er. Dies gelte auch für Tengelmann. Im Unternehmen sei kein Platz für Schlampigkeit, Unordnung und Unsauberkeit. "Wir lassen diese Dinge nicht zu", sagte Haub. Hier habe es ein Familienunternehmen leichter als eine Publikumsgesellschaft. "Das muss man vorleben." Über die Zukunft der Tengelmann-Gruppe macht sich Haub denn auch trotz der Wirtschaftskrise keine Sorgen: "Unser Unternehmen hat zwei Weltkriege überlebt. Wir haben unsere eigene Unternehmenskrise überstanden. Darum macht mich das letzten Endes nicht Bange. Wir werden auch diesen Sturm durchstehen und zeigen, dass ein Unternehmen auch widrigen Umständen trotzen kann." Tengelmann werde aber in Zukunft mehr im Ausland investieren. Hilfe von der Politik erwartet der Manager in Deutschland nicht. "Das Land ist führungslos", kritisiert er. In der Politik fehle es an wirtschaftlichem Sachsverstand.

Hunderte Flüge aus und nach Italien gestrichen

Fluglotsenstreik angekündigtHunderte Flüge aus und nach Italien gestrichen

Rom/Frankfurt (rpo). Hunderte Flüge aus und nach Italien sind am Donnerstag wegen eines Streiks der italienischen Fluglotsen gestrichen worden. Tausende Passagiere mussten zunächst am Boden bleiben. Allein bei der Lufthansa sind 54 Verbindungen ausgefallen.Mehr als 600 Flüge italienischer und ausländischer Fluggesellschaften wurden abgesagt, wie die Lotsengewerkschaft Anpcat mitteilte. Dies sei etwa jeder siebte Flug. Gut 3500 Flüge seien planmäßig in die Luft gegangen. Am Flughafen Rom-Fiumcino strandeten hunderte Reisende; die meisten von ihnen Ausländer, die nichts von dem Ausstand mitbekommen hatten. Die italienische Fluggesellschaft Alitalia hatte vorsorglich 344 Flüge abgesagt, davon waren 22.000 Passagiere betroffen. Wegen des auf 10 bis 18 Uhr angesetzten Streiks wurden bis zum Nachmittag in Rom-Fiumicino mehr als 260 Starts und Landungen abgesagt, in Mailand-Malpensa waren es mehr als 150, in Mailand-Linate 120, in Neapel und Bologna je etwa 40 und in Verona 20. Mit dem Streik will die Fluglotsen-Gewerkschaft Anpcat die Verlängerung der seit zwei Jahren ausgelaufenen Angestellten-Verträge erreichen. Allein bei der Lufthansa fielen 54 Flüge von und nach Italien aus. Die deutsche Linie musste Verbindungen von und nach Rom, Bologna, Florenz, Turin, Mailand und Venedig streichen, wie ein Unternehmenssprecher in Frankfurt am Main mitteilte. Die Zahl der betroffenen Passagiere sei noch unklar. Viele würden aufgrund des Streiks gar nicht erst einchecken, sagte der Sprecher. Zahlreiche Fluggäste kämen aber trotz des Streiks an ihr Ziel, weil sie auf andere Maschinen umgebucht werden könnten. Neben der Lufthansa und waren auch zahlreiche andere ausländische Fluggesellschaften von dem Ausstand betroffen, unter ihnen Air France, British Airways, KLM und Olympic Airways.